Haben die Bundesliga-Mediziner kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten beziehungsweise nicht ausreichend genug? Das meint zumindest Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Die Folgen für die Vereine seien immens.
Bayern Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, bis zum vergangenen Jahr auch Betreuer der Fussballnationalmannschaft, kritisiert die vielen Fehldiagnosen in der Sportmedizin.
Ursache dafür sei, dass das Vertrauen der Mediziner in die Kernspin-Untersuchung (MRT) grösser sei als das Vertrauen in die eigenen Hände.
Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Müller-Wohlfahrt: "Meine Erfahrung in der Diagnostik zum Beispiel von Muskelverletzungen bei Sportlern zeigt, dass die MRT-Diagnose in mehr als 50 Prozent der Fälle falsch ist, die Kernspin-Bilder werden allzu oft überinterpretiert."
Müller-Wohlfahrt: Spieler werden unnötig zurückgehalten
Die Folgen speziell für die Bundesligavereine seien immens. Müller-Wohlfahrt: "Nehmen wir die Muskelverletzungen bei Fussballprofis. Infolge einer MRT-Fehldiagnose wird ein Spieler oft wochenlang unnötig vom Training zurückgehalten und erleidet einen enormen Formverlust. Das ist bitter."
Diese Entwicklung wolle er "zusammen mit den Radiologen neu überdenken und dringend einen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen Sportärzten und Radiologen anstreben", so Müller-Wohlfahrt.
Bayern-Arzt war auch zuständig für deutsche Nationalmannschaft
Die Betreuung der Nationalmannschaft hatte "MW" im Jahr 1995 übernommen. Sein grösster Erfolg mit dem Team war der Gewinn des WM-Titels 2014 in Brasilien.
Das Vorrunden-Aus beim Turnier in Russland bildete für Müller-Wohlfahrt den Abschluss seiner Laufbahn bei der Nationalelf. Auch bei Bundestrainer Joachim Löw genoss Müller-Wohlfahrt hohes Ansehen. © AFP
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