Dietmar Hopp war zuletzt mehr als Mehrheitseigner des Tübinger Pharmaunternehmens CureVac im Gespräch denn als Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim. In der Krise hofft der Milliardär auf einen neuen Umgang der gegnerischen Fans mit ihm. Doch die bleiben skeptisch.
Hoffenheims Mäzen
Der 79 Jahre alte Milliardär hofft nun auf ein Ende der wochenlangen Schmähungen gegen seine Person in den Stadien, wenn der Fussball wieder los geht. In den sozialen Netzwerken erntete aber nicht nur Hopp deutliche Kritik für seinen Auftritt, sondern auch das ZDF.
Aufgrund der Tatsache, dass Hopp wegen seines Alters zum gefährdeten Personenkreis in der Pandemie gehört, wurde er nicht live befragt. Auf ein mögliches Interview via Konferenzschaltung oder Telefon wurde ebenfalls verzichtet.
Nach Angaben von Sportstudio-Gastgeber
Kritik gab es aber auch an der Tatsache, dass Breyer im Januar den Neujahrsempfang der Hoffenheimer moderiert hatte. Dem 37-Jährigen wurde mangelnde journalistische Unabhängigkeit vorgeworfen.
Auslöser der Eskalation war eine Entscheidung des DFB-Sportgerichts
Hopp war vor der Zwangspause in der Bundesliga - wieder einmal - wochenlang in deutschen Stadien angefeindet worden. Auslöser der Eskalation war eine Entscheidung des DFB-Sportgerichts. Dieses hatte eine Bewährung für Fans von Borussia Dortmund wegen fortgesetzter Hassplakate gegen Hopp aufgehoben und alle BVB-Anhänger für die nächsten zwei Jahre von Pflichtspielen ihres Klubs in Sinsheim ausgeschlossen. Solche Kollektivstrafen, die vom DFB und dem damaligen Präsidenten Reinhard Grindel 2017 ausgesetzt wurden, stossen in der Fanszene auf heftige Ablehnung.
"Ich würde denen gerne mal meine Geschichte mit der TSG Hoffenheim erzählen, die nun schon 66 Jahre andauert", sagte Hopp und betonte: "Für die meiste Menschen war ich auch vor der Krise kein Buhmann." Die Fanszene in Dortmund reagierte verhalten auf Hopps Auftritt. "Das Thema Dietmar Hopp ist uns zurzeit egal, das Statement von Dietmar Hopp spricht für sich", sagte Jan-Henrik Gruszecki, Sprecher des Bündnisses Südtribüne, in einer Stellungnahme für das "Aktuelle Sportstudio".
Hopp hatte bislang mit Anzeigen auf die Beleidigungen reagiert und zuletzt eine Gesprächsbereitschaft abgelehnt ("Das ist sinnlos, die leben in einer anderen Welt"). Wegen der Hassplakate gegen Hoffenheims Mäzen hatte es mehrere Spielunterbrechungen in der Liga gegeben. Darunter war die denkwürdige Partie der TSG gegen den FC Bayern München, als sich beide Teams beim Stand von 6:0 für die Münchner aus Protest nur noch den Ball zuschoben.
Dietmar Hopp: "Habe nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr mich diese Angriffe belasten"
Hopp hat in der Coronakrise ausserhalb des Fussballs auf sich aufmerksam gemacht. Der SAP-Mitbegründer ist Mehrheitseigner des Tübinger Pharmaunternehmens CureVac, das an einem Impfstoff gegen das Virus forscht. Auf die Frage, ob der Kampf gegen das Coronavirus die teils kriminellen Angriffe auf ihn stoppen könnte, hatte Hopp schon im März gesagt: "Das ist in keinster Weise meine Motivation. Aber es wäre natürlich ein sehr schöner Nebeneffekt. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr mich diese Angriffe belasten."
Der ProFans-Sprecher Sig Zelt hat derweil der Deutschen Fussball Liga (DFL) und dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) eine Mitschuld an den teilweise beleidigenden Protesten gegeben. "Die Fanszenen haben gemerkt: Wenn sie möglichst beleidigend und laut vorgehen, dann werden sie gehört. Der DFB hat uns so erzogen", sagte Zelt dem Internetportal "Sportbuzzer" und beklagte mangelnde Mitbestimmung. Zu den Hassplakaten und -gesängen gegen Hopp sagte Zelt: "Persönliche Angriffe kann man nicht verteidigen, auch ich nicht." (lh/dpa)
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