Frankfurt/Main - Für nur knapp zwei Jahre hat Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt schon einiges erlebt: Reisen nach London, Barcelona, Sevilla und Lissabon, ein Europapokal-Sieg für die Geschichtsbücher und nun schwere Krawalle.
Aber auch sportlich hatte die von den Ausschreitungen überschattete Reise zum SSC Neapel eine Premiere zu bieten. "Das war das erste Mal in meiner Geschichte bei der Eintracht, dass wir in Europa ausgeschieden sind. Auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite stolz", sagte der Österreicher
0:2 und 0:3 gegen Neapel, das nun in der Champions League auf den AC Mailand trifft. Um Gegner dieser Kragenweite will sich die Eintracht im Herbst wieder kümmern - doch dafür braucht es einen formidablen Endspurt in der Bundesliga, beginnend am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) mit dem Gastspiel bei Union Berlin. "Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das ist uns zuletzt nicht so häufig gelungen. Ich mag es nicht, wenn wir auf die Tabellenkonstellation gucken", sagte Glasner.
Die Eintracht steht derzeit bei 40 Zählern, das Trio RB Leipzig, SC Freiburg und Union bei jeweils 45 Punkten. Bleiben Bayern und Dortmund vorne unangetastet, müssen die Hessen zwei Teams überholen, um erneut in der Champions League zu spielen. Personell sieht es dafür gut aus. Dass Junior Dina Ebimbe und Jesper Lindström weiter verletzt ausfallen, war ebenso klar wie die Gelb-Sperre von Kapitän Sebastian Rode. "Alle anderen sind fit und machen einen sehr positiven Eindruck."
Dass er selbst als Antreiber gefordert sein könnte, glaubt Glasner nicht. "Die wollen alle erfolgreich sein, die wollen alle etwas erreichen. Da braucht es mich nicht als Motivator", sagte der 48-Jährige, dessen Team nicht nur in der Liga, sondern auch im Pokal auf den Hauptstadt-Club von Urs Fischer trifft. Das Duell am 4. April findet dann allerdings in Frankfurt statt. Fussball kann es für Glasner offenbar sowieso nicht genug geben: Am Tag nach dem Aus in Neapel sah er nach eigener Aussage sechs Stunden Europa League im Fernsehen.
In Abwesenheit des längerfristig verletzten Lindström ist die Rolle von Ex-Weltmeister Mario Götze noch mal wichtiger. Glasner hofft deshalb, dass die Gelben Karten wegen Meckerns allmählich ihr Ende finden. "Ich habe mit Mario schon gesprochen. Das zeigt auch eine gewisse Unzufriedenheit, wie es momentan läuft bei uns. Ich habe ihm auch unmittelbar auf dem Platz gesagt: Das war jetzt die letzte wegen Meckerns", sagte Glasner über die Szenen vom Mittwochabend, als der 30-Jährige wegen seiner Motzerei eine Verwarnung sah.
Götze wurde in fünf der vergangenen sechs Pflichtspiele verwarnt und ist in der Bundesliga mit vier Gelben Karten auf dem Weg zu einer Sperre. Der WM-Siegtorschütze von 2014 habe auf Glasners Mahnung entgegnet, die Verwarnung in Neapel bleibe doch ohne Folgen. Woraufhin der Cheftrainer aus Österreich entgegnete: "Es reicht jetzt trotzdem. Ich glaube, es reicht auch." Glasner erzählte die Anekdote mit einem Schmunzeln.
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