Mats Hummels wechselt vom FC Bayern zurück zu Borussia Dortmund. Aus einem wilden Gerücht, das viel Stirnrunzeln hervorrief, ist innerhalb weniger Tage Realität geworden. Es ist ein auf vielen Ebenen völlig rätselhafter Transfer. Für den FC Bayern könnte das gleich aus mehreren Gründen negative Folgen haben.
Hummels spielte eine unterdurchschnittliche Hinrunde, steigerte sich im weiteren Saisonverlauf aber wieder. Im Pokalfinale gegen RB Leipzig spielte er überragend. Immer wieder durchbrach er das Leipziger Pressing mit seinen Hummels-typischen aufrechten Dribblings und spektakulären Steilpässen. Sportlich gibt es insgesamt wenig Gründe, Hummels abzugeben. Und schon gar nicht zum Erzrivalen Borussia Dortmund.
Denn für die Borussia ist Hummels in der jetzigen Situation ein Königstransfer. Die Hintermannschaft des BVB ist jung und unfassbar talentiert, aber gleichzeitig instabil und unerfahren. Viele sahen genau hier den Grund für die verspielte Meisterschaft.
Hummels, der noch zwei bis drei Jahre auf Top-Niveau vor sich hat und sich nach seiner Ausbootung aus der Nationalelf voll auf den Club konzentrieren wird, kann die junge Defensive anführen und stabilisieren. Er kommt mit der Motivation, es nochmal allen – vor allem seinem ex-Verein – zu zeigen.
Kein anderer erfahrener Weltklasseverteidiger auf Hummels Niveau wäre für die Borussia aktuell zu finanzieren. Die Dortmunder unterstreichen ganz im Sinne von Matthias Sammer mit ihren Millionentransfers den Anspruch, in der Bundesliga anzugreifen. Hummels kommt nun als Geschenk aus München oben drauf.
Die ungeklärte Situation in der Abwehr beim FC Bayern
Klar ist: Es wäre eng geworden in der Defensive beim FC Bayern. Mit Süle, 80 Millionen-Mann Hernandez, Neuzugang
Hummels ist nun bereits weg. Was das für den Status von Boateng bedeutet, ist völlig offen. Hernandez bringt eine schwere Knieverletzung mit nach München. Auch wenn Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt betont, dass er zum Saisonstart fit ist, bleibt das eine Unsicherheit. Darüber hinaus muss er seine Spielweise im Vergleich zum vergleichsweise ballbesitzarmen Spiel in Madrid anpassen.
Sein Landsmann Benjamin Pavard hat eine Seuchensaison in Stuttgart hinter sich. Dabei pendelt er zwischen Innenverteidigung und der rechten Abwehrseite hin und her.
Reichen Süle, Hernandez und Pavard für einen Angriff auf die Champions League? Will Kovac weiter ohne Rotation arbeiten? Was wird aus Boateng? Oder kommt doch noch ein Weltklasse-Mann wie Amsterdams de Ligt? Aktuell überwiegen die Fragen.
Der Kader wird aktuell schwächer und nicht besser
Die Erwartungen vor diesem Transfersommer waren gigantisch. Präsident Uli Hoeness schürte sie mit öffentlichen Kampfansagen noch weiter. Stand jetzt muss man allerdings festhalten: Der Bayern-Kader wird aktuell schwächer im Vergleich zum Vorjahr und nicht besser. Robben weg. Ribéry weg. James weg. Boateng so gut wie weg. Und jetzt auch noch Hummels weg.
Eine klare Struktur, ein planvolles Vorgehen ist in der Kaderplanung beim FC Bayern zumindest von aussen aktuell nicht zu erkennen. Entweder ist sich der FC Bayern sehr sicher, in den kommenden Wochen noch ein bis zwei Weltklasse-Spieler verpflichten zu können. Oder er setzt auf das Prinzip Hoffnung, dass im weiteren Verlauf des Sommers die Unzufriedenheit von Top-Spielern wie Leroy Sané bei ihren Heimatvereinen steigt und der FCB so ins Geschäft kommt.
Natürlich haben die Münchner weiter Zeit, alle Kritiker eines Besseren zu belehren. Doch der Druck steigt mit dem Hummels-Verkauf weiter und schwächt damit die Verhandlungsposition.
Fazit
Ich bleibe dabei: Es gibt aus Sicht des FC Bayern keinen einzigen positiven Aspekt an diesem Transfer. Im Gegenteil.
"Reisende soll man nicht aufhalten", mag der ein oder andere anmerken. Doch der FC Bayern hat oft genug bewiesen, dass er bereit ist, gute Spieler zu halten – selbst wenn sie im Moment unzufrieden sind. Robert Lewandowski war dafür das beste Beispiel. Jetzt liess Bayern
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