Mit Jürgen Klopp und Pep Guardiola wird die Premier League im Sommer zwei Trainer haben, deren Kontakte weit hinein reichen in die Bundesliga. Zusammen mit den Unsummen an Geld wächst die Gefahr, dass sich einige Bundesligastars in Richtung Premier League orientieren könnten.

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Jürgen Klopp hat nicht darum gebeten, und schon gar nicht hätte er diese dezente Rückendeckung von Matthias Sammer erwartet. Klopp steht in England derzeit unter dem Verdacht, seine Spieler falsch zu belasten.

In der Spitze fehlten dem Deutschen zuletzt zehn Spieler wegen Verletzungen, ein Grossteil davon fiel und fällt wegen Oberschenkelproblemen aus. Die Belastung von drei Pokalwettbewerben und dem Alltag in der Liga, sowie die fehlende Winterpause raffen Klopps Kader geradezu dahin, beim FA-Cup-Spiel am Freitagabend gegen Vierligist Exeter City treten die Reds mit einer Rumpftruppe an.

Also sah sich Sammer bemüssigt, im fernen Katar eine Lanze für seinen ewigen Rivalen zu brechen. "Ich habe verfolgt, was bei Jürgen in England passiert. Es ist einfach Wahnsinn, dass in England den Winter über durchgespielt wird. Ich bin froh, dass wir die Winterpause haben", sagte Sammer.

Während auf der Insel die Debatten um Klopp und dessen Belastungssteuerung hohe Wellen schlagen, sorgt der ehemalige BVB-Coach in der Heimat anderweitig für grosse Schlagzeilen. Nach Informationen der "Bild" soll sich Klopp eine Wiedervereinigung mit seinem ehemaligen Zögling Mario Götze wünschen. In Liverpool, bei den Reds.

Schnelle Winterkäufe der Reds?

Die aktuelle Verletztenmisere zwingt Liverpool fast schon zum Handeln, schliesslich gibt es in England keine Verschnaufpause und Klopps Mannschaft steht quasi im Drei-Tages-Rhythmus vor entscheidenden Partien.

"Wir müssen sehen, ob wir etwas ändern müssen, ob die Belastung im Training möglicherweise zu gross ist", meinte Klopp. Das wäre die eine Variante. Aber die füllt die Lücken in den Kadern auf die Schnelle nicht auf. Besonders die in der Innenverteidigung, wo Klopp fünf Spieler ausfallen.

Die andere Lösung wären schnelle Zukäufe. Nicht umsonst wurde deshalb zuletzt immer wieder über Neven Subotic oder den Schalker Joel Matip spekuliert. Stuttgarts Filip Kostic soll im Sommer ein Kandidat sein, auch Marc-Andre ter Stegens Name ist bereits gefallen.

Götze, Subotic, Matip und Kostic sind nicht zufällig gestandene Bundesligaspieler und mit Ausnahme von Subotic, der derzeit bei Borussia Dortmund hinter Mats Hummels, Sokratis und sogar Sven Bender nur noch Innenverteidiger Nummer vier ist, auch wichtige Puzzlestückchen in ihren jeweiligen Mannschaften.

Sammer zum Götze-Gerücht: "Blödsinn!"

Die Verbindungen von Klopp in die Bundesliga sind natürlich immer noch nahezu perfekt, seine Aura und rhetorische Überzeugungskraft kaum zu überbieten. Allenfalls vielleicht noch von einem wie Pep Guardiola. Nimmt man diese beiden Grössen der Trainerwelt und mischt sie mit den absurden finanziellen Möglichkeiten der Premier League, könnte eine beängstigende Mischung entstehen für die Bundesliga.

Zwar antwortete Sammer am Freitag auf einer kleinen Pressekonferenz sofort und unmissverständlich auf das Götze-Gerücht: "Es kommt jeden Tag neuer Blödsinn. Mehr werde ich dazu nicht mehr sagen!" Aber auch Sammer ist bewusst, dass sich die restlichen 17 Bundesligisten den Verlockungen aus England nicht so einfach verwehren können wie es vielleicht der FC Bayern München kann.

Guardiola hat neulich angekündigt, keinen Spieler der Bayern zu seinem neuen Arbeitgeber - sehr wahrscheinlich wird dieser Manchester City heissen - locken zu wollen. In England halten sich trotzdem hartnäckig die Gerüchte um David Alaba, der als einer der Lieblingsschüler Guardiolas gilt und - natürlich - ein Mittelfeldspieler ist.

Premier League schwimmt im Geld

Am nötigen Kleingeld wird es jedenfalls nicht mangeln. In den nächsten drei Jahren soll die Premier League allein mit ihren Auslandsrechten rund 4,35 Milliarden Euro erlösen. Dazu kommen die Milliarden aus dem heimischen TV-Geschäft, plus das Merchandising. Und wenn das alles noch nicht genug ist, legen die Investoren und Klubeigner eben noch ein wenig obendrauf.

Bei ManCity ist dies Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan. Der Spross des Herrscherhauses von Abu Dhabi und Vorstandsvorsitzender der Citizens wird auf ein Privatvermögen von 27 Milliarden Euro geschätzt.

Und beim FC Liverpool hält die Fenway Sports Group um den Bostoner John Henry die Mehrheit der Anteile. Neben den Reds gehören auch die Boston Red Sox, ein Nascar-Team und die Zeitung "Boston Globe" zum Sportportfolio Henrys. Dessen Privatvermögen wird auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt.

Weitere Stars werden gehen

Schon im letzten Transferfenster im Sommer legten die Premier-League-Klubs rund 210 Millionen Euro für Spieler aus der Bundesliga auf den Tisch, so viel wie nie zuvor. 75 Millionen davon gingen im Transfer von Kevin de Bruyne von Wolfsburg zu ManCity über den Tisch. Rund 70 Prozent der Profis in England sind Legionäre, die Zahl ehemaliger Bundesligaspieler steigt dabei an.

"Die Engländer überholen uns gerade links und rechts was TV-Gelder, Marketing und Transferaktivitäten angeht. Die Liga muss schauen, dass sie da nicht den Anschluss verliert", orakelte Karl-Heinz Rummenigge schon vor Monaten. Allerdings auch aus einem gewissen Kalkül heraus, schliesslich wollen gerade die Bayern Druck aufbauen auf den TV-Monopolisten "Sky". Im Frühjahr beginnt die Ausschreibung um die Bundesliga-TV-Rechte für die kommenden Jahre.

Dass die Bundesliga dann auch nur annähernd an die englischen Verhältnisse rankommen könnte, ist utopisch. Und wenn Trainer wie Jürgen Klopp und Pep Guardiola im Sommer eine Saison von Beginn an planen und dementsprechend einkaufen können, wird es für die Bundesliga durchaus kritisch.

Guardiola und Klopp werden ihre Teams dann gehörig umbauen, wie sie es bei ihren vorherigen Stationen auch schon gemacht haben. Und es wäre blauäugig zu glauben, dass die Stars der Bundesliga nicht auch den Rufen der Trainer und des Geldes erlegen könnten.

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