Der nächste Corona-Fettnapf stand nach dem Video-Eklat um Salomon Kalou bereit, und die Spieler von Hertha BSC traten hinein: Ihr Torjubel in Sinsheim provozierte Kritik. Sie kam sogar vom Ministerpräsidenten Bayerns. Berlins Trainer Bruno Labbadia und zwei seiner Spieler wehren sich gegen die Vorwürfe.

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Keine zwei Wochen nach Salomon Kalous Video-Dokumentation von Verstössen gegen die Corona-Regeln gerieten die Spieler von Hertha BSC erneut an den Pranger.

Ihr Jubel über die drei Tore zum 3:0-Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim fiel - angesichts der sensiblen Zeiten der Bedrohung durch eine Infektion mit dem Coronavirus - vielen Beobachtern zu innig aus.

Bruno Labbadia: "Sind kein Kirchenchor"

Die harsche Kritik daran verwunderte Bruno Labbadia. "Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht wie im Kirchenchor auftreten", sagte der neue Trainer am Tag nach seinem sportlichen optimalen Einstand bei der "Alten Dame".

"Es ist natürlich schwierig, meinen Spielern zu sagen, wir wollen ein gutes Spiel machen, aber dann muss jede Emotion raus." Labbadia aber kündigte an: "Trotzdem werden wir natürlich mit den Spielern darüber reden, das ist überhaupt keine Frage."

In der öffentlichen Diskussion trat das Spiel schnell in den Hintergrund - und alles fokussierte sich auf den gezeigten Jubel.

Florian Kohfeldt: "Bruno bringt uns Trainer in Erklärungsnot"

Labbadias Trainerkollege Florian Kohfeldt von Werder Bremen verstand Labbadias Aussage "durchaus, aber andersherum bringt Bruno damit jeden anderen Trainer wieder in Erklärungsnot. Es wurden nun mal Vorgaben missachtet, die relativ klar sind. Das wird dann schon zum Problem im Umgang mit der Mannschaft."

Vor dem ersten Spieltag während der Corona-Krise hatte die Deutsche Fussball-Liga die kontaktlose Freude empfohlen. Die Hertha nahm das nicht so genau.

Anders als in weiteren Stadien geizten die Profis nicht mit Körperkontakt nach den Treffern von Vedad Ibisevic, Matheus Cunha und einem Eigentor von Hoffenheims Kevin Akpoguma.

Dedryck Boyata: "Das war kein Küssen"

Abwehrspieler Dedryck Boyata betonte, dass er seinen Mitspieler Marko Grujic nicht auf die Wange geküsst habe. Er wollte stattdessen seinem Teamkollegen Anweisungen ins Ohr flüstern.

"Ich habe Marko Grujic eine Standardsituation erklärt, eine Ecke", schrieb Boyata bei Instagram: "Es war kein Küssen oder Jubeln oder was auch immer behauptet wurde", schrieb der 29-Jährige.

"Hertha hat in der Vergangenheit nicht immer drei Tore gemacht. Da ist Freude da, da sollte man so ein bisschen eine Verhältnismässigkeit sehen", sagte Labbadia: "Man darf jetzt nicht eine Hysterie daraus machen." Es gehe auch darum, "einen guten Wettkampf auf dem Feld zu zeigen, damit die Zuschauer weiter dranbleiben. Das macht den Fussball auch aus", erläuterte Labbadia. Kontakt auf dem Rasen sei ohnehin nicht zu vermeiden. "Das ist ein ganz schmaler Grat, auf dem wir gehen."

Ohne Nebengeräusche scheint es bei den Berlinern auch nach der Corona-Pause nicht zu gehen. Knapp zwei Wochen nach dem pikanten Facebook-Video des inzwischen suspendierten Kalou gibt es nun neuen Gesprächsstoff, zu dem sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äusserte.

Markus Söder: "Ich fand das nicht gut"

"Ich fand es nicht gut", sagte Söder mit Blick auf die Aktion der Berliner. Die Liga werde auch in Sachen Jubel noch "nachschärfen müssen, da bin ich mir recht sicher", sagte der CSU-Chef im Sport1-Talk "Doppelpass". Er sprach von "Geburtswehen" und ergänzte: "Der Fussball hat eine extreme Vorbildfunktion in jeder Beziehung. Deshalb sollte man die Anweisung einhalten und nächste Woche drauf achten."

Für alternativlos hält Söder zudem, dass die Ersatzspieler trotz Abstands zu ihren Kollegen einen Mundschutz tragen müssen. "Auch die Spieler müssen sich halt an die Regeln halten", sagte Söder.

Labbadia, nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri schon der vierte Hertha-Trainer in dieser Saison, versteht das zwar alles, stellte aber heraus, dass gegen keine Regeln verstossen wurde. "Wir wurden sechsmal negativ getestet, zuletzt gestern", ergänzte Labbadia am Samstag.

Die DFL hatte mitgeteilt, dass der Torjubel von Spielern "nicht Bestandteil" des medizinisch-organisatorischen Konzepts sei: "Zum Thema Torjubel wurden in Ergänzung zum Konzept lediglich Hinweise zur Orientierung gegeben – Sanktionen erübrigen sich daher."

Allerdings hatte der Liga-Verband in einem Organisations-Rundschreiben explizit darauf hingewiesen, dass "ein gemeinsames Jubeln und Umarmungen zu unterlassen" seien.

Vedad Ibisevic: "Tut mir leid, sind aber keine Roboter"

"Emotionen kann man wirklich nicht verstecken", entschuldigte sich Torschütze Ibisevic. "Ich habe unseren Doktor vor dem Spiel gefragt, ob das Tor zählt, wenn man das macht. Das war für mich das Allerwichtigste." Routinier Ibisevic sagte, es tue ihm leid, "aber wir sind leidenschaftliche Fussballer und keine Roboter". (dpa/AFP/hau)

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