Am 11. Februar schockte Jürgen Klinsmann die aufstrebende Hertha mit seinem plötzlichen Rücktritt. Jetzt ordnet der einstige Weltmeister die Art seines Abgangs als Fehler ein und entschuldigt sich. Das Allerwichtigste sei, dass Hertha weiter in der Bundesliga spiele.
Schon unmittelbar nach dem heftig kritisierten Blitzrücktritt als Hertha-Trainer hatte
"Es tut mir sehr leid, wie mein Weggang von Hertha BSC zustande kam, nachdem wir sechs Punkte zwischen uns und den Relegationsplatz gelegt hatten", sagte der 55-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus Anlass des 30. Jubiläums des WM-Triumphes der Nationalmannschaft 1990. Klinsmann gehörte in Italien zu den deutschen Weltmeistern.
Jürgen Klinsmann tritt völlig überraschend zurück
Mit den Vorstellungen über seine Rolle beim aufstrebenden Hauptstadtclub lagen Vereinsführung und der einstige Bundestrainer weit auseinander. Im Trainingslager in der Winterpause hatte Klinsmann signalisiert, dass er sich eine Ausweitung seines Engagements bei Hertha vorstellen könne.
"Wir haben es damals in zehn Wochen leider nicht geschafft, zu einer schriftlichen Vereinbarung zu kommen", bemerkte Klinsmann. Der einstige Weltklasse-Stürmer war als Vertrauter von Investor
Der Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 trat allerdings am 11. Februar nach nur elf Wochen als Chefcoach völlig überraschend zurück. In der Winterpause hatte Hertha noch knapp 80 Millionen Euro in Neuzugänge investiert - so viel wie kein anderer Verein weltweit.
Später kam ein Katalog über von Klinsmann skizzierte Missstände bei Hertha an die Öffentlichkeit. "In der Umsetzung meines Weggangs habe ich sicherlich Fehler gemacht und dafür möchte ich mich nochmals entschuldigen", erklärte der Wahl-Amerikaner mit Abstand.
"Lügenkultur" und "katastrophale Versäumnisse"
"Dass anschliessend eine Analyse, die ich in meiner Eigenschaft als Berater des Investors für den internen Gebrauch erstellt habe, an die Öffentlichkeit kam, hat allen Beteiligten geschadet. Mir ist heute noch ein Rätsel, wie das an die Medien kam", erklärte Klinsmann.
In der internen Analyse seines 77-Tage-Auftritts in Berlin war unter anderem von "Lügenkultur" im Verein und "katastrophalen Versäumnissen" vor allem auch von Manager Michael Preetz die Rede.
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer sprach in einer scharfen Reaktion darauf von "schäbigen Anschuldigungen". Manager Preetz bezeichnete Klinsmanns Aussagen als "perfide und unwürdig". Investor Windhorst versagte seinem Vertrauten die Rückkehr in den Aufsichtsrat. "Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben, wo man ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte man das nicht machen", bemerkte der Unternehmer zu Klinsmanns Abgang. Allerdings liess er offen, "ob wir in einigen Monaten in anderer Form auf ihn und seinen Rat zurückgreifen können. Ich schlage niemals Türen zu."
Klinsmann verfolgt die Entwicklung beim Hauptstadt weiter intensiv. "Das Allerwichtigste ist, dass Hertha den Klassenverbleib geschafft hat und in der Bundesliga bleibt", betonte Klinsmann, dessen Vater schon grosser Hertha-Anhänger war. © dpa
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