Mit fast allen U30-Stars verlängerte der FC Bayern München langfristig – mit einem bisher nicht. Der Vertrag von Holger Badstuber läuft Ende der Bundesliga-Saison 2016/17 aus. Immer wieder kämpfte sich der so oft verletzte Innenverteidiger zurück, nun ist er wieder einsatzbereit. Doch er spielt kaum. Muss er den Klub im Sommer verlassen?
Muskuläre Probleme, Sprunggelenksverletzung, Muskelriss im Oberschenkel, Sehnenriss, Kreuzbandriss, Muskelfaserriss:
Zeigt sich der FC Bayern München solidarisch?
Trotz aller Verletzungen stellte sich der FC Bayern immer hinter Holger Badstuber. "Wir lassen ihn nicht im Regen stehen", hatte Vorstandsvorsitzender
Mittlerweile ist Dezember. Während die meisten Leistungsträger unter 30 Jahren langfristige Verträge beim FC Bayern erhalten haben, endet das Arbeitspapier des 27-jährigen Innenverteidigers am 30. Juni 2017.
Laut "kicker" will der Rekordmeister zudem auch mit Rafinha verlängern. Der Vertrag des brasilianischen Rechtsverteidigers läuft ebenfalls zum Saisonende aus. Der 31 Jahre alte Rafinha ist weiterhin als Backup für Kapitän Philipp Lahm eingeplant.
Argumente gegen eine Verlängerung Badstubers würde Rummenigge einige finden, allen voran die Verletzungsanfälligkeit.
Zeigt sich der Rekordmeister solidarisch mit seinem Eigengewächs, das seit 2002 im Verein ist?
Auch in die aktuelle Saison startete Badstuber nicht unbeschwert. Nach muskulären Problemen ist er seit Oktober einsatzbereit. Und wartet. Bisherige Spielminuten in der Bundesliga-Saison 2016/17? Mickrige 28. Dazu ein Kurzeinsatz im DFB-Pokal. "Wir sind froh, dass wir jetzt einen Spieler mehr im Kader haben", betonte
Lediglich in Rostow stand er 90 Minuten auf dem Rasen, als der FC Bayern längst für die K.o.-Phase der Champions League qualifiziert war. Zuvor schickte ihn Carlo Ancelotti in die Regionalliga Bayern, wo er gegen Seligenporten Spielpraxis sammelte.
Badstuber hielt durch. Sein Fazit: "Ich sehe mich jetzt bei 85, 90 Prozent. Aber für die Topspiele braucht man 100 Prozent. Das weiss natürlich auch der Trainer", sagte er bei "Sport1".
Holger Badstuber im Teufelskreis
Holger Badstuber will spielen. Um den Trainer zu überzeugen. Denn bislang ist der Trainer nicht überzeugt. Und lässt ihn nicht spielen. Ein Teufelskreis?
Würde Carlo Ancelotti nicht an seinen Schützling glauben, hätte er das Regionalliga-Spiel nicht auf der Tribüne verfolgt. Badstuber weiss um seine Misere: "Es fehlt einfach noch die Spritzigkeit, die letzte Power, bei allem ein bisschen was", sagte er nach dem Spiel der Münchner "Abendzeitung".
Trainer Carlo Ancelotti setzt auf andere
Die enorme Konkurrenz macht Holger Badstubers Situation fast ausweglos. Obwohl das Weltmeister-Duo Jerome Boateng/Mats Hummels noch nicht standardmässig in der Innenverteidigung spielt, schafft sich Ancelotti mit dem starken Javi Martinez Abhilfe. Der Spanier fehlte in der Bundesliga-Saison 2016/17 erst drei Spiele.
Gegen Wolfsburg fielen mit Hummels und Boateng zuletzt zwei zentrale Defensivkräfte aus – müsste doch ein Platz für den vierten ausgebildeten Innenverteidiger namens Holger Badstuber bleiben?
Carlo Ancelotti berief ihn nicht einmal in den Kader, setzte stattdessen Javi Martinez und David Alaba in der zentralen Defensive ein. Der gelernte Aussenverteidiger punktete durch Robustheit und Laufleistung, kombiniert mit einer hervorragenden Passquote von 98 Prozent.
Hinzu kommt, dass Carlo Ancelotti nach durchwachsenen Wochen liefern und die Vormachtstellung des FC Bayern unter Beweis stellen muss. Da ist das Risiko zu gross, auf eine Kraft zu vertrauen, die nicht am Leistungslimit ist.
Badstuber muss das Trainingslager nutzen
Wie kann sich der 31-malige Nationalspieler aus dem Teufelskreis befreien? Badstubers Chance ist das Trainingslager im Januar. Nur wenn er hier an seiner "Power" und Robustheit arbeitet, erhält er seine dringend benötigte Einsatzzeit in der Rückrunde. Insbesondere dann, wenn Ancelotti durch die Dreifach-Belastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League mehrere personelle Lösungen braucht.
Nur so kann der Innenverteidiger mit handfesten Argumenten die Chancen auf einen neuen Vertrag deutlich verbessern. Damit Rummenigge den 27-Jährigen "nicht im Regen" stehen lassen muss – den Fanliebling, der sich immer zurückkämpft hat.
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