Gestandene Männer haben geweint, es herrschte eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Seit sieben Jahren sind Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Jürgen Klopp Borussia Dortmunds Triumvirat, einen ähnlich traurigen Tag wie diesen Mittwoch hat die Troika aber noch nicht gemeinsam erlebt.
Der angekündigte Rücktritt von
Wenn noch jemand am kompletten Neuaufbau nach der laufenden Saison gezweifelt hatte, scheint das Ausmass der Umbauarbeiten nun übergrosse Dimensionen anzunehmen. "Der Verein ist grösser als wir alle. Wenn ich hier geblieben wäre, hätten sich viele Dinge ändern müssen", sagte Jürgen Klopp sichtlich bewegt.
"Es ist ungewöhnlich, dass so eine Fussballgeschichte über sieben Jahre geht. Es gibt kein Fremdverschulden in dieser Geschichte. Niemand hat dafür gesorgt, dass ich zurücktreten muss. Ich habe festgestellt, dass ich mir in den vergangen Wochen und Tagen nicht mehr sicher war. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr der perfekte Trainer für den BVB zu sein und könnte die Frage nicht mehr eindeutig mit Ja beantworten. Niemand muss mir dankbar sein. Das ist eine faire Geschichte gewesen: es wurde beidseitig viel investiert und viel zurückbekommen."
Klopp räumt mit Gerücht auf
Wie es mit dem BVB weitergehen wird, wollten die Beteiligten am Mittwoch noch nicht verraten. Alle Fragen zu möglichen Nachfolgekandidaten wurden abgelehnt. Immerhin hat der scheidende Trainer selbst ein Gerücht um seine eigene Zukunft aus der Welt geräumt.
"In den letzten Jahren sind immer wieder einige Entscheidungen zu spät getroffen wurden und es gab deshalb im Nachhinein Druck. Das wollte ich bei dieser Entscheidung verhindern", sagte Klopp über den Zeitpunkt der Verlautbarung und betonte damit gleichzeitig, dass er sich bei seiner Entscheidungsfindung ausschliesslich mit dem BVB beschäftigt hätte. "Es ist nicht so, dass ich müde wäre. Ich habe keine Kontakt zu einem anderen Verein, ich habe aber auch nicht vor, ein Sabbatjahr zu machen."
Das wiederum bedeutet automatisch, dass einer der begehrtesten Trainer der Welt ab sofort auf dem Markt ist. Der Druck in der Bundesliga scheint längst abgefallen, die letzten sechs Partien werden zu einer gigantischen Ehrenrunde für Klopp werden. Ein letztes grosses Ziel mit dem BVB wird der Pokalsieg in Berlin sein zum Saisonabschluss. "Ich habe noch einen letzten Traum mit Borussia Dortmund - noch einmal mit gutem Grund auf einem LKW um den Borsigplatz zu fahren!", sagte Klopp.
Dass er ab sofort im Schaufenster für zahlreiche Klubs im Ausland steht, dürfte den 47-Jährigen durchaus schmeicheln. Immer mal wieder gab es in den letzten Jahren Gerüchte um einen Job in der Premier League. Klopp hat dort auf seinen Champions-League-Tourneen einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen, er beherrscht die Sprache ziemlich gut, brächte eine starke Aura und Emotionalität mit.
England ist sehr reizvoll
Die Premier League wird seit Jahrzehnten dominiert von starken ausländischen Trainern, kein einziger der Top-Klubs hat sich seit Einführung der Liga langfristig für einen englischen Trainer entschieden. In England lässt sich ganz sicher das meiste Geld verdienen und der langsame sportliche Verfall der Liga, welcher sich nicht nur im frühen Ausscheiden in der Königsklasse in den letzten Jahren dokumentierte, wäre ein zusätzlicher starker Anreiz für einen wie Klopp.
Die Premier League benötigt nicht nur das viele Geld, das ihr der TV-Vertrag sichert. Sie benötigt auch und vor allen Dingen neue, frische Ideen und unverbrauchte Typen. "Es wäre toll, wenn wir ihn in der Premier League sehen könnten. Ein toller Charakter", twittere etwa Ikone Gary Lineker nur Minuten nach der offiziellen Bestätigung und spricht damit nicht wenigen Fussballinteressierten auf der Insel aus der Seele.
Die englischen Buchmacher sehen Manchester City derzeit ganz vorne. Manuel Pellegrini wird bei den Citizens nach einer völlig verkorksten Saison in ein paar Wochen Geschichte sein, beim Lokalrivalen United, beim FC Chelsea und bei Arsenal sitzen ebenso Dauerlösungen auf der Bank wie in Liverpool.
In einer anderen Preisklasse wird sich Klopp nicht umschauen. Und City verfolgt auf zumindest mittelfristige Sicht wie Klopp auch noch ein ganz grosses Ziel: Einen Erfolg in der Champions League. Über die blau-weissen Vereinsfarben dürfte Klopp auch nach sieben Jahren BVB locker hinwegsehen können.
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