Die Österreicher Ralph Hasenhüttl und Peter Stöger mischen die deutsche Bundesliga auf. So unterschiedlich die beiden als Typen auch sind, so viele Gemeinsamkeiten lassen sich auf ihrem Weg nach oben feststellen.

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In der deutschen Bundesliga haben Österreicher schon immer grosse Erfolge gefeiert. Früher hiessen die Spieler Bruno Pezzey, Toni Polster, Andreas Herzog, Wolfgang Feiersinger. Heute sind es Zlatko Junuzovic, Julian Baumgartlinger, David Alaba. Alles verdiente Akteure, die nur die Spitze des Eisbergs sind. Aber sie sind "nur" Spieler, kleiner Teil eines Kollektivs.

Fast die wichtigste Person in einem Fussball-Klub ist der Trainer. Max Merkel war der erste österreichische Zampano der deutschen Bundesliga. Ein Tausendsassa, ein Schwätzer, eine Kultfigur des Fussballs der 1960er und -70er Jahre. Und dazu noch erfolgreich.

Merkel hatte begonnen, was Ernst Happel in den 1980er-Jahren fortführte. Der grosse Wiener Grantler sammelte nicht nur Titel und Pokale: Er hat den Fussball in Deutschland in ein neues Zeitalter geführt.

Ein Trainer, der das Licht aufdreht

Happel hat die Raumdeckung eingeführt, er hat alte Muster aufgebrochen. Und seine Mannschaften waren unheimlich erfolgreich. "Als er zu uns in die Kabine kam, war es, als ob jemand das Licht aufgedreht hätte", erinnert sich Horst Hrubesch.

Beim 1. FC Köln hat Peter Stöger das Licht aufgedreht. Er hat aus einem darbenden Zweitligisten einen stabilen Bundesligisten geformt und man muss kein Tagträumer sein um sich vorzustellen, dass der FC in naher Zukunft wieder einmal in einem europäischen Pokalwettbewerb auflaufen könnte.

Stöger ist in Köln längst zu einer Kultfigur aufgestiegen, die so anders ist als die Kultfiguren, die dieser Klub sonst so sein Eigen nennt. Er verbindet den Schmäh mit harter, akribischer Arbeit und einem exzellenten Gespür für die leisen Töne im zwischenmenschlichen Bereich.

Feine Zurückhaltung unter Peter Stöger

"Ich habe noch nie ein so gutes und enges Verhältnis zwischen dem Trainer und der Mannschaft erlebt", sagt Zugang Marco Höger, der davor den ganz normalen Wahnsinn auf Schalke mitgemacht hat.

Für Wahnsinn bleibt in Köln, bleibt mit Peter Stöger keine Zeit. Das kommt in einer sonst sehr lauten Stadt gut an und entspricht dem neuen FC-Gefühl, das sich über Understatement und eine feine Zurückhaltung definiert, wo früher selbst bei kleinsten Teilerfolgen die grosse Schnappatmung im Umfeld eingesetzt hat.

Nach vier Abstiegen in 14 Jahren ist der 1. FC Köln jetzt keine Fahrstuhlmannschaft mehr. Stöger und Sportdirektor Jörg Schmadtke entwickeln die Mannschaft sukzessive weiter, nach den elementaren Defensivbausteinen fügt der Trainer nun immer mehr Facetten des Offensivspiels dazu und hat sich damit in der Spitzengruppe der Bundesliga etabliert. Daran ändert auch die unglückliche Niederlage vorvergangenes Wochenende bei Hertha BSC nichts.

Wenigstens, und das dürfte Stöger ganz recht sein, ist das Gerede vom Bayern-Jäger fürs Erste passé. Ein "Problem", mit dem der andere österreichische Überflieger wohl noch ein wenig länger wird umgehen müssen.

"Entwicklung ist atemberaubend"

Ralph Hasenhüttl ist tatsächlich auch faktisch derzeit der härteste Konkurrent des Dauer-Meisters aus München. Mit RB Leipzig hetzt er den Bayern hinterher, ist auch nach acht Spielen noch ungeschlagen, stellt die zweitbeste Abwehr und ist mit dem Topfavoriten gleichgezogen. "Unsere Entwicklung ist atemberaubend", sagt Hasenhüttl über den Start des Aufsteigers.

Dem Trainer ist es in kürzester Zeit gelungen, den markanten Leipziger Stil mit seiner eigenen Vorstellung vom Fussball zu verschmelzen zu einer Art, mit der die meisten Klubs in der Liga allergrösste Probleme haben. Leipzig spielt auf der einen Seite typischen Red-Bull-Hauruck-Fussball, der auf der anderen Seite aber verlässlich nach hinten abgesichert wird.
Es ist die grosse Hasenhüttl-Maxime, dass die Defensive das Fundament legt für den Erfolg. Das war in Unterhaching, Aalen und in Ingolstadt so, wo er mit begrenzten Mitteln überragende Erfolge feiern konnte. Und es setzt sich jetzt in Leipzig, wo auch noch das entsprechende Geld zur Verfügung steht, bisher nahtlos fort.

Ganz unten angefangen

Warum die beiden Österreicher Hasenhüttl und Stöger, die als Spieler fünf Jahre gemeinsam für die Austria aktiv waren, so durchstarten, versuchte Leipzigs Trainer neulich zu erklären. "Gerade als Österreicher ist es nicht so leicht in der Bundesliga oder der 2. Liga. Du bekommst vielleicht nur diese eine Chance und die musst du nutzen. Wenn man so wie ich nicht der grosse Spieler war, ist die Ausgangslage nicht schwerer."
Hasenhüttl hat seinen langen Weg nach oben bei der 2. A-Jugend der SpVgg Unterhaching begonnen und sich in zwölf Jahren hochgearbeitet bis zur Bundesliga. Stöger war erst Sportdirektor bei der Austria und ist im Prinzip erst seit neun Jahren Trainer, die erste Station war der First Vienna Football Club in der 3. Liga.

Ralph Hasenhüttl und Peter Stöger wissen, wie es sich unten anfühlt, an der Basis des (Amateur)Fussballs. Vielleicht sind sie deshalb so unaufgeregt. Und vielleicht auch so erfolgreich.

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