Vier Niederlagen und nun der erste Zoff: Beim 0:2 gegen die Bayern zeigen sich erste Risse im Schalke-Kollektiv. Nach dem heftigen Disput mit Trainer Tedesco drohen Di Santo Sanktionen. Tedeso geisselt dessen Verhalten nach der Auswechslung als respekt- und stillos.

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Vier Pleiten, eine angeknackste Psyche und nun der erste grosse Zoff - nach dem desaströsen Saisonstart werden beim FC Schalke 04 mit dem heftigen Disput zwischen Domenico Tedesco und Franco Di Santo die ersten Gräben sichtbar. "Ich bin enttäuscht. Das ist auch respektlos gegenüber den Mitspielern", schimpfte der sonst so besonnene Trainer. Mit harschen Worten geisselte Tedesco das Verhalten seines Mittelfeldspielers, mit dem er sich nach dessen Auswechslung in der 65. Minute einen heftigen Disput geliefert hatte. "Wir müssen den Stil wahren. Ein bisschen gute Erziehung wäre da nicht verkehrt."

Nach dem verdienten 0:2 gegen Bayern München am Samstag durch Tore von James Rodriguez (8.) und Robert Lewandowski (64./Foulelfemter) zeigte der Argentinier zumindest Reue und entschuldigte sich auch öffentlich beim Coach, bei den Mitspielern und Fans. "Ich sehe ein, dass ich mich falsch verhalten habe. Und es gibt nichts, um meinen Fehler zu rechtfertigen", schrieb der 29-Jährige auf Twitter. Sein "heisses Blut" und sein "Wettbewerbsgeist" hätten ihn zu dieser Reaktion "verleitet". Er wolle "immer spielen" und "immer gewinnen", ergänzte er: "Ich bin Argentinier und gehe in jeden Zweikampf, als wäre es mein Leben. Aber das ist ein Mannschaftsspiel und nicht nur deshalb werde ich immer die Entscheidungen meines Trainer respektieren."

Heidel will "keinen Staatsakt" daraus machen

Gleichwohl dürfte dies Di Santo vor einer internen Strafe kaum bewahren. Sportvorstand Christian Heidel wollte zwar "keinen Staatsakt" aus dem unliebsamen und auf Spanisch geführten Wortgefecht machen, sagte aber auch klar: "Wenn Franco sich nicht korrekt verhalten hat - und das entscheidet der Trainer - werden wir ihn sanktionieren." Tedesco, der trotz der Emotionen ein korrektes Benehmen von seinen Spielern erwartet, meinte: "Ob das Folgen hat, klären wir intern." Zumindest muss Di Santo wohl mit seiner Verbannung für die nächsten Spiele rechnen.

Besonders verärgert zeigte sich Tedesco darüber, dass er Di Santo, den er immer "gepusht" und gefördert habe, mit den Fingern die Nummer "7" zeigte und so wohl signalisierte, dass der Trainer lieber Mitspieler Mark Uth hätte auswechseln sollen. "Wir sind auf und neben dem Platz einen saubere Truppe. Deswegen gibt es so etwas bei uns nicht", sagte Tedesco. Der 33-Jährige dementierte nicht, dass auch er heftig reagiert hatte und Di Santo mit den Worten "Halt die Fresse" harsch angegangen war.

Schalke mit null Punkten Tabellenletzter

Der Zoff kommt zur Unzeit. Vor dem Spiel am Dienstag beim SC Freiburg und dem folgenden Heimspiel gegen Mainz ist die Lage mit null Punkten am Tabellenende prekär genug. Dazu kommt die Verletzung von Weston McKennie, der länger ausfallen könnte. Nun droht Tedesco gar die Einstellung des Schalker Negativ-Startrekords. Vor zwei Jahren war das Team mit Markus Weinzierl mit fünf Pleiten gestartet, landete am Ende auf Rang zehn. Die Parallelen sind unübersehbar. "Es ist eine Scheiss-Situation", räumte Torhüter Ralf Fährmann ein.

Besonders ärgerlich fand der Keeper, dass seine Elf durch den Kopfball von Rodriguez im vierten Spiel bereits das dritte Gegentor nach einer Ecke hinnehmen musste. "Die Standards müssen wir besser verteidigen. Letzte Saison waren das noch unsere Stärke. Jetzt müssen wir uns da rausboxen", sagte der Kapitän.

Zwar betonen alle, die Lage sei mit der vor zwei Jahren nicht vergleichbar, weil seinerzeit fast alles neu gewesen sei. Doch Heidel macht gerade dieser Umstand Sorgen, zumal man mit "anderen Zielen" in die Saison gegangen sei. "Nun haben wir eine gewachsene Mannschaft, wir haben sie mit dem Trainer zusammengestellt. Deshalb ist die Enttäuschung jetzt fast noch grösser."

Noch besitzt der im Vorjahr gefeierte Tedeso als Trainer des Vizemeisters weiter Kredit. Doch die Ergebniskrise zehrt an den Nerven. Und Besserung ist kaum in Sicht. "Es gibt auf Schalke niemanden, der sich keine Sorgen macht. Das wäre auch abnormal", betonte Heidel, der den Coach dennoch weiter stützt: "Ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass er souverän bleibt."  © dpa

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