In einer Welt, in der die Geschlechterdebatte immer noch zu hitzigen Diskussionen führt, ist Marie-Louise Etas Position als Co-Trainerin bei Union Berlin ein Meilenstein. Während Bjelicas Sperre steht sie als Co-Trainerin etwas mehr im Vordergrund.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Petra Tabarelli (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es haben manche Männer wie Maik Barthel noch immer nicht begriffen, aber: Fussball kennt keine Geschlechter. Selbstverständlich versteht eine Frau auch den Fussball der Männer. Und natürlich kann eine Champions-League-Siegerin auch einen Club im Fussball der Männer coachen.

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Mal ehrlich, wie viele Erstligaclubs werden von jemandem gecoacht, der oder die als Spieler*in die Champions League gewann? Nun, Union Berlin beispielsweise.

Bjelicas Tätlichkeit

Kurzer Blick zurück: Es ist der 28. Januar 2024. Union Berlin spielt daheim gegen den SV Darmstadt 98. Beide stehen derzeit in der Bundesligatabelle nicht gut da, es geht also für beide Vereine um viel.

Union Berlin hatte zuvor sein Nachholspiel gegen den FC Bayern München. Das ursprüngliche Spiel wurde Anfang Dezember 2023 nach starkem Schneefall in München abgesagt werden. Unions Trainer Nanad Bjelica - hatte erst im November 2023 für Urs Fischer als Trainer Union Berlin übernommen - beging während des Spiels eine Tätlichkeit gegen Leroy Sané und steht seitdem völlig zurecht in der Kritik. Bislang wurde er als Trainer nicht entlassen und vom DFB für nur drei Spiele gesperrt.

Kommunikation

Wenn in der Trainer gesperrt ist, dann schlägt üblicherweise die Stunde der Co-Trainer*innen. Ja, bisher brauchte man für die Männer-Bundesliga an dieser Stelle nicht zu gendern. Doch das hat sich jetzt geändert, denn Bjelica wählte bei seinem Amtsantritt für Union zwei Co-Trainer*innen: Danijel Jumic und Marie-Louise Eta.

Und nun, durch die Sperre von Bjelica steht Marie-Louise Eta noch mehr im Vordergrund, wenn auch nicht als Coach an der Seitenlinie. Denn die Verantwortlichkeiten während Bjelicas Sperre sind klar verteilt: Jumic übernimmt das Coaching vom Spielfeldrand, während Eta die Kommunikation innerhalb des Teams als auch mit der Presse führt.

Der Mann coacht und leitet sichtbar an der Seitenlinie und die Frau übernimmt die Kommunikation? Smells like überholte Geschlechterklischees. Auf der anderen Seite ist die Rolle der Kommunikatorin zwischen Team, Presse und Öffentlichkeit keinesfalls zu unterschätzen, denn angesichts Unions Tabellenplatzierung und nach Bjelicas Tätlichkeit sind klare und kluge Statements wichtig. So ist meine Hoffnung, dass Eta mit dieser Aufteilung einverstanden ist.

Die Lizenz, um Männer zu coachen

Die gebürtige Dresdnerin hat im Jahr 2018 im Alter von 26 Jahren ihre aktive Fussballkarriere beendet und sich fortan ihrer Trainer*innen-Laufbahn gewidmet. Sie hat konsequent Junior*innen betreut und gecoacht und nebenbei erfolgreich sämtliche aufeinander aufbauenden Trainerausbildungen absolviert. Schliesslich hat sie die entscheidende Lizenz erworben, die ihr die Leitung von Profi-Clubs im Männerfussball ermöglicht:

Im Frühjahr 2023, also vor knapp einem Jahr, erwarb Eta als Trainerin an der DFB-Akademie in Frankfurt am Main die Pro Lizenz. Dass sie bereits ein gutes halbes Jahr später nicht die Co-Trainerin eines Bundesliga-, sondern auch damaligen Champions-League-Clubs wurde spricht vor allem für eins: Ihr Können und ihre Kompetenz.

Durch die Sperre von Bjelica rückt sie nun noch mehr in den Fokus - sowohl am vergangenen Sonntag, sondern auch dieses Wochenende und am kommenden Mittwoch beim Nachholspiel der Union in Mainz.

Für mehr Vielfalt

Können wir 2024 bitte Frauen im Fussball der Männer normalisieren? Sei es als Schiedsrichterin oder als Trainerin. Immer wieder gibt es die gleichen Kommentare von Männern, die nicht in der Realität, sondern einer verklärten nostalgischen Welt leben. Es geht nicht um das Können von Marie-Louise Eta oder irgendeiner anderen Person weiblichen Geschlechts; vielmehr geht es um überholte Denkmuster und Strukturen innerhalb unserer Gesellschaft.

2024 ist Zeit für einen Wandel in den Köpfen aller Beteiligten – vom Fan bis zum Funktionär. Wir müssen erkennen, dass Vielfalt im Sport nicht nur bedeutet verschiedene Nationalitäten zu integrieren, sondern auch verschiedene Geschlechter.

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