Robert Lewandowski spielt die wohl beste Saison seiner Karriere. Als erster Bundesligaspieler seit Jahrzehnten könnte er den Titel Weltfussballer des Jahres gewinnen. Dabei spielt er so mannschaftsdienlich wie vielleicht noch nie. Gerade deshalb hätte er die Auszeichnung in diesem Jahr verdient.
Messi,
Der Titel Weltfussballer des Jahres ist die wichtigste individuelle Auszeichnung, die es im Fussball gibt. Die Wahl für das Jahr 2020 ist zwar noch einige Zeit hin, doch Bayern-Coach Hansi Flick brachte nach dem gewonnenen DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen und 51 Pflichtspieltoren schon mal mit Nachdruck den Namen Robert Lewandowski ins Spiel. "Man kann schon mal darüber nachdenken, einen Spieler aus der Bundesliga zum Weltfussballer zu machen. Warum nicht? Er hat da alle Voraussetzungen." Auch Lothar Matthäus, der den Ballon d'Or 1990 selbst gewann, sprach sich zuletzt für den polnischen Bayern-Stürmer aus.
Lewandowski spielt inzwischen mannschaftsdienlicher
Seit einigen Jahren gibt es gleich zwei Weltfussballer-Titel. Zum einen den Ballon d'Or als Auszeichnung für den besten Fussballer der Welt unter der Regie des Fachmagazins France Football. Vergeben wird er von einer Journalisten-Jury, bestehend aus je einem Vertreter aus den 53 Mitgliedsverbänden der UEFA sowie 53 Juroren aus den Ländern derjenigen aussereuropäischen Verbände, die an mindestens einer Weltmeisterschaftsendrunde teilgenommen haben. Zum anderen gibt es den FIFA Weltfussballer. Bei der Wahl der FIFA sind Journalisten, Fans auf der FIFA-Website, die Cheftrainer sowie die Spielführer aller Nationalteams stimmberechtigt. Durchaus verwirrend. In den letzten Jahren gingen beide Titel aber jeweils an den gleichen Spieler.
Es ist schon etwas paradox, dass
Lewandowski und Müller ergänzen sich perfekt
Auch die Fans des FC Bayern, die den Polen lange Zeit zwar fussballerisch respektierten, aber ihn auch immer mit einer gewissen Distanz beäugten, haben Lewandowski inzwischen ins Herz geschlossen. Dass der frühere Dortmunder jahrelang mit einem Wechsel zu Real Madrid kokettiert hat, stiess vielen Bayern-Fans bitter auf. Der FC Bayern wirkte nur wie eine Zwischenstation. Auch die Zeit scheint jedoch endgültig vorbei zu sein. Mit 31 Jahren wirkt Lewandowski in München mit sich im Reinen. Das spürt man in Interviews, in der Körpersprache, im Umgang mit den Teamkollegen, aber vor allem auch in seinen Leistungen auf dem Feld. 34 Bundesliga-Tore sind die beste Ausbeute eines Bundesliga-Spielers seit 1973. Hinzu kommen bisher elf Treffer in sechs Champions-League-Partien und sechs Buden im Pokal. Unglaubliche Zahlen.
Fast noch wichtiger als die Tore ist jedoch Lewandowskis deutlich verbesserte Einbindung ins Münchner Spiel. Noch nie spielte er im Bayern-Trikot so viele Pässe wie in dieser Saison (24,7 pro Spiel). Und das, obwohl der Münchner Ballbesitz insgesamt deutlich geringer ist als zum Beispiel unter Pep Guardiola. Lewandowski ist beweglich, anspielbar und weicht immer wieder aus dem Sturmzentrum heraus, um Platz zu schaffen oder das Spiel aus tieferer Position zu unterstützen. Vor allem das Wechselspiel mit
Die Champions League wird entscheiden
Die Zahlen stimmen also. Nicht mal Messi und Ronaldo können da derzeit mithalten. Und doch wird am Ende alles am Abschneiden in der Champions League hängen. Zur Erinnerung: Anfang August steht gerade einmal das Rückspiel im Achtelfinale an. Danach soll der Sieger in einem Turnier ermittelt werden. Nur wenn Lewandowski auch hier einen bleibenden Eindruck hinterlässt und mit dem FC Bayern weit kommt, rückt er auch offiziell auf den Radar für die Weltfussballer-Wahl. Die Dauerbrenner Ronaldo und Messi sowie Liverpools Virgil van Dijk, der im Vorjahr in beiden Wahlen nur knapp Zweiter wurde, dürften derzeit noch etwas mehr Unterstützung geniessen. So sind in einem Jahr ohne Welt- oder Europameisterschaft nun mal die Mechanismen.
Lewandowski wird das recht sein. Für ihn steht längst der grösstmögliche Erfolg mit der Mannschaft im Mittelpunkt. Der Sieg in der Champions League. Das hat er oft genug betont. Und wenn daraus auch noch ein persönlicher Titel wie der Weltfussballer des Jahres entsteht: umso besser. Aber eben in dieser Reihenfolge. Sportlich verdient hätte es Lewandowski nach dieser absoluten Ausnahmesaison allemal.
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