Vor rund einer Woche erst hatte der Berater von Robert Lewandowski bestätigt, dass man mit Real Madrid Gespräche geführt habe. Medienberichte aus Spanien legen nun den Verdacht nahe, dass es bei diesen Gesprächen um weit mehr gegangen sein könnte als das mögliche Abklopfen von Lewandowskis Marktwert. Die Rede ist von einem Vorvertrag.

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Real Madrid sei vor einigen Wochen auf die Berater von Robert Lewandowski zugekommen, hatte mit Cezary Kucharski einer der Manager des polnischen Torjägers im "Spiegel" bestätigt. "Wir haben uns alles angehört. Es ist ein grosser, spannender Verein", so Kurcharski.

Natürlich stand umgehend die Frage im Raum, was genau man sich denn da angehört hatte?

Vertragspoker von Robert Lewandowski mit FC Bayern?

Der Vertrag von Robert Lewandowski läuft noch bis Juni 2019. Zuletzt wurden die Arbeitspapiere von Leistungsträgern wie Thomas Müller und Manuel Neuer verlängert - zweifellos zu weitaus höheren Bezügen.

Dass ein Weltklassestürmer wie Lewandowski ebenfalls in dieser elitären Gehaltsliga des FC Bayern spielen möchte, ist nachvollziehbar und angesichts seines Könnens auch absolut legitim.

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Gut möglich also, dass Lewandowskis Berater Cezary Kucharski und Maik Barthel die Verhandlungsposition ihres Mandanten bei möglichen Gesprächen über eine vorzeitige Vertragsverlängerung beim FC Bayern verbessern möchten. Taktische Manöver, wie etwa das Kokettieren mit konkurrierenden Top-Klubs - etwa Real Madrid - sind dabei eher üblich.

Aber - und das treibt aktuell nicht nur Fans des FC Bayern, sondern womöglich auch die Teppichetage an der Säbener Strasse um - ist das auch in der Causa Lewandowski der Fall?

Lewandowski findet Real anziehend

Real Madrid übe "eine grosse Anziehungskraft auf jeden Fussballer" aus, hatte Lewandowski im "Spiegel" selbst erklärt. Dass er sich in München wohl fühle, hatte der Pole zwar immer wieder betont. Allerdings stellt Lewandowski auch fest, dass er in sechs Jahren Deutschland bei Borussia Dortmund und dem FC Bayern München alles gewonnen habe.

"Manchmal muss man darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, einen neuen Reiz auszuprobieren", sinnierte der 27-Jährige und schafft damit weiteren Raum für neue Spekulationen.

Denn wie die spanische Sportzeitung "AS" nun berichtet, geht es bei dem Flirt zwischen München und Madrid, zwischen Robert Lewandowski und Real, um mehr.

Die Rede ist von einer Abmachung, einem Vorvertrag gar, zwischen Kucharski und Vertretern von Real Madrid. Quelle dieser Information ist Guillem Balagué, ein enger Vertrauter von Pep Guardiola. Er gilt als bestens informiert, wenn es um Real Madrid und den FC Bayern geht.

Die Bayern wollen demnach den Vertrag von Robert Lewandowski bis 2021 verlängern. Allerdings steckten die Gespräche derzeit in einer Sackgasse, da die Verhandlungsseite des polnischen Nationalstürmers mit 20 Millionen Euro ein Jahresgehalt aufrufen würde, mit dem die Bayern nicht mitgehen wollten.

Real Madrid, berichtet der "Spiegel" weiter, sei aber bereit, ein Jahresgehalt von 25 Millionen Euro zu zahlen - Prämien seien in dem Betrag noch nicht einmal berücksichtigt.

Der Vertrag könnte auf sechs Jahre ausgelegt werden - ein extrem verlockendes Angebot von Real, so es denn wirklich auch real sein sollte.

In München hat man jedenfalls die Begehrlichkeiten aus Madrid sehr wohl registriert und prompt die Schutzschilde hochgefahren. "Eines weiss ich sicher", betont Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im "kicker" am vergangenen Montag, "Robert Lewandowski wird in der kommenden Saison bei Bayern München spielen." Da müsse sich keiner Gedanken machen.

Robert Lewandowski ist nicht Thomas Müller

Und in der übernächsten Saison? Bei einer Ablöse jenseits der 60 Millionen? Bei Thomas Müller hatte man Manchester United trotz einer aberwitzigen Offerte im Bereich der 80 Millionen noch einen Korb gegeben, wohlwissen, dass ein Verkauf dieser Identifikationsfigur den Fans für kein Geld der Welt zu vermitteln gewesen wäre.

Fakt ist, das letzte Wort im Ringen um Robert Lewandowski ist noch lange nicht gesprochen. Um den Anspruch als Welt-Klub mit grosser finanzieller Potenz zu untermauern, wird der FC Bayern kein zweites Mal den Fehler machen und einen Topspieler aufgrund gescheiterter Gehaltsverhandlungen zur Konkurrenz ziehen lassen - wie beim Abschied von Toni Kroos nach Madrid geschehen.

"Wir sind kein Verkäuferverein, sondern ein Käuferverein, und das bleiben wir", hatte Uli Hoeness einst postuliert. Bei Robert Lewandowski müssen die Bayern diese Theorie in der Praxis bestätigen, auch wenn es finanziell schmerzhaft werden sollte.

Denn über den Verbleib von Weltklasse in einem Verein entscheidet im modernen Fussball nun mal nicht der Wohlfühlfaktor eines Spielers, sondern mehr denn je das Prinzip von Angebot und Nachfrage auf einem gnadenlos pervertierten Transfermarkt.

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