Jürgen Klopp wird Borussia Dortmund zum Saisonende freiwillig verlassen. Das gab der BVB am Mittwoch in einer emotionalen Pressekonferenz bekannt. Es ist ein Abschied, der den Bundesliga-Klub schmerzen wird. So kommentiert die deutsche Presse den Weggang des Dortmunder Cheftrainers.
Faz.net: "Das Motto 'Echte Liebe', das der BVB in all seinen Geschäftsfeldern clever und gewinnbringend heruntergebrochen hat, war ohne den Gefühlsmenschen
11 Freunde: "Und doch war abzusehen, dass auch Klopp, der Bischof von Brackel, nicht für immer im Amt bleiben würde. Es ist vielmehr erstaunlich, dass er es sieben Jahre blieb. Eine verdammt lange Zeit für einen Mann, der sich mental, spirituell und emotional derart verausgabt hat wie er. Er brachte nicht nur die 'Echte Liebe' zurück nach Dortmund – er lebte sie, schenkte sie und hielt sie auch aus. Er war wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Oder besser: Wie ein Motor, der dauerhaft auf Hochtouren läuft."
Sport1.de: "Jürgen Klopps Entscheidung hat ein Erdbeben ausgelöst. Im Epizentrum des Bebens ist die Fassungslosigkeit greifbar. Die sichtbare Niedergeschlagenheit von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zeigt, dass der Verein von Klopps Schritt tief getroffen ist. Der Trainer reisst dem Klub mit diesem Schritt das Herz heraus."
Sportschau.de: "Klopp weiss um die Veränderungen, die im Kader des BVB nötig sein werden. Der Umbruch hätte radikal ausfallen müssen, falls er geblieben wäre. Das gab Klopp offen zu, wenn auch nicht so explizit. Nun sehen einige Spieler wieder die Chance für einen neuen Anlauf in Dortmund. Das erleichtert auch dem Verein die Planungen. Eine vorzeitige Trennung hat immer den Geschmack des Scheiterns. In Dortmund sieht es aber danach aus, dass genau der richtige Zeitpunkt gefunden wurde, um einen Schlussstrich zu ziehen."
Spox.com: "In Klopp verlieren Watzke und Zorc den Hauptgrund für den steilen Aufstieg des BVB. Seine Arbeit legte den Grundstein für mehrere Titelgewinne, aus denen ein enormes Wirtschaftswachstum und letztlich die neue Marke BVB resultierten. Watzke dürfte nicht übertrieben haben, als er sagte, jeder, der Borussia zugeneigt ist, werde Klopp auf ewig dankbar sein. Doch auch wenn dieser 15. April ein bitterer Tag für Dortmund bleiben wird, sollte der BVB Klopp für seine unpopuläre Entscheidung auch dankbar sein. Dafür, dass Klopp in sich hinein horchte und für sich schlussfolgerte, der weiteren Entwicklung des Vereins im Wege zu stehen - und die Grösse bewies, deshalb auch die Reissleine zu ziehen."
Flensburger Tageblatt: "Klopps Philosophie schlägt nicht mehr an in einer Mannschaft, die ihre grosse Zeit hinter sich hat. Eine völlig normale Entwicklung im Fussballgeschäft, das immer kommerzieller, unehrlicher und verrückter geworden ist."
Sächsische Zeitung: "Erstaunlich sind die bestürzten Reaktionen. Fast beschleicht einen das Gefühl, Klopp habe keinen Fussballverein, sondern die Welt verlassen. Für Fussball-Dortmund mag es jetzt ein schwerwiegender Verlust sein. Er bietet aber die Chance auf einen echten Neuanfang nach der verkorksten Saison. Insofern ist die Entscheidung gut - und natürlich kein Schnellschuss. In der Branche hatte sich Klopps Abgang längst rumgesprochen."
Leipziger Volkszeitung: "Was den Fall von anderen Fällen unterscheidet: Jürgen Klopp geht von sich aus, er macht den Weg frei, weil er glaubt, ein anderer könne es besser. Dafür gebührt ihm Respekt - bei wie vielen Politikern, Wirtschaftskräften und Sportlern hätte man sich gewünscht, dass sie rechtzeitig zu dieser Einsicht gelangen."
Neue Osnabrücker Zeitung: "Zugutehalten muss man Klopp, dass er den richtigen Schritt im richtigen Moment gemacht hat. Die Zeit der Veränderung ist beim Champions-League-Finalisten von 2013 gekommen. Das System Klopp mit dem wunderbar schnellen und kombinationssicheren Fussball, mit dem der BVB wieder zu einer Topadresse in Europa wurde, funktioniert nicht mehr. Das hat auch etwas mit dem personellen Aderlass zu tun. Mario Götze und Robert Lewandowski sind nicht so ohne Weiteres zu ersetzen. Das könnte auch ein
Eisenacher Presse: "Es waren einfach zu viele Nackenschläge, die Klopp in den vergangenen Monaten hinnehmen musste. Manchmal verschlug es dem redegewandten Ex-Profi sogar die Sprache. Schlimmer noch, sein breites Grinsen wurde oft von schrägen Grimassen verdrängt. Jetzt zieht er, bei aller Liebe zu seiner Borussia, einen Schlussstrich. Aber keine Bange für alle Klopp-Anhänger, es wird nicht lange dauern und die Bundesliga hat ihn wieder. Es sei denn, er hat schon lukrative Angebote aus dem Ausland in der Schublade vorliegen."
Badische Neueste Nachrichten: "Für den BVB wie für den Coach kommt die Trennung zur rechten Zeit. Und dann? Ist Klopp reif für die Insel, für den Sprung nach England - oder wählt er die Tuchel-Variante? Ein Jahr ausspannen, den Markt in Ruhe sondieren? Thomas Tuchel jedenfalls ist der wahrscheinliche und wäre der logische Nachfolger für den BVB, der damit in Klopps Spuren bliebe und doch mit frischem Wind in die Zukunft ginge."
Mitteldeutsche Zeitung: "Klopp, der Kult-Trainer, der nicht nur für BVB-Fans als der einzig wahre Fussball-Weise des Landes galt, wirkte müde und ausgebrannt. Seine Magie schien verflogen. Etwa 70 Millionen Euro hatte der Verein zuletzt in Spieler investiert. Wirkungslos. Nach 19 Spieltagen taumelte der einstige Meister als Tabellenletzter Richtung Liga zwei - und ist noch nicht ganz gerettet. Team und Coach kommen entzweit daher. Die Saison ist ein Desaster. Klopp hat sich eingestanden, ratlos zu sein und eine schlüssige Entscheidung gefällt. Sie zeugt von Rückgrat. Auf den zweiten Blick wird die Angst eines Mannes sichtbar, der befürchtet, dass sein Kunstwerk zusammenbricht - und er Schaden nimmt. Dennoch: Er hinterlässt riesige Fussstapfen. Wer diese ausfüllen kann? Ratlosigkeit. Thomas Tuchel? Kaum!"
Westfälische Nachrichten: "Der BVB wird sich im Sommer auf vielen Positionen neu aufstellen müssen. Es ist eine Herkules-Aufgabe für den Klopp-Erben. Der wird auch an seinem Vorgänger gemessen. Die Latte liegt hoch. Klopp geniesst in Dortmund Heldenstatus."
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