Sky und DAZN haben sich lange um die Medienrechte der Bundesliga gestritten, am Ende bleibt einiges wie gehabt, es gibt aber auch Veränderungen. Wer ist der grosse Gewinner? Wir haben einen Experten gefragt.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Sky gegen DAZN: Das Duell der beiden Pay-TV-Sender hat die Bundesliga und die Fans monatelang in Atem gehalten. Das Ergebnis wirkt im Vergleich zum zwischendurch eskalierten Zoff um die Übertragungsrechte für die Bundesliga ab der Saison 2025/26 fast schon langweilig.

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Denn unter dem Strich ändert sich dann doch nicht viel. Sky bekommt die Freitagsspiele, verliert aber die Konferenz am Samstag an DAZN. Der Rest bleibt wie gehabt. Also am Ende ein Unentschieden? Oder gibt es doch einen klaren Gewinner und einen verbitterten Verlierer?

"Ich sehe mehr Verlierer als Gewinner", sagt Medienexperte Prof. Dr. Michael Schaffrath von der Technischen Universität München im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass Sky die eigene Erfindung, die vom Radio auf das Fernsehen adaptierte Konferenzschaltung, und DAZN das Live-Spiel am Freitag verloren haben, seien "herbe Verluste für jeden der beiden Anbieter". Er sieht lediglich "einen gewissen Teilerfolg" für beide.

DAZN wollte im ersten Schritt mehr

Wenn man bedenkt, dass DAZN im ersten, abgebrochenen Bieterverfahren im April eigentlich das Paket B mit den Partien am Freitag und Samstagnachmittag sowie der Relegation wollte, wirkt die Ausbeute aus Sicht des Senders sogar fast schon enttäuschend. Allerdings erklärten beide Sender am Donnerstag, sie seien mit dem Ausgang der Rechtevergabe zufrieden. Sky zeigt konkret 227 Spiele pro Saison live, DAZN hingegen 240, davon aber 161 "nur" in der Konferenz.

Eine zentrale Frage bei der Bewertung lautet daher: Was ist die Konferenz noch wert? Sie ist fraglos Kult und der Kern des Bundesliga-Samstags, weil sie in der Vergangenheit TV-Geschichte schrieb, indem sie Tore, Dramen und Erfolge in die Wohnzimmer transportierte und die Zuschauer mit ihrem Format fesselte. Sie ist ideal für den Fussball-Fan, wenn nicht gerade die eigene Mannschaft spielt.

Die Bundesliga-Konferenz hat an Stellenwert eingebüsst

Vom Status einer von Spannung und Emotionen getragenen Sendung hat die Konferenz aber in den vergangenen Jahren einiges eingebüsst und dabei ein gutes Stück ihres vormals hohen Stellenwertes verloren. Das liegt daran, dass die Anzahl der Spiele am Samstag deutlich reduziert worden ist. In der Regel sind es fünf, nicht selten sind es aber auch nur noch vier Partien am Nachmittag. Dazu lässt auch zu oft die Attraktivität der Begegnungen zu wünschen übrig, weil die Top-Klubs zu einem anderen Zeitpunkt spielen.

"Das ist der bewusst gewollte Effekt der Salami-Aufteilung eines Spieltags in diverse Anstoss- und Spielzeiten. Der Samstagnachmittag ist sukzessive entwertet worden und das trifft bzw. betrifft auch die Konferenzschaltung", sagt Schaffrath.

Und am Ende hängt auch bei Pay-TV-Sendern der Zuspruch ganz entscheidend davon ab, wer wann spielt. So wurde zum Beispiel bei der jetzigen Rechtevergabe das Topspiel-Paket aufgewertet. Bedeutet: Die populärsten Teams dürfen jetzt bis zu zehn- statt achtmal gezeigt werden. Der FC Bayern und Borussia Dortmund können daher bei Sky öfter als früher für Quote sorgen.

Sky: Starke Quoten am vergangenen Spieltag

Wie stark diese sein kann, bewies der zwölfte Spieltag: Laut DWDL schalteten beim Topspiel BVB gegen den FC Bayern am Samstagabend 1,59 Millionen Menschen ein, damit schaffte es Sky sogar in die Top 25 der reichweitenstärksten Sendungen des Tages. 17,1 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe ist ebenfalls ein starkes Ergebnis.

