Angeblich soll Pep Guardiola den FC Bayern München im Sommer verlassen. Die Indizien deuten in der Tat auf einen Abschied des heftig Umworbenen hin. Noch ist aber gar nichts bestätigt.
Von den vielen grossen Projekten, die sich der FC Bayern München in den letzten Jahren aufgehalst hat, ist Josep
Das vermeldet zumindest Spaniens Sporttageszeitung Nummer eins "Marca". "Guardiola verlangt die Rechnung", titelt das Blatt. Auch die englische "Daily Mail" tendiert zu dieser Auffassung, während die "Sport-Bild" erfahren haben will, dass Guardiola den FCB-Granden seine Entscheidung anders als zuletzt immer wieder betont, längst mitgeteilt habe.
Nach dem letzten Hinrunden-Spiel am kommenden Samstag gegen Hannover wollten sich die Bayern offiziell äussern. Jetzt wabern erstmals konkrete Hinweise darauf durch die Medien, dass Guardiola im Sommer seine Zelte in München abbricht. Die Indizien für einen Abschied verdichten sich jedenfalls immer mehr.
Die besten Bayern aller Zeiten
Der Umworbene hat seit Wochen keinen verwertbaren Ton mehr über seine Zukunft gesprochen, ein grosses Mysterium aus seiner Entscheidungsfindung gemacht. Guardiolas Mission in München muss man zweigeteilt betrachten: Zum einen sind da die reinen sportlichen Erfolge. Als Nachfolger des Triple-Gewinners Jupp Heynckes wird auch von Guardiola erwartet, in seiner Amtszeit alle drei grossen Trophäen - die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League - zu holen.
Bisher fehlt noch der Triumph in der Königsklasse, in dieser Saison dürften die Bayern neben Barca die ganz grossen Favoriten sein. Der Champions-League-Triumph wäre die faktische Vollendung seiner Arbeit in München - für den Fussball-Puristen Guardiola aber längst nicht alles.
Pep definiert sich und seine Arbeit mindestens ebenso über die Entwicklung seiner Mannschaft. Und die hat beim Rekordmeister unter ihm völlig neue Dimensionen erreicht. Die Bayern knacken seit Monaten einen Rekord nach dem anderen, spielen phasenweise betörenden Fussball und haben die Bundesliga zu einer Ein-Team-Veranstaltung umfunktioniert.
Guardiola würde eine Mannschaft hinterlassen, die den nötigen Umbruch geräuschlos hinbekommen und sich dabei sogar noch erheblich verbessert hat. Er hätte dann auch in Deutschland neue Massstäbe und auf so vielen Ebenen fast unerreichbare Benchmarks gesetzt. Das sind die Parameter, die für Guardiola neben der Silberware ebenso zählen. Und hier stösst auch einer wie er irgendwann an seine Grenzen.
Bundesliga kaum noch Herausforderung
Das Tagesgeschäft in der Bundesliga jedenfalls ist für Guardiola längst zu einer reinen Pflichtveranstaltung geworden, selbst die wenigen Highlight-Spiele dominieren die Bayern in grosser Mehrzahl fast nach Belieben. Da steckt nicht mehr der ganz grosse Antrieb für ihn drin. Als ganz grosse Herausforderung bliebe die Champions League und dort im Prinzip nur die Spiele der K.o.-Phase - etwas wenig für ein komplettes Jahreswerk.
Dazu kommen die Verlockungen einer neuen Liga, die für Guardiola eigentlich nur Premier League heissen kann. Die Kontakte zu den Scheichs von Manchester City sind seit Jahren bekannt, sein ehemaliger Mitspieler Txiki Begiristain arbeitet dort als Sportdirektor. Überdies sind die Citizens zwar in England eine Grösse, im europäischen Vergleich aber allenfalls eine Randnotiz.
Einen Klub, der nicht so gross und so schwer mit Meriten behangen ist wie Barca oder die Bayern, erst an die europäische Spitze zu führen: Das könnte die grosse, neue Herausforderung werden. Oder aber einen darbenden Klub zu übernehmen wie Manchester United, bei dem Louis van Gaal offenbar kurz vor dem Aus steht - ebenso übrigens wie Guardiolas ewiger Widersacher Jose Mourinho beim FC Chelsea.
Was spricht noch für einen Verbleib?
Seit Jahren wird gemunkelt, dass Guardiola im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2022 die Nationalmannschaft von Katar übernehmen wird. Spätestens nach den Titelkämpfen 2018 in Russland wäre diese Option akut. Was in der Zeit bis dahin passiert, war immer die entscheidende Frage.
Eine Zeit lang sah es so aus, als würde Guardiola mindestens noch ein Jahr in München dranhängen. Die Jobs bei den rar gesäten potenziellen Arbeitgebern schienen auf lange Sicht vergeben und ein anderer interessanter Klub wie Paris Saint-Germain hat zwar genügend Geld - aber in der heimischen Liga eben auch kaum Herausforderungen zu bieten.
Jetzt hat sich die Gemengelage etwas verändert, womöglich hat Guardiola auch deshalb so lange gezögert und sich bedeckt gehalten, um jederzeit auf bestimmte Entwicklungen völlig frei reagieren zu können.
Noch ist es aber nicht so weit. Noch haben weder die Bayern noch ihr Trainer die anstehende Trennung bekanntgegeben. Erst vor wenigen Tagen hat Guardiola seine Wahlheimat München fast schön überschwänglich gelobt. Und er wird nie müde zu betonen, wie wichtig ihm seine Spieler sind und wie hervorragend sie sich (unter ihm) entwickelt hätten.
Es gibt nicht viele Trainer, die so etwas von sich aus wieder aufgeben. Guardiola ist aber eben nicht irgendein Trainer. Das sollten sie auch in München in den letzten Jahren erfahren haben.
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