- Erstmals ist in der Bundesliga ein Spiel unterbrochen worden, damit ein Spieler sein Fasten brechen konnte.
- Zwar haben DFL und DFB in der Vergangenheit nach Lösungen für die Spieler während des Ramadans gesucht, doch ist die englische Premier League bereits einen Schritt weiter.
Trinkpausen gibt es in der Bundesliga aus unterschiedlichsten Gründen zur Genüge. Etwa während einer Verletzungsunterbrechung haben die Spieler die Möglichkeit, zur Wasserflasche zu greifen. Noch nie aber hatte es eine Trinkpause aus religiösen Gründen gegeben - bis jetzt.
Am vergangenen Sonntagabend wurde im deutschen Oberhaus die Begegnung zwischen RB Leipzig und der TSG Hoffenheim (3:0) nach etwa einer halben Stunden kurzzeitig unterbrochen, damit RB-Verteidiger Mohamed Simakan die Pause zum Fasten-Brechen während des Ramadans nutzen konnte. Bereits am vergangenen Mittwoch bei der Partie zwischen dem FC Augsburg und Mainz 05 (2:1) hatte der Schiedsrichter dem Mainzer Kapitän Moussa Niakhaté eine kurze Pause eingeräumt.
Niakhaté fragt nach Spielunterbrechung - Schiedsrichter stimmt zu
Niakhate erklärte nach der Partie gegenüber der "Bild": "Ich wusste, dass ich in der 62. Minute des Spiels mein Fasten brechen konnte. Am Anfang der zweiten Halbzeit bin ich daher auf den Schiedsrichter zugegangen und habe ihn gefragt, ob es dann möglich wäre, das Spiel für einen kurzen Moment zu unterbrechen."
Für Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck war sofort klar, dass er dem Mainzer die Gelegenheit gibt, sich zu stärken. "Er hat mich gefragt, ob er nach Sonnenuntergang zwischen der 60. und 70. Spielminute was trinken könne, da er Moslem ist und aktuell Ramadan sei. Sowas hatte ich davor noch nie erlebt", sagte Jöllenbeck der "Bild".
"Selbstverständlich habe ich dem zugestimmt. Als das Spiel unterbrochen war, habe ich ihm Bescheid gegeben und gewartet, bis er fertig war." Keine Selbstverständlichkeit für Niakhaté, der weiter sagte: "Er hätte das nicht tun müssen. Hätte er es verneint, dann hätte ich es komplett verstanden und mich damit abgefunden."
Ramadan noch nicht ins Regelwerk integriert
Gläubige Muslime verzichten in diesem Jahr vom 2. April bis zum 2. Mai täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Zudem sollen sie während des Ramadans nicht rauchen und keinen Geschlechtsverkehr haben. Der Gedanke dahinter: Muslime sollen sich durch Enthaltsamkeit neu besinnen, "den Geist möglichst rein und frei von Sünde halten", erklärt die "Rheinische Post".
Für Profisportler ist es schwierig, ohne Nahrungsaufnahme an ihre Leistungsgrenze zu gehen. Doch es gelten Ausnahmen, dank derer die Bundesligaprofis vor ihren Spielen essen und trinken dürfen, ohne gegen ihren Glauben zu verstossen, wie der Deutsche Fussball-Bund (DFB) und die Deutsche Fussball-Liga (DFL) 2010 in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland in einem Beschluss entwickelten. Allerdings gibt es Spieler wie Leipzigs Simakan oder den Mainzer Niakhaté, die trotzdem durchgängig fasten während des Ramadans.
Zwar haben sich der DFB und die DFL in der Vergangenheit intensiv darum bemüht, es Spielern islamischem Glaubens so angenehm wie möglich während der Fastenzeit zu machen, doch findet sich im Regelwerk bislang kein Satz dazu, der die Schiedsrichter ausdrücklich darauf hinweist, während des Ramadans gegebenenfalls Spiele für eine Trinkpause zu unterbrechen.
In England ist man da schon weiter: So soll es in der Premier League eine "informelle Vereinbarung" unter den Kapitänen und der Liga geben, wonach bei der ersten Spielunterbrechung nach Sonnenuntergang den Spielern die Möglichkeit gegeben werden soll, ihr Fasten zu brechen, schreibt der "Deutschlandfunk". Davon seien in der laufenden Saison 52 Partien betroffen.
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Verwendete Quellen:
- bild.de: Diese Trinkpause geht in die Bundesliga-Geschichte ein
- dfb.de: Fussball-Regeln 2021/22
- dfb.de: Ramadan: Profisportler dürfen das Fasten unterbrechen
- deutschlandfunk.de: Fastenbrechen am Spielfeldrand
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