Die Meisterschaft ist im Sack. Nach einem aus Sicht des FC BayernMünchen geradezu märchenhaften Saisonabschluss gegen Eintracht Frankfurt, der nicht nur Präsident Uli Hoeness zu Tränen rührte. Mit einem Sieg gegen RB Leipzig im Pokalfinale kann am Wochenende aus einer guten Saison eine sehr gute werden.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Es rumort weiter hinter den Kulissen beim Rekordmeister. Vor allem, weil sich die starken Männer beim FC Bayern - Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeness - derzeit nicht mal Mühe geben, das Geraune über einen Riss in der Bayern-Führung angesichts der Trainerfrage öffentlich zu korrigieren.

Wie tief dieser Riss ist, ist unklar. Lediglich eine normale Differenz in Sachfragen sagen die einen. Ein handfester Richtungsstreit sagen die anderen.

Gegensätzliche Typen haben dem FCB immer gut getan

Der FC Bayern hat Hoeness und Rummenigge unglaublich viel zu verdanken. Sie haben den FC Bayern in den vergangenen 20 Jahren vom Branchenprimus in Deutschland zu einer Weltmarke gemacht. Die Beziehung der beiden war dabei nie ohne Spannungen. Im Gegenteil. Immer wieder krachte es.

Aber eben hinter verschlossenen Türen und mit der klaren Zusage, getroffene Entscheidungen in aller Konsequenz gemeinsam öffentlich zu vertreten. Die Reibung zwischen den beiden Alphatieren erzeugte immer wieder neue Kraft und brachte den Verein letztlich nach vorne. Ein Gleichgewicht der Kräfte.

Es war durchaus auffällig, dass sich Rummenigge, der zuvor zumindest öffentlich eher der zurückhaltende der beiden war, zwischen 2013 und 2016 stärker emanzipierte. Hoeness sass in dieser Zeit phasenweise im Gefängnis und der FC Bayern professionalisierte die Strukturen in dieser Phase rasant.

Unter Pep Guardiola spielten die Münchner den vielleicht besten Fussball in der Champions-League-Ära - auch wenn am Ende der ganz grosse internationale Titel ausblieb. Mit Matthias Sammer und Michael Reschke kamen weitere profilierte Funktionäre hinzu.

Der Verein veränderte sich in dieser Phase. Integrationsfiguren wie Bastian Schweinsteiger oder Holger Badstuber verliessen den Verein. Mit Kult-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt kam es zum vorübergehenden Bruch. Der FC Bayern spielte überragenden, hochmodernen Fussball, doch die Wärme im Verein ging in dieser Zeit verloren.

Zumindest beschrieben das einige, die in den Jahren zuvor tragende Rollen innehatten. Auch Hoeness betonte nach seiner Rückkehr immer wieder, dass das Familiäre im Verein nun wieder eine grössere Bedeutung bekommen solle.

So ist auch seine emotionale Reaktion auf die Tore von Franck Ribéry und Arjen Robben am Wochenende nur logisch. Das ist der FC Bayern, wie ihn Hoeness sich wünscht. Emotional. Mit tiefer Verbindung zwischen Fans und Stars.

Weitreichende Entscheidungen stehen an

Natürlich kommt man bei Betrachtung der angespannten Lage auch an der Personalie Niko Kovac nicht vorbei. Öffentlich vertreten die Bayern-Bosse in dieser Frage bis heute keine klare Linie. Hoeness stellte sich immer wieder hinter den Trainer. Verteidigte ihn gegen Kritik, die hinter vorgehaltener Hand auch aus der Mannschaft kommt.

Rummenigge äusserte sich vielsagend, aber nicht eindeutig unterstützend. Das Thema wabert. Seit Wochen. Sport1-Experte Marcel Reif nannte das Verhalten der Bayern-Bosse gegenüber ihrem Coach jüngst sogar "unanständig".

Dabei stehen in den kommenden Monaten noch viele weitreichende Richtungsentscheidungen an. Rummenigge will offenbar 2021 aufhören. Oliver Kahn soll Ende 2019 in den Vorstand einsteigen und perspektivisch den Vorstandsvorsitz übernehmen.

So verkündete es auch Rummenigge. Bestellt wird der Vorstand vom Aufsichtsrat, dem Hoeness vorsitzt. Er treibt diese Lösung aktiv voran. Zumindest hier herrscht offenbar Einigkeit. Neben Kahn soll wohl weitere Fussball-Expertise eingebunden werden. Hier wird Kahn sicherlich ein gewichtiges Wort mitzureden haben, wenn er tatsächlich als neuer starker Mann aufgebaut werden soll. Was dann aus Sportdirektor Hassan Salihamidzic wird ist unklar.

Hoeness ist 67. Rummenigge 63. Beide wissen, dass der Umbruch in der Führung unaufhaltsam näher rückt. Es wird Teil ihres Vermächtnisses, ob dieser Übergang gelingt. Beide haben nur einen Schuss frei, ihre Nachfolge zu regeln und den Verein damit nach Jahrzehnten in andere Hände zu übergeben.

Dass das nicht einfach ist, sollte jedem einleuchten. Doch der FC Bayern braucht gerade deshalb ein Führungsduo, dass gemeinsam in die gleiche Richtung arbeitet, statt sich öffentlich zu belauern. Alles andere bringt den Club aus der Balance. Hoeness und Rummenigge müssen sich zusammenraufen, damit der anstehende Umbruch tatsächlich gelingt. Besser heute als morgen.

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