Und mit der Konferenz und den Einzelspielen am Nachmittag erreichte Sky 1,19 Millionen Menschen, der Marktanteil beim jungen Publikum lag bei 21,4 Prozent. Was zeigt, dass der Samstagnachmittag immer noch Potenzial hat, wenn Mannschaften wie Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart oder Union Berlin im Einsatz sind.

Hinzu kommt: In Zukunft kann DAZN für den Sonntag die zweitattraktivste Partie auswählen, ein erstmaliges Drittwahlrecht hat nun wiederum Sky für den Freitagabend oder Samstagnachmittag. Grundsätzlich gilt: "Die Attraktivität der Partien ist entscheidend", sagte Schaffrath.

Insgesamt geht es also auch darum, "dass von der DFL bei der Spieltagsplanung ab der kommenden Saison eine hohe Sensibilität erwartet werden darf", betont der Experte: "Davon hängt vieles ab." Hier geht es auch um Taktik: Platziert Sky das Spiel auf dem exklusiven Platz am Freitag? Oder doch am Samstag? Wobei dann aber auch DAZN in der Konferenz davon profitieren würde.

Der Fan ist ein Verlierer

So oder so: Dass sich der erwähnte Teilerfolg für die beiden Sender ökonomisch rechnet, bezweifelt Schaffrath "massiv. Die Kommerzialisierung des Profifussballs ist seit Jahrzehnten für die Sender ein Zuschussgeschäft. Ich befürchte: beide zahlen weiter drauf."

Die Deutsche Fussball Liga hat durch die Medienrechte für Bundesliga und 2. Liga 1,121 Milliarden Euro pro Saison erlöst und die Einnahmen damit stabil halten können. Es wurde also erneut viel investiert. Schaffrath sieht deshalb vor allem einen anderen, grossen Verlierer: den Fan.

"Für alle Fans, die sowohl Sky- als auch DAZN-Abonnent waren, sind und bleiben, ändert sich wenig. Aber auch die werden nach meiner Einschätzung jetzt noch tiefer in die Tasche greifen müssen", sagte Schaffrath. "Und die Fans, die bislang nur einen Kanal besitzen, werden künftig ebenfalls mehr bezahlen müssen und das bei verändertem bzw. reduziertem Angebot. Das ist absolut paradox oder eben die normative Kraft des kommerzialisierten Fussballmarktes", so Schaffrath.

Rechnet er denn wirklich mit einer Erhöhung? Denn wer jetzt einsteigt, zahlt bei Sky für das Bundesliga-Paket 30 Euro pro Monat im Jahresabo, danach 40 Euro monatlich. Bei DAZN sind es 34,99 Euro im Monat für zwölf Monate. Einsteiger sind also mit rund 65 Euro dabei. Pro Monat. Eine stolze Summe, wobei die Preispolitik der Sender die Anhänger seit Jahren verärgert.

Experte geht von Preiserhöhung aus

Schaffrath rechnet genau deshalb fest mit einer Erhöhung: "Alles andere würde mich sehr überraschen. Denn für die ständig steigenden Preise gibt es doch genügend historische Analogien, sowohl bei Sky als auch bei DAZN." DAZN ist 2016 mit dem "Anfütterungspreis" für das Sportpaket von 10 Euro pro Monat gestartet und hat dann kontinuierlich die Preise erhöht.

"Nach allem, was ich weiss, reicht das aber immer noch nicht, um die horrenden Rechtekosten, zu denen ja auch noch Produktions- und Personalkosten kommen, auch nur annährend refinanzieren zu können. Und Ähnliches gilt für Sky unisono", so Schaffrath. Was vor allem daran liegt, dass Abo-Modelle in einem von Free-TV geprägten Land wie Deutschland immer noch auf Ablehnung stossen. Dass der Kern der Fussball-Fans gegen die Kommerzialisierung des Sports ist, kommt erschwerend hinzu.

Schaffrath zieht ein schonungsloses Fazit und zeichnet einen düsteren Status Quo: "Fussball ist für beide Anbieter ein Milliardengrab. Aber ohne den Fussball wären beide Sender schon längst tot." Es bleibt daher offen, wer der wahre Gewinner ist – klar ist aber, dass der Kampf um die Bundesliga-Rechte vor allem die Fans teuer zu stehen kommt.

Über den Gesprächspartner

  • Prof. Dr. Michael Schaffrath leitet den Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation am Department Health and Sport Sciences der Technischen Universität München. Die Forschungsschwerpunkte des Kommunikationswissenschaftlers sind Sportjournalismus, Sport-PR, Sport im Radio, Sportkommentierung im Fernsehen sowie Journalismus und Doping.

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