Michael Reschke hat rund um den Rauswurf von Tayfun Korkut gelogen. Damit ist der Sportvorstand des VfB Stuttgart in der Bundesliga keine Ausnahme, oft schon haben Entscheider nicht die Wahrheit gesagt. Reschkes Verhalten unterscheidet sich aber dennoch vom Rest.

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Ottmar Hitzfeld hat seinen Ruf als Gentleman in der Fussball-Branche bis in den Ruhestand hinein gewahrt - und keinerlei Verständnis für die Lüge von Michael Reschke beim VfB Stuttgart. Der beurlaubte Tayfun Korkut am Sonntag als Cheftrainer, obwohl er ihm nur Stunden zuvor in aller Deutlichkeit den Rücken gestärkt hatte.

"Es ist immer eine Frage der Formulierung. Auch wenn man nicht weiss, ob der Trainer bleibt oder nicht, muss man das rhetorisch besser ausdrücken, so dass man sich eine Hintertür offen lassen kann", sagte der 69-jährige Hitzfeld der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. "So, wie das in Stuttgart passiert ist, ist das kein guter Stil. Ich finde das respektlos. Man sollte offen miteinander umgehen."

Seit Reschkes Lüge offensichtlich wurde, hagelt es Kritik. Der Bund Deutscher Fussball-Lehrer bezichtigte den VfB-Sportvorstand eines Stils, "der mit seriösem Fussball nichts zu tun hat", und polterte in Person des Präsidenten Lutz Hangartner: "Die Art und Weise, wie hier mit Trainern umgegangen wird, ist nicht akzeptabel."

Selten zeigt sich die Verlogenheit der Bundesliga so deutlich

Hitzfelds und Hangartners Kommentare eint ein Wunsch, den Fussball-Fans jedes Clubs grundsätzlich wohl unterstützen würden. Ehrlichkeit, Loyalität, Vertrauen - das sind Werte, die von Ultras gleichermassen gewünscht und gefordert werden wie von weniger organisierten Fangruppen in anderen Breichen der Stadien.

Fakt ist aber: Die Bundesliga ist oft ein ziemlich verlogenes Geschäft. Und das ist den meisten auch bewusst. Nur kommt es selten so brutal offensichtlich zum Vorschein wie in den vergangenen Tagen.

Reschke jedenfalls empfindet sein Verhalten als notwendig. "Es geht immer um das, was in der aktuellen Situation für den VfB Stuttgart das Beste ist. Wenn dann mal ein, zwei Fälle passiert sind, wo eine massive Wahrheitsbeugung vielleicht vorgelegen hat, dann ist das einfach so", sagte er. "Ich kann gut damit leben. Ich glaube, dass ich sehr glaubwürdig bin im Vorgehen und vielen Aussagen, die ich treffe."

Michael Reschke ist sich keiner Schuld bewusst

Seine Lüge vom Samstagnachmittag ist bei weitem nicht die erste der Liga. Beinahe-Bundestrainer Christoph Daum berief sich einst auf ein absolut reines Gewissen und wurde doch überführt, Kokain konsumiert zu haben.

Uli Hoeness dementierte 2008 energisch, hinter dem Rücken von Hitzfeld mit anderen Trainern zu sprechen - acht Tage danach präsentierte der FC Bayern München Jürgen Klinsmann als Cheftrainer für die kommende Saison.

Schon 1989 schwor Andy Möller den Fans von Borussia Dortmund über das Stadionmikrofon die Treue und wechselte doch zurück zu Eintracht Frankfurt. Und erst im Februar antwortete Bernd Hoffmann vor der Wahl