Die Bundesliga trauert um Rudi Assauer. Vor allem als Manager des FC Schalke 04 hat Assauer an der Geschichte der Bundesliga mitgeschrieben. Vor genau 40 Jahren sollte er zum FC Bayern kommen.
Rudi Assauer war Spieler von Borussia Dortmund und Werder Bremen, hat Bremen trainiert und als Manager der Grün-Weissen 1981 Trainer-Legende Otto Rehhagel an der Weser installiert. Für die Fussballfans aber symbolisiert Assauer den FC Schalke 04.
Assauer sollte Bayerns Manager werden
Der Mann, der ohne Zigarre im Mund nicht denkbar war, hätte allerdings auch den modernen FC Bayern bauen können. Wenn er sich getraut hätte.
Rudi Assauer und Uli Hoeness haben sich auf der Bundesliga-Bühne spannende und legendäre Duelle geliefert. Als Spieler um Punkte, als Funktionäre um Meisterschaften und Titel.
Unvergessen ist Schalkes "Vier-Minuten-Meisterschaft" von 2001, als die Bayern mit Patrik Anderssons Tor in der Nachspielzeit in Hamburg Assauer und ganz Schalke die Schale aus den Händen rissen.
Nie mehr war Assauer der Krönung seines Lebenswerks so nahe. Hätte er im April 1979 keinen Rückzieher gemacht, wäre es sicher anders gekommen. Assauer wäre höchstwahrscheinlich mehrmals Deutscher Meister geworden.
Bayern holte sechs Jahre lange keine Meisterschaft
Vor 40 Jahren war der FC Bayern auf der Suche nach sportlichem Erfolg und finanzieller Konsolidierung. Im Frühjahr 1979 lag die letzte Deutsche Meisterschaft bereits fünf Jahre zurück, vom letzten Pokalsieg (1971) ganz zu schweigen.
Während die Mannschaft unter "Anführer" Paul Breitner ihren Präsidenten Wilhelm Neudecker zwang, den bereits verpflichteten Trainer Max Merkel wieder zu entlassen, suchte Neudecker auch fieberhaft nach einem Manager.
Assauer - in der Bundesliga mit 34 Jahren der jüngste seines Fachs - hatte seine Klasse in Bremen nachgewiesen. "Herr Assauer, wir brauchen einen guten Manager", meldete sich Neudecker im März 1979.
Gemeinsam mit Autor Patrick Strasser erzählte Assauer 2012 in seiner Biografie "Wie ausgewechselt" die Geschichte von seinem geplatzten Wechsel zum FC Bayern.
Brisantes Duell zwischen Bayern und Bremen
Werder Bremen kämpfte seinerzeit wieder mal gegen den Abstieg aus der Bundesliga. Am 4. April 1979, dem 25. Spieltag, musste Bremen zu den Bayern - mit nur vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Damals gab es für einen Sieg in der Bundesliga - im Gegensatz zu heute - nur zwei Punkte.
"Auf keinen Fall wollte ich eine Entscheidung vor dem 4. April", rekapitulierte Assauer 33 Jahre später. Zuvor war Bayern-Boss Neudecker sogar samt seiner Gattin in einem Privatjet nach Bremen geflogen, um Assauer zum FC Bayern zu locken.
Villen-Besichtigungen in Grünwald
Assauer erschien zum Gegenbesuch in München, besichtigte das Vereinsgelände und sogar ein paar einzugsbereite Villen in Grünwald: "Kein Journalist wurde hellhörig."
Assauer weiter: "Ich habe zu Herrn Neudecker gesagt: 'Ich komme, sobald klar ist, dass wir nicht absteigen.'" Assauer wollte anlässlich des existenziellen Bundesliga-Duells nicht als neuer Bayern-Manager im Olympiastadion auftauchen: "Wie hätte das denn ausgesehen? Das macht man nicht."
Neudecker aber machte Druck, liess Assauer nicht die Zeit, die der gebraucht hätte. Selbstverständlich wollte ihn Werder auch nicht laufen lassen.
Assauer sagt den Bayern am Telefon ab
"Ich rief Neudecker an: 'Danke für das Angebot. Mein Bauch und mein Kopf haben Nein gesagt.'"
Am 1. Mai 1979 wurde Uli Hoeness Manager des FC Bayern München. Bremen kam im Münchner Olympiastadion mit 0:4 unter die Räder, hielt aber die Klasse. Erst im Jahr darauf stieg Werder erstmals aus der Bundesliga ab.
Assauer hob, wie er in seiner Biografie zugab, Neudeckers unterschriftsreifen Vertragsentwurf "lange in meinen Unterlagen" auf. "Vielleicht hätte Uli Hoeness nicht diese Karriere gemacht. Vielleicht sollte er mir mal einen ausgeben dafür, dass ich damals Nein gesagt habe."
Hoeness sei aber "zu Recht der grösste, weil fähigste Manager der Bundesliga", lobte Assauer seinen Kollegen und Konkurrenten. "Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis, das von gegenseitigem Respekt geprägt war."
Hoeness und Assauer waren Rivalen und Freunde
Wenn dieses Verhältnis mal angespannt war, dann nur temporär, bestimmt vom 90-minütigen Ringen um den Sieg auf dem Rasen. Ausserhalb waren zwei der prägendsten Gestalten der Bundesliga aber Freunde.
Das betonte auch Hoeness gegenüber der ARD, als er am 6. Februar 2019 die Nachricht von Assauers Tod entgegennahm: "Wir haben uns gefetzt und immer gemocht. Er war ein kerniger Typ." Einer, der der Bundesliga fehlen wird.
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