- Mario Götze steht offenbar vor einer Rückkehr in die Bundesliga.
- Mit Eintracht Frankfurt soll sich der Weltmeister von 2014 schon einig sein.
- Aber passt Götze überhaupt zu Eintracht?
Man mag das kaum glauben, aber
"Es gibt keinen mittel- oder langfristigen Plan, dafür ist der Fussball zu schwierig und dynamisch. Meine Vorstellung ist aber schon, so lange es geht und ich Spass habe in Europa zu spielen – und dann vielleicht nochmal nach Amerika zu gehen. Das wäre schon super", sagte Götze damals. Die USA seien ein Sehnsuchtsort, seit er dort einmal einen längeren Urlaub gemacht habe.
Aber vorher, also vor einem Wechsel in die Major League Soccer, die viele Granden des Fussballs als Abschluss ihrer Laufbahn wählen, will Götze noch in einer der europäischen Top-Ligen reüssieren. Lange sah es danach aus, als folge der Weltmeister von 2014 seinem letzten Trainer und Förderer Roger Schmidt zu Benfica. Schmidt war es, der Götze nach seinem Wechsel von Dortmund nach Eindhoven aus seinem Tief holte und die kleine Erfolgsgeschichte des Gespanns nun bei seinem neuen Klub in Lissabon fortschreiben wollte.
Aber eine Rückkehr in die Bundesliga, zu einem der aufstrebenden Klubs mit der Chance, Champions League zu spielen und sich auch wieder deutlicher sichtbar in den Fokus der deutschen Fans zu rücken: Das ist dann doch eine Nummer grösser als ein Engagement bei Benfica.
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Götze und Frankfurt "weitestgehend einig"
Mario Götze soll nach übereinstimmenden Medienberichten vor der Unterschrift bei Eintracht Frankfurt stehen, "Sport1" berichtete in der Nacht von Sonntag auf Montag, dass sich der Spieler und der Klub "weitestgehend einig" seien. "Die Unterschrift steht allerdings noch aus. Am Montag tagt der Eintracht-Aufsichtsrat und soll grünes Licht geben." Götze fehlte am Montag beim Training in Eindhoven, was die Spekulationen zusätzlich anheizt.
Und in der Tat wäre es ein Coup, sollte die Eintracht den verlorenen Sohn zurück in die Bundesliga holen – für die Liga selbst, für Götze und natürlich für Frankfurt, wo die Euphorie nach dem Gewinn der Europa League und dem erstmaligen Einzug in die Königsklasse ohnehin schon grenzenlos scheint.
Aber wäre das für alle Seiten auch eine vernünftige Lösung? Passt Götze nach Frankfurt und wie könnte der Spieler zu Oliver Glasners Vorstellungen vom Eintracht-Fussball passen?
Herausforderungen für Eintracht Frankfurt: Champions League und starke Gegner
Für Frankfurt wird sich in der kommenden Saison einiges verändern: Nicht nur die gehobene Dreifachbelastung durch die Teilnahme an der Champions League samt den emotionalen Ausschlägen nach oben für alle Beteiligten an diesen Spiel- und damit auch Festtagen wird sich auf die Pflichtaufgaben in der Bundesliga auswirken. Auch die Gegner dürften der Eintracht noch einmal eine Spur anders begegnen als noch in der abgelaufenen Saison.
Frankfurt wird ein besseres Gleichgewicht finden müssen zwischen der Kür im europäischen Wettbewerb und der Pflicht in der Liga. In der Rückrunde der letzten Saison wurde in Frankfurt ab einem gewissen Zeitpunkt alles dem grossen Ziel in der Europa League untergeordnet, heraus kam deshalb Platz 15 in der Rückrunde-Tabelle, mit lediglich drei Siegen aus 17 Spielen.
Als Champions-League-Teilnehmer dürfte die Eintracht in den meisten Spielen der neuen Saison als Favorit gelten und auf entsprechend reaktive und vielleicht auch defensiv eingestellte Gegner treffen. Auf Mannschaften, die sich weit zurückziehen und die Räume vor dem eigenen Tor verknappen. Zwar hat Frankfurt mit Jens Petter Hauge und Daichi Kamada schon zwei bärenstarke Spieler in engen Räumen in seinen Reihen. Aber einen wie Götze gibt es für diese sehr spezielle Aufgabe in Europa nur sehr selten.
Mario Götze könnte wichtig für Eintracht Frankfurt werden
In dessen Habitat gehört Götze immer noch mindestens zur internationalen Spitzenklasse, als Meister im Auflösen komplexer Spielsituationen auch unter hohem Zeit- und Gegnerdruck gibt es nur wenige auf Götzes Niveau. Dieses Puzzlestück könnte ungeheuer wichtig werden für die Eintracht mit ihrer Mischung aus Ballbesitz- und Umschaltfussball, aus Technik und Geschwindigkeit. Wobei der Ballbesitzanteil in Zukunft noch ein bisschen steigen dürfte.
Dazu passt auch, dass die Frankfurter offenbar hinter dem Argentinier Nicolás Castro her sind – einem offensiven Mittelfeldspieler mit sehr viel Kreativität und strategischem Geschick. Der Regisseur der Newell's Old Boys wäre mit erst 21 Jahren ein Versprechen für die Zukunft und noch relativ unerfahren.
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Frankfurt kann sich der Detailarbeit widmen
Götze dagegen brächte nach nun 13 Jahren im Profi-Fussball und über 60 Spielen alleine in der Königsklasse für den Champions-League-Novizen Frankfurt ein gehöriges Mass an Erfahrung mit. Und weil der Spieler in Eindhoven auch kaum noch mit den davor regelmässig auftretenden Verletzungen zu kämpfen hatte, könnte Götze in Frankfurt auf Anhieb zu einem elementaren Baustein werden, der auf und ausserhalb des Platzes Einfluss nehmen kann.
Durch den Sieg in der Europa League und die baldigen Einnahmen aus der Königsklasse hat sich Frankfurt an die 60 Millionen Euro zusätzlichen finanziellen Spielraum erwirtschaftet. Zusammen mit dem Anreiz für die Spieler des aktuellen Kaders, nun auch in der Königsklasse mit Frankfurt zu spielen, bleibt die beruhigende Vorstellung: Bis auf einen, vielleicht zwei Spieler – die unbedingt weg wollen – muss die Eintracht am Kader nur wenig verändern und kann stattdessen die kleinen Lücken noch auffüllen.
Frankfurt muss keinen Umbruch moderieren, sondern in der Detailarbeit schlaue Entscheidungen treffen. Ein Transfer von Mario Götze, bei kolportierten vier Millionen Euro Ablöse zudem noch ein Schnäppchen, könnte eine dieser Lösungen sein. Selbst wenn Götze sofort zu einem der Spitzenverdiener aufsteigen dürfte...
Verwendete Quellen:
- Dazn.com: Mario Götze exklusiv im KMD-Podcast: "Roger Schmitt ist nochmal extremer als Pep". 02.05.22
- twitter.com: Christopher Michel (@CMoffiziell). Tweet vom 19.06.22
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