Die Bundesliga ist zurück - und bestätigt bereits am ersten Spieltag einige Vorurteile über den HSV, die Schiedsrichter, den BVB, Schalke 04 und Lothar Matthäus. Die (auch in dieser Saison nicht immer ganz ernst gemeinten) Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

1. Lehre: Der HSV ist immer noch der HSV

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Erster Spieltag, erster Gewissenskonflikt: Darf man über einen verletzten Spieler Witze machen?

Darf man lästern, dass die Spieler in Hamburg eben wenig Übung mit dem Feiern von Toren haben? Darf man schreiben, dass der HSV sogar zum Jubeln zu doof ist? Darf man fragen, warum Nicolai Müller nach dem 1:0 gegen einen Abstiegsfavoriten (und einen unglücklich aussehenden Torhüter) zu einer Show ansetzt, als hätte er gerade das entscheidende Tor in einem Champions-League-Finale erzielt?

Die Kollegen von "11Freunde" warfen einen Blick auf den offiziellen englischsprachigen Twitter-Account des HSV und fanden die Antwort: ja!

Hamburgs Eckfahne hatte bei Müllers Jubel-Crash ihren grössten Auftritt seit Oliver Kahns legendärem Meisterschaftsjubel im Jahr 2001.

Einen Tag später folgte die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. Die Saison ist für den Angreifer damit fast schon gelaufen. Wegen eines zu euphorischen Jubels.

Es gibt einfach Dinge, die kann man sich nicht vorstellen. Bis der HSV ins Spiel kommt. Dennoch – oder gerade deshalb: Gute Besserung, Nicolai Müller!

Auch wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass diese Aktion als dümmster Jubel in die Bundesliga-Geschichte eingeht.

2. Lehre: Ein Schiedsrichter ist immer noch ein Schiedsrichter

Fussballromantiker hatten bis zum Wochenende immer gerne betont, dass potenzielle Fehlentscheidungen und die folgenden Diskussionen elementar wichtig seien für diesen Sport. Und befürchtet, dass die Einführung des Videoschiedsrichters den Fussball langweiliger, berechenbarer, steriler machen werde.

Sie konnten ja auch nicht ahnen, dass ein Videoschiedsrichter noch weniger sieht als der Unparteiische auf dem Platz. In keinem einzigen Stadion funktionierte die Technik am Samstagnachmittag wie geplant. In Hamburg ging 90 Minuten lang überhaupt nichts, in Hoffenheim, Mainz und Berlin gab es temporär ebenfalls Totalausfälle.

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Nur beim FC Bayern funktionierte am Freitag natürlich alles einwandfrei, als es darum ging, dem Rekordmeister einen Elfmeter zuzusprechen.

Wir lassen das unkommentiert. Und überlassen die Schlussfolgerungen den Anti-Bayern-Verschwörungstheoretikern. Um zu beweisen, dass es auch mit Videoschiedsrichter genügend Raum für seltsame Diskussionen gibt.

3. Lehre: Lothar Matthäus ist immer noch Lothar Matthäus

Neue Saison, neue Kommentatoren: Bei Sky feierten am Samstag Jörg Dahlmann und Frank Buschmann ihre Bundesliga-Rückkehr. Und ja, sie werden für viele, viele Diskussionen sorgen.

"Buschis" euphorisch-wilder Stil ist streitbar. In Wolfsburg bejubelte er den Dortmunder Sieg beispielsweise mit dem Satz "Omma, hol die Kompottgläser raus, es ist Einmachzeit". Gut? Schlecht? Am Ende Geschmackssache.

Mit Dahlmann sollten die Verantwortlichen bei Sky jedoch frühzeitig ein ernstes Wörtchen reden. Der Kommentatoren-Veteran brüllte nämlich derart laut "Tooooooooooooooor in Mainz" ins Mikrofon, dass bei mehreren Zuschauern akute Herzrhythmusstörungen aufgetreten sein dürften. Wenn die Boxen des TV-Geräts den Urschrei denn überlebt hatten.

Und das nach einem Tor von Hannover 96, das 98 Prozent der Zuschauer eigentlich nicht einmal sehen wollen, weil ihnen Tore der Niedersachsen schlicht und einfach egal sind.

Bändigen wird Sky auch den neuen Experten Reiner Calmund müssen. Vor der Partie des FC Schalke 04 kam "Calli" auf die Idee, Manager Christian Heidel eine Frage zu stellen. Geschätzte Fragezeit Calmunds: 4 Minuten und 54 Sekunden. Geschätzte Antwortzeit Heidels: 4 Sekunden.

Gut, dass bei so vielen neuen Gesichtern eine Konstante ihrem Ruf treu bleibt. Lothar Matthäus. Gewohnt wortgewandt mit der Experten-Analyse der Woche:

4. Lehre: Der Ruhrpott ist immer noch der Ruhrpott

Dass die Menschen im Ruhrpott auch beim Fussball einen ganz speziellen Humor haben, bewiesen sie einmal mehr zum Saisonauftakt.

Zum einen dieser Fan von Borussia Dortmund, der in Wolfsburg die etwas andere Reaktion auf den unsäglichen Boykott von Ousmane Dembélé zeigte:

Zum anderen ein Fan des FC Schalke 04, der sich vor lauter Aufregung vor der Partie gegen RB Leipzig nicht mehr im Griff hatte.

Der königsblaue Stadionsprecher nahm es verwirrt und humorvoll zur Kenntnis und suchte den Fahrzeughalter mit dieser Durchsage: "Im Parkhaus steht ein geparktes Auto. Der Motor läuft und der Schlüssel steckt. Ich weiss nicht, was mit dir los ist, Kollege, aber komm‘ mal zu deinem Auto."

5. Lehre: Mario Götze ist immer noch Mario Götze

Lassen wir für einen kurzen Moment jede Form von Ironie und Sarkasmus beiseite: Es ist schön, dass Mario Götze noch immer Mario Götze ist. Der leidgeplagte WM-Held, einer der besten Fussballer seiner Zeit, feierte am Samstag sein Comeback. Und spielte ganz gross auf. Das war ihm zu wünschen.

Man könnte nach Götzes zahlreichen Negativ-Erfahrungen in solch einer Situation zu ein wenig Zurückhaltung raten, damit die Erwartungen nicht zu früh schon wieder zu gross werden.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte daran aber offensichtlich wenig Interesse. Er sass am Sonntag beim Fussballtalk von Jörg Wontorra bei Sky und sagte diesen Satz: "Früher hat Mario versucht wie Messi zu spielen – heute spielt er wie Iniesta."

Das kann man natürlich mal sagen. Nur sollte sich Watzke dann in ein paar Wochen nicht beschweren, wenn irgendwer auf die Idee kommt, eine schlechte Leistung Götzes zu kritisieren.

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