Die Nacht nach dem 1:5-Debakel bei seinem Ex-Klub in Frankfurt hat Niko Kovac als Bayern-Trainer überlebt. Wie es für den 48-Jährigen jedoch an der Säbener Strasse weitergeht, wissen nur die Bosse des FC Bayern München.
Um 23:03 Uhr liess der FC Bayern München am Ende eines denkwürdigen Bundesliga-Spieltags in Frankfurt die Presse wissen, dass das Training am Tag danach nun doch nicht öffentlich stattfinde.
Der Rekordmeister benötigt seine Ruhe, um das 1:5, die höchste Liga-Pleite seit einem Jahrzehnt, zu analysieren.
Die Mannschaft von Trainer
Der Tiefpunkt sei jedoch abzusehen gewesen, wie Kapitän
Manuel Neuer wundert sich nicht
"Es hat sich ein bisschen angebahnt", so Neuer, der aus seiner langjährigen Vor-Ort-Erfahrung anfügte: "Die kommenden Tage dürften sehr unruhig werden."
Der Nationaltorhüter war nicht nur der einzige Bayern-Profi, der sich stellte, sondern auch der einzige, der Leistung zeigte und mit seinen Paraden eine wahrhaft geschichtsträchtige Schlappe verhinderte. "Es läuft einfach nicht. Es muss sich auf jeden Fall etwas ändern", fügte Neuer auf Nachfrage des ZDF an.
Die mächtigen Bosse, Präsident
Kovac war den bohrenden Fragen der Journalisten hilflos ausgesetzt. Ob er die kommende Englische Woche mit Spielen gegen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund noch als Bayern-Trainer erlebe? "Das weiss ich nicht."
So, wie seine Antworten klangen, sah Kovac auch aus: schwer gezeichnet, mitgenommen und mit einer grossen Portion Ungewissheit über die eigene Zukunft. Trotzdem betonte er, alle müssten jetzt "entspannt" bleiben.
Das fällt angesichts der Leistungen seiner Elf seit dem überragenden 7:2 bei Tottenham schwer.
Vieles spricht dafür, dass es die bevorstehende Phase mit dem Abgang von Hoeness als Präsident, der im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 15. November erfolgen soll, in sich haben wird. Weder gegen Piräus, und erst recht nicht im Bundesliga-Gipfel gegen den BVB, dürfen sich die Bayern weitere Patzer erlauben.
Für Niko Kovac ist das ein Déjà-vu
Für Kovac ist die angespannte Situation nicht gänzlich neu. Schon in seinem Debütjahr beim FC Bayern geriet er im Herbst mächtig unter Druck, damals wurde es nach einem 3:3 gegen Düsseldorf richtig ungemütlich
"Ich bin nicht blauäugig. Ich habe im letzten Jahr nicht aufgegeben und werde auch jetzt nicht aufgeben", sagte der Trainer, dessen Kampfgeist sich diesmal mehr in seinen Worten als in seiner Körpersprache widerspiegelte.
Die vergangene Spielzeit endete trotz Krise mit dem Double, doch selbst die beiden nationalen Titelgewinne räumten die grundsätzlichen Zweifel an Kovac nicht aus.
Zuletzt war es nicht nur die fehlende sportliche Konstanz, die dem Trainer vermehrt Kritik einbrachte.
Niko Kovacs Kommentare wirkten unüberlegt
Mit dem überflüssigen "Not-am-Mann"-Kommentar zum häufig als Reservisten eingesetzten Thomas Müller machte sich Kovac keine Freunde, nach schwachen Spielen nahm er stärker die Profis in die Kritik und sich selbst davon aus.
Und dann lobte er ungeschickterweise die Fans seines früheren Klubs Eintracht Frankfurt vor dem Gastspiel dort als die besten der Bundesliga.
Auch dass Kovac seine Stärken als Trainer in den Punkten Kompaktheit und Defensivverhalten hat, mit denen er die Eintracht zu dem formte, was sie heute ist, war zuletzt überhaupt nicht mehr zu sehen.
16 Gegentore sprechen eine klare Sprache: Das sind mehr als bei Aufsteiger Union Berlin und so viele wie zu diesem Saisonzeitpunkt zuletzt unter Jürgen Klinsmann im Jahr 2008.
Besserung ist nicht in Sicht, da sich zu den länger verletzten Verteidigern Niklas Süle und Lucas Hernandez nach zehn Minuten im ehemaligen Waldstadion auch noch der Platzverweis für Jerome Boateng gesellte. Boateng wird mindestens gegen Dortmund gesperrt sein.
Der mit Spannung erwartete Vergleich mit dem Titel-Konkurrenten aus dem Ruhrpott wird für Kovac nunmehr zu einem Endspiel.
Lucien Favre sitzt plötzlich wieder sicherer auf seinem Trainerstuhl
Kurioserweise schien dies eher für Kovacs Kollegen Lucien Favre zu gelten. Der Schweizer aber zog den Kopf sportlich mit dem Pokal-Erfolg über seine alten Gladbacher und den Sieg über die bis dahin in der Liga ungeschlagenen Wolfsburger binnen drei Tagen aus der Schlinge. (hau/dpa)
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