Am Freitagabend findet das Topspiel der Bundesliga in der Allianz Arena statt. Der FC Bayern empfängt Bayer 04 Leverkusen, beide Teams haben noch keinen Punkt abgegeben. Auch wenn beide die Idealausbeute einfahren konnten, wirkt die Werkself bisher stabiler und eingespielter als der Rekordmeister. Das direkte Duell ist nun für beide eine Standortbestimmung.

Eine Analyse

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Nach vier absolvierten Pflichtspielen in der neuen Saison lässt sich konstatieren, dass Bayer 04 Leverkusen den Weg der Vorsaison weitergeht. Nach einem schwachen Start und der Entlassung von Gerardo Seoane übernahm Xabi Alonso das Ruder bei der Werkself und veränderte Schritt für Schritt die Spielweise des Teams.

Unter ihm gelang eine Aufholjagd, am Ende qualifizierte sich das Team für die Europa League. Der Start in die neue Saison hatte es in sich. Das erste Pflichtspiel gewann Bayer im DFB-Pokal gegen Teutonia Ottensen mit 8:0.

Der erste echte Gradmesser folgte sogleich. Der Gegner im ersten Liga-Spiel hiess RB Leipzig. Leverkusen gewann einen unterhaltsamen Abtausch mit 3:2, war dabei insgesamt die etwas reifere und zielstrebigere Mannschaft. Im Anschluss ging es nach Mönchengladbach, und auch der erste Auftritt in der Fremde war ein erfolgreicher, Leverkusen siegte mit 3:0.

Bayer war spielerisch überlegen, hatte in jeder Spielphase Ideen, wie der Gegner auseinandergespielt werden könnte. Gleiches galt für die Partie gegen Aufsteiger Darmstadt. Gegen die Hessen hiess es am Ende 5:1. Aufgrund der Tordifferenz steht die Werkself nach einem sehr guten Saisonstart auf Platz eins in der Tabelle.

Kaderplanung mit Struktur und Vision

Doch warum ist Bayer Leverkusen aktuell so stark? Ein wichtiger Punkt ist die Kaderplanung. Simon Rolfes, das Scoutingteam und letztlich auch Trainer Alonso, der seine Ideen einbringt, haben gemeinsam eine gute Arbeit geleistet. Auf potenzielle Abgänge hat Leverkusen schon vorab Antworten im Hinterkopf. Transfers werden ohne grosse mediale Begleitung über die Bühne gebracht. Nebenher konnte zuletzt Vertragsverlängerung um Vertragsverlängerung bekannt gegeben werden.

Und dann wären da noch die tatsächlich getätigten Transfers. Matej Kovar verstärkte das Torhüterteam, der junge Brasilianer Arthur soll herangeführt werden. Alejandro Grimaldo ist der neue etatmässige Linksverteidiger. Ihn ablösefrei bekommen zu haben, war ein Geniestreich der Verantwortlichen. Ein neuer Führungsspieler im Mittelfeld ist Granit Xhaka. Der einstige Gladbacher dirigierte schon früh das Mittelfeld, forderte und verteilte Bälle und nahm sofort eine zentrale Rolle ein.

Für die Offensive wurde Jonas Hofmann von Ligakonkurrent Gladbach losgeeist, ausserdem kam Nathan Tella aus Southampton. Trotzdem könnte Victor Boniface der Königstransfer sein. Der physisch starke Angreifer aus Nigeria hat schon fünf Pflichtspieltore auf dem Konto. Er passt perfekt zu den anderen Spielertypen in der Offensive, hat einen extremen Aktionsradius und ist in fast jeden Angriff eingebunden. Bayer hat in der Breite wie in der Spitze mittlerweile einen Topkader.

Xabi Alonso: Der Architekt des Erfolgs

Es hilft aber die ganze individuelle Klasse nicht viel, wenn der Trainer dem Kader nicht seine Idee von Fussball vermitteln kann. Hier kommt Xabi Alonso ins Spiel, der zu Beginn seiner Amtszeit viel wert auf defensive Stabilität legte. Diese diente als Basis, darauf wurde die Offensive aufgebaut.

Alonso lernte schnell, dass Florian Wirtz der Spieler ist, der als Dreh- und Angelpunkt fungieren soll. Also implementierte der Spanier ein System, in dem das grosse Talent für die gegnerischen Defensivreihen nur schwer zu greifen ist.

Der junge Nationalspieler agiert als kompletter Freigeist, ist nicht an eine Position gebunden und kann somit schon aus der Tiefe für Gefahr sorgen. Essenziell für das Spiel der Werkself unter Alonso sind auch die komplett unterschiedlichen Aussenverteidiger. Rechts ist Jeremie Frimpong gesetzt, der im Ballbesitz quasi als Aussenstürmer agiert, während Grimaldo auf links deutlich tiefer agiert, als Anspielstation dient und natürlich bei Ballverlusten einen kürzeren Weg zurücklegen muss, um schnell hinter dem Ball zu sein.

Wenig überraschend, will der Trainer der Werkself offensiv agieren, das Spiel dominieren. Aber eine gewisse Grundflexibilität, um auf verschiedene Gegner und Spielphasen reagieren zu können, ist elementar wichtig. Leverkusen kann mit Viererkette spielen, aber auch drei Innenverteidiger aufstellen und zwei Wingbacks davor wirbeln lassen. In allen Spielphasen ist Bayer in den letzten Monaten besser geworden, das Ende der Fahnenstange dürfte dabei noch nicht erreicht sein.

Deswegen kann Leverkusen in München gewinnen

Häufig fuhr Bayer 04 Leverkusen in der Vergangenheit mit Ambitionen nach München, kehrte aber enttäuscht und nicht selten sogar als "begossener Pudel" zurück. Am vierten Spieltag der Saison 2023/24 sprechen einige Gründe dafür, dass die Werkself eine reelle Chance auf einen Sieg beim FCB hat. Einerseits liegt das am FC Bayern selbst, der trotz dreier Siege noch nicht überzeugend spielt und gegen den bisher stärksten Gegner, RB Leipzig, im Supercup deutlich unterlegen war.

Ein grosser Schlüssel, den die Werkself selbst mitbringt, ist der Faktor Physis. Xhaka und Boniface bringen als Neuzugänge eine enorme körperliche Wucht mit, die Innenverteidiger ebenfalls. Das hilft, um sich gegen Spieler wie Leon Goretzka, Kim Min-jae, Dayot Upamecano und Harry Kane zu wehren. Auch in Sachen Tempo hält Leverkusen mit. Frimpong ist ein pfeilschneller Spieler, auch Tella oder Wirtz bestechen entweder durch einen guten Antritt oder eine gute Endgeschwindigkeit.

Dass Leverkusen zudem noch die eigene Pressingresistenz hochgeschraubt hat und mehrere Spielsysteme beherrscht, ja sogar die bessere Bank im Vergleich zum Rekordmeister hat, spricht ebenfalls für ein gutes Resultat. Und dann wäre da noch der Druck. Der liegt nämlich in einem Heimspiel immer beim Team, das herausgefordert wird.

Verwendete Quellen:

  • transfermarkt.de: Alle Transfers Bayer Leverkusen 2023/24
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