Der Spielplan hat uns ein echtes Endspiel um den Klassenerhalt beschert. Mit dem Hamburger SV und dem VfL Wolfsburg trifft der Tabellen-16. auf den Tabellen-15. Wir klären auf, wie es um die Chancen der beiden Krisen-Vereine steht.
Die Ausgangsposition ist simpel: Die Hamburger müssen gewinnen, um den Klassenverbleib zu sichern. Ansonsten geht es in die Relegation.
Wolfsburg würde ein Unentschieden zum Klassenerhalt genügen. Eine Niederlage würde höchstwahrscheinlich die Relegation bedeuten.
Nur wenn der FC Augsburg in Hoffenheim so klar verliert, dass die Tordifferenz für Wolfsburg spricht, wäre auch bei einer Niederlage die Klasse gesichert.
Wer hat mehr Druck?
Beide Vereine sehen die eigene Mannschaft psychologisch im Vorteil.
HSV-Trainer Markus Gisdol sagt: "Wir haben eine lange Aufholjagd hinter uns und hatten immer viel zu verlieren. Das ist jetzt das erste Spiel, in dem wir etwas gewinnen können. Denn die Position (der Relegationsplatz, Anm.d.Red.) wird sich nicht verschlechtern."
VfL-Manager Olaf Rebbe hingegen sagt: "Wir hatten in dieser Saison schon öfter die Situation, gewinnen zu müssen. Wir haben auch jetzt grossen Druck. Aber der Druck beim HSV ist grösser."
Für beide Vereine wäre ein Abstieg dramatisch. Vermutlich hat Wolfsburg-Trainer Andries Jonker Recht, wenn er sagt: "Für beide Vereine ist das Spiel gleich wichtig."
Wer sind die Schlüsselspieler?
Beim VfL Wolfsburg gibt es nur einen Schlüsselspieler:
In den elf Spielen unter Trainer Jonker gelangen ihm zehn Tore. Das Problem ist allerdings: Gomez scheint der einzige Wolfsburger mit Torjäger-Qualitäten zu sein.
Seinen Mitspielern gelangen in den letzten elf Partien insgesamt nur drei Tore – eins davon wurde auch noch von Gomez vorbereitet.
Für den HSV geht es also darum, Gomez in jeder Sekunde zu bewachen. Für diese Aufgabe ist Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos geradezu prädestiniert.
Der bullige Leihspieler von Bayer Leverkusen kann es physisch mit dem grossgewachsenen Gomez aufnehmen, ist sehr zweikampfstark und befindet sich in Top-Form.
Jonker sagt in der Bild über Papadopoulos: "Er ist ein Typ, der sich festbeisst. Aber trotzdem schafft es Mario immer, sich durchzusetzen."
Grosse Hoffnungen ruhen beim HSV auch auf dem wieder genesenen Nicolai Müller. Trotz Verletzungspause ist der dribbelstarke Rechtsaussen noch immer der Top-Scorer des HSV.
Stürmer Bobby Wood (nur ein Tor in den letzten 14 Bundesligaeinsätzen) hingegen steckt im Formtief
Welche Spieler fehlen?
Der HSV muss auf Torhüter Rene Adler und Stürmer Pierre-Michel Lasogga verzichten.
Weil Ersatztorhüter Christian Mathenia sich in einer guten Form befindet und Lasogga ohnehin nur Reservist ist, lässt sich das kompensieren. Zudem fehlt der gelb-gesperrte Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier.
Auch der VfL dürfte die Ausfälle der jungen Mittelfeldspieler Paul Seguin und Riechedly Bazoer verkraften.
Ein harter Schlag wäre allerdings, wenn Linksverteidiger Ricardo Rodriguez aufgrund seiner Knöchelverletzung ausfällt.
Das spricht für Hamburg
Für den HSV spricht zunächst der Heimvorteil. "Das Publikum wird überragend sein", sagt Gisdol. Der HSV gewann sieben seiner letzten zehn Heimspiele.
Zudem haben Mannschaft und Trainer reichlich Erfahrung im Abstiegskampf. Der HSV sicherte sich 2014 und 2015 den Klassenerhalt über die Relegation.
Trainer Gisdol gelang selbiges 2013 mit der TSG Hoffenheim und sagt: "Das Gefühl, so eine Situation schon einmal gemeistert zu haben, gibt Sicherheit."
Das spricht für Wolfsburg
Der VfL Wolfsburg ist die sechstbeste Auswärtsmannschaft der Bundesliga. Zudem scheint der HSV den "Wölfen" zu liegen. Bei den letzten elf Aufeinandertreffen gab es keine Niederlage.
Dass der HSV die momentan formschwächste Mannschaft der Liga ist (zwei Punkte in den letzten fünf Spielen) spricht ebenfalls für Wolfsburg.
Weil den "Wölfen" ein Punkt genügen würde, könnten sie sich in die Defensive zurückziehen und den HSV das Spiel machen lassen – das liegt den Hamburgern überhaupt nicht.
Jonker allerdings kündigt an: "Wir werden versuchen, zu gewinnen. Eine andere Einstellung passt nicht zur Mannschaft."
Welche Rolle spielt der Schiedsrichter?
"HSV bekommt seinen Retter-Schiri" lautete gestern die Schlagzeile der Bild. Das Spiel wird von Manuel Gräfe geleitet.
Zur Erinnerung: Das ist der Schiedsrichter, der im Relegations-Rückspiel 2015 zwischen Karlsruhe und HSV den umstrittenen Hand-Freistoss für den HSV pfiff.
Die Hamburger glichen dadurch in der Nachspielzeit aus und sicherten sich in der Verlängerung den Klassenerhalt.
VfL-Manager Rebbe bleibt gelassen: "Der DFB ist sich seiner Verantwortung bewusst. Wir haben nichts dagegen auszusetzen."
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