Der ehemalige Nationalspieler und Verteidiger des FC Bayern München, Holger Badstuber, gibt in seiner neuen Kolumne seine Prognose für den 34. Spieltag ab. Wird der BVB Meister oder schafft Bayern die Sensation? Und was muss sich beim FC Bayern verändern?
Servus Fussball-Freunde!
Wer wird Deutscher Meister? Nur der FCB oder BVB Borussia? Der Showdown um die Schale steht uns in der Bundesliga direkt bevor und ich freue mich, dass ich dazu meine erste Kolumne für euch schreiben darf.
Doch bevor ich euch meine Prognose für den 34. Spieltag präsentiere, muss ich elf Jahre zurückdenken, denn es sind Bilder, die mir in diesen Tagen immer wieder in den Kopf kommen.
Absolute Stille herrschte um mich herum, ich schaute vor mir auf meine Füsse, meine Gedanken drehten sich wild im Kreis. Ich fühlte Fassungslosigkeit, Demut, aber gleichzeitig auch einen unglaublichen Trotz aufsteigen. Am 12. Mai 2012 hatte uns Borussia Dortmund mit 5:2 im DFB-Pokalfinale deklassiert.
Die Niederlage war so schmerzhaft, dass sie uns anstachelte. Uns war schon in der Kabine in Berlin klar: die Sommerpause wird keine Pause. So ging es nicht weiter. Wir wussten, wir hatten das Zeug für Titel, spürten sofort den Druck und das Verlangen, direkt weiterzuarbeiten, an uns, an der Kultur, um zu Beginn der neuen Saison wieder voll da zu sein.
"Die Saison war eine Saison voller Störfeuer"
Es war der grosse Vorteil unserer Mannschaft. Was wir daraufhin unter anderem in Wembley geleistet haben, jährt sich jetzt zum zehnten Mal.
Rückschläge gehören zum Profisport dazu, ob als Individuum oder als Team. Wichtig ist es, danach die richtigen Schlüsse zu ziehen, notwendige Entscheidungen zu treffen und hart zu arbeiten.
Das gilt nach wie vor und besonders für die aktuelle Situation meines ehemaligen Vereins FC Bayern. Die Saison war eine Saison voller Störfeuer, die zusammengenommen zu einem Flächenbrand wurden.
Es gab keine erkennbare klare Linie in der Vereinsführung, die Kommunikation nach aussen wirkte unstimmig, es kamen zu viele Themen abseits des Rasens auf, die Unruhe erzeugten. Noch dazu kamen viel zu viele Gegentore. Das Resultat ist eine Mannschaft, die nicht intakt ist und die es auch nicht verdient hat, Titel zu gewinnen.
"Es muss alles hinterfragt werden"
Trainer Thomas Tuchel ist der richtige Mann am richtigen Ort. Er ist hart mit sich selbst, hart mit der Mannschaft - diese Mentalität ist jetzt gefordert, diese Mentalität braucht jeder beim FC Bayern, wenn er diese Saison reflektiert. Hinterfragt werden muss alles: Vorstand, Vereinsführung, Transfers.
Wichtig ist aber auch, positiv zu bleiben, positiv zu denken. Den FC Bayern zeichnet seit jeher eine starke Gewinner-Mentalität aus, eine gute Streitkultur, der Zusammenhalt nach aussen und nach innen. Darauf sollte der Fokus liegen.
Dieses Mindset konnte ich beim FCB trotz aller unbestrittener fussballerischer Qualität im Kader zuletzt nicht mehr erkennen.
"Bayern hat es einfach vermasselt"
Meine Prognose für den Samstag lautet deshalb: Der BVB wird Deutscher Meister, weil Bayern ihn dazu gemacht hat. Es war mit sieben Niederlagen wahrlich keine herausragende Saisonleistung von Dortmund, zwischendurch war der BVB ganz und gar schon abgehängt. Bayern hat es einfach vermasselt.
Eigentlich ist es für Fussball-Deutschland auch nicht schlecht, dass die lange Meister-Ära des FCB endet. Spannung bis zum letzten Spieltag im Meisterkampf bedeutet ein dickes Plus an Attraktivität für die Bundesliga, ein Gewinn an Strahlkraft. Die wird dringend benötigt, denn sie hat in den vergangenen Jahren doch arg gelitten.
2012 waren der BVB und der FC Bayern die zwei besten Mannschaften in Europa. Um diese erneut zu stellen, sich international den Respekt zurückzuholen und wieder in die Weltklasse vorzustossen, müssen sowohl die Verantwortlichen der Bundesliga als auch die des DFB künftig viel Arbeit investieren.
Der Titelgewinn für Dortmund kann ein Start in die richtige Richtung sein.
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