Leon Bailey und Julian Brandt bilden derzeit die gefährlichste Flügelzange der Bundesliga. Das weckt Begehrlichkeiten in In- und Ausland. Der "FC Bayern Deutschland" spielt dabei eine konkrete Rolle - und das nicht nur für Julian Brandt.
Zum Glück für Bayer Leverkusen hat sich die Sache mit der Transferperiode erstmal wieder erledigt.
In England haben sie nämlich einen neuen Rekord aufgestellt: Mehr als 300 Millionen Pfund haben die englischen Premier-League-Klubs in diesen paar Winterwochen auf dem Transfermarkt ausgegeben, so viel wie noch nie zuvor.
Die üblichen Verdächtigen Liverpool und Manchester City liegen dabei an der Spitze, aber auch Everton und der FC Chelsea waren nicht eben geizig bei ihren Ausgaben.
In den vergangenen Tagen waren immer wieder Gerüchte um ein Interesse des FC Chelsea an Leon Bailey laut geworden.
In England firmiert Bayer Leverkusens Angreifer unter mehreren Decknamen, von der "Jamaika-Rakete" oder dem "Baby-Bolt" ist oft zu lesen. Dass er sich einst in einem Chelsea-Trikot hat fotografieren lassen und in einem Twitter-Post "Dream big" darunter schrieb, machte die Sache klar: Der Spieler muss in die Premier League, er muss zum FC Chelsea.
Brandt blüht doppelt auf
Schon als Brandt als 17-Jähriger vom VfL Wolfsburg nach Leverkusen gewechselt war, schien sein Karriereverlauf vorgezeichnet: Innerhalb der Bundesliga werde es das Ausnahmetalent irgendwann zu den Bayern verschlagen.
Zuletzt machte Brandt mit ein paar verwirrenden Aussagen bezüglich seiner Planung von sich reden, unter anderem war da zu lesen, er könne "nicht mal planen, was ich nächste Woche mache".
Etwas konkreter hat sein Vater und Berater Jürgen Brandt zumindest die nähere Zukunft vor Augen. "Julian hat keine Gedanken, im Sommer den Verein wechseln zu wollen oder zu müssen. Und er hat auch keinen Gedanken, dass er irgendwann ablösefrei wechseln müsste. Ich sehe ihn nächste Saison definitiv in Leverkusen." Was das Sportliche angeht, "spricht alles für Leverkusen".
Dass Julian Brandt überhaupt so in den Fokus gerückt ist, hängt eng zusammen mit zwei Personalien beim Werksklub.
Nach der enttäuschenden letzten Saison mit dem hektischen Gegenpressingfussball unter Roger Schmidt bekommt Brandt mit dem neuen Trainer Heiko Herrlich mehr Freiheiten und auch die nötigen gestalterischen Pausen.
Leverkusens Spiel hat sich beruhigt, Herrlich setzt mehr auf kreative Momente im eigenen Ballbesitz, was letztlich dem sehr technischen und geistreichen Spiel Brandts entgegenkommt.
Und zum anderen ist da der Partner auf der gegenüberliegenden Seite. Zusammen mit Bailey mischt Brandt derzeit die Bundesliga als gefährlichste Flügelzange der Liga auf.
Die Akzente in Bayers Offensivspiel haben sich auf die äusseren Dienststellen verlagert, von hier verströmt die Mannschaft die meiste Torgefahr.
Und schliessen Brandt oder Bailey mal nicht selbst ab, dann werden im Zentrum Kevin Volland und Lucas Alario mit akkuraten Zuspielen gefüttert.
Ein Duo für Bayerns Umbruch
So etwas weckt natürlich Begehrlichkeiten. Und wenn man bedenkt, dass der Umbruch beim FC Bayern auch und gerade auf den Flügeln passieren muss und wird, dann ist die Verbindung zu Brandt und Bailey schnell hergestellt.
Bayers Sportdirektor Jonas Boldt hat die leisen Avancen aus München registriert, bleibt vorerst zumindest in der Causa Brandt aber ruhig. "Bisher hat jeder so getan, als ob der Abschluss mit dem FC Bayern bereits fix wäre und wir keine Chance hätten, Julian zu halten. Jetzt geht der Trend zwar in die andere Richtung, aber die Situation ist immer noch die gleiche."
Die Bayern haben zuletzt vermehrt den deutschen Markt an Toptalenten oder Nationalspielern abgegrast. Mit Niklas Süle, Sebastian Rudy und
Die Zukunft von Arjen Robben und Franck Ribéry ist längst noch nicht geklärt. Der nach Hoffenheim verliehene Gnabry soll zurückkommen,
Trotzdem beschäftigen sich die Bayern ganz sicher schon lange mit Brandt und man darf annahmen, dass es spätestens jetzt auch Leon Bailey in die Notizblöcke der Münchener Verantwortlichen geschafft hat.
Bailey hätte wie Coman diese sehr spezielle Explosivität, ein atemberaubendes Tempodribbling und einen fulminanten linken Fuss. Ein bisschen wie der junge
Dass er irgendwann in England spielen will, hat er bereits mehrfach erzählt. Ein kleiner Abstecher nach München vor der Verwirklichung des grossen Traums ist momentan aber nicht mehr auszuschliessen.
Bailey bald für Deutschland?
Dass der Spieler dabei durch das übliche Raster fallen würde, ist nur der eine Teil der Wahrheit. Bailey besitzt derzeit zwar nur den jamaikanischen Pass, hat sich aber vor Jahren schon mit dem Fussballverband seiner Heimat überworfen und seit der U17 kein einziges Spiel mehr für Jamaika bestritten.
Dieses erste und zugleich auch letzte Länderspiel gegen die Cayman Islands ist jetzt fast schon drei Jahre her und Bailey kokettiert ganz offen damit, sich die Nationalmannschaft seiner Wahl selbst auszusuchen.
"Sie wollen immer, dass ich für Jamaika spiele. Aber ich habe persönliche Probleme mit dem Verband, seit ich elf oder zwölf Jahre alt bin. Jamaika hätte mich schon lange haben können, aber es gibt Gründe, warum ich nicht für Jamaika spiele", sagt Bailey.
Belgien, England oder sogar Deutschland kämen unter Umständen für eine doppelte Staatsbürgerschaft in Frage. In Deutschland müsste Bailey dafür drei Jahre ununterbrochen wohnhaft gewesen sein, keine Vorstrafen aufweisen und den Einbürgerungstest bestehen. Ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache wären ebenso vorausgesetzt.
2020 könnte er also frühestens eingebürgert werden. Ob der Spieler noch so lange warten mag, ist nicht sicher. Ganz auszuschliessen ist es aber nicht. Bayer Leverkusen sollte jedenfalls jedes Spiel mit Bailey und auch Brandt in der Mannschaft geniessen.
Das Transferfenster hat nun zwar geschlossen, die Planungen der Klubs für den kommenden Sommer laufen aber schon wieder an. Und mit jedem weiteren Tor wird Bayers stürmisches Duo nur noch begehrter.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.