Die Gerüchte um einen Wechsel des Schalker Juwels zu den Bayern halten sich hartnäckig. Aber würde Leon Goretzka zu den Bayern passen? Und wie könnte er dem Rekordmeister weiterhelfen?
Neulich ist Christian Heidel mal so richtig explodiert. Vor dem letzten Heimspiel des FC Schalke gegen den HSV stellte sich Schalkes Manager am "Sky"-Mikrofon ein paar Fragen.
Es war aber nicht die Forderung zur Aufarbeitung einer enttäuschenden Saison in Gelsenkirchen, die Heidel in Aufruhr versetzte. Sondern die Frage nach der angeblich schon geklärten Zukunft von
Christian Heidel auf 180: "Dummes Zeug"
"Sky" ging einige Stunden vor Anpfiff der Partie mit einer Information an die Öffentlichkeit, die Heidel so nicht stehen lassen konnte.
Der Wechsel von Goretzka zum FC Bayern ist demnach schon beschlossene Sache - was Heidel vehement und mit grossem Nachdruck verneinte.
"Dummes Zeug" seien die Gerüchte und Spekulationen, stutzte Heidel seinen Gesprächspartner bei der Gelegenheit gleich noch zurecht.
Und überhaupt könne Goretzka bald das neue Gesicht des FC Schalke 04 werden - so er denn seinen 2018 auslaufenden Vertrag bei den Königsblauen verlängert.
Gespräche zwischen Heidel und dem Spieler habe es jedenfalls längst gegeben.
Dass die Bayern permanent auf der Suche nach den grössten deutschen Talenten sind, ist kein Geheimnis.
Und dass Goretzka eine sehr interessante Personalie für den Rekordmeister ist, auch nicht. Es gibt aber noch andere Fragen, die sich aufdrängen.
- Passt Goretzka zum FC Bayern?
In seiner Altersklasse und auf seiner Position gibt es kaum deutsche Spieler, die besser sind als Goretzka.
Der passt gut ins Beuteschema für die nahe Zukunft der Münchener, die ihren etwas überalterten Kader auffrischen und mit zwar starken, aber auch noch entwicklungsfähigen Spielern bestücken wollen.
- Was zeichnet Goretzka aus?
Goretzka hat ähnliche Anlagen wie Michael Ballack. Wegen seiner Körpergrösse von 1,89 Metern und seiner grossen Übersetzung ist er im Antritt nicht unbedingt der Schnellste, hat aber eine gute Endgeschwindigkeit und ist auch sehr beweglich.
Gerade unter hohem Gegner-, Zeit- und Raumdruck hat er eine erstaunliche Ruhe am Ball, kann sich aus engen Situationen drehen oder den entsprechenden Pass spielen.
Goretzka hat ein gutes Gespür dafür, wann er aus seiner Position rausrücken und mit nach vorne gehen kann.
Aber: Der 22-Jährige war in den vergangenen Jahren durchaus anfällig für Verletzungen.
Im Prinzip spielt er gerade die erste „richtige“ Saison in der Bundesliga, hat insgesamt 40 Pflichtspiele bestritten und kommt dabei auf sehr ordentliche 13 Scorerpunkte (acht Tore, fünf Assists).
- Könnte sich Goretzka beim FCB durchsetzen?
Die Bayern verfügen im Prinzip über zwei komplette Mannschaften, um mit der Dreifachbelastung auf höchstem Niveau klarzukommen.
Und die Zeiten, als junge Spieler bei den Bayern kaum eine Chance hatten, sind auch längst vorbei.
Der Rekordmeister will in den kommenden Jahren einen etwas ausgewogeneren Stil verfolgen, immer noch mit zugekauften Stars im besten Alter, aber auch mit mehr jungen Spielern.
Am besten natürlich welche aus dem eigenen Internat, das für viel Geld gebaut wurde. Oder aber, und das ist auch alte Bayern-Sitte, mit den besten jungen Spielern Deutschlands.
Und dazu gehört Goretzka allemal. Der ist ein Box-to-Box-Spieler, einer der in der Offensive die Angriffe einfädeln und dann im gegnerischen Strafraum auch abschliessen kann.
Kimmich hat das phasenweise auch schon bewiesen bei den Bayern, durfte zuletzt aber kaum noch spielen.
Goretzka ist sein sehr geradliniger Spieler, nicht so veschnörkelt wie Thiago. Damit könnte er eine neue Komponente ins Bayern-Mittelfeld bringen.
Das Können und den Anspruch, sich auf höchstem Niveau durchzusetzen, bringt er jedenfalls mit.
- Haben die Bayern überhaupt Bedarf?
Auf den Flügeln ist beim Rekordmeister zumindest noch eine Saison lang alles klar.
Im zentralen Mittelfeld aber könnte durchaus eine Planstelle frei werden. Mit Alonso geht ein wichtiger Baustein der letzten Jahre.
Der Abschied von Philipp Lahm hat indirekt ebenfalls Auswirkungen auf die Mittelfeldzentrale, immerhin war der Kapitän in der Zeit vor Carlo Ancelotti dort gesetzt und immer auch für den Italiener eine (Not-)Option.
Mit Sebastian Rudy ist bereits ein Spieler verpflichtet, der wie
Dazu soll er von Ancelotti klar als Lahm-Nachfolger für die rechte Abwehrseite eingeplant sein.
De facto bliebe also die Alonso-Position vakant. Und die könnte man Goretzka allemal zutrauen. Zumal die Bayern immer noch nicht wissen, ob und wie Renato Sanches funktionieren wird.
Der Portugiese hat eine enttäuschende erste Saison in München hinter sich und bleibt vorerst ein Rätsel.
- Das sagt sein Förderer:
Als Förderer gilt immer noch Peter Neururer, der Goretzka vor vier Jahren beim VfL Bochum in den Profibereich hochgezogen hat.
Neururer war bei Goretzkas Wechsel nach Schalke ein scharfer Kritiker, fand den Transfer des damals 18-Jährigen deutlich verfrüht.
Und auch jetzt würde Neururer seinem ehemaligen Schützling noch ein Jahr in Gelsenkirchen empfehlen.
"Als Schalker hoffe ich und empfehle ihm, dass er bleibt. Leon kann die zentrale Figur des neuen Schalke werden, würde dort dann einen unglaublichen Stellenwert bekommen", sagte Neururer der "Bild".
Allerdings sieht auch der 62-Jährige die Chance für Goretzka, sich in jungen Jahren auf dem absoluten Top-Level zu entwickeln.
"Man müsste mal Bundestrainer Jogi Löw fragen, was er über einen Schalke-Verbleib von Goretzka denkt. Mit Blick auf die WM 2018 braucht er Profis, die Europapokal spielen und sich international weiter entwickeln. Daher befürchte ich, dass Leon schon im Sommer zu einem grossen Klub wechselt. Wenn Bayern und Hermann Gerland ihn wirklich haben wollen, kann er nicht nein sagen. Dann ist das Thema sowieso schon durch."
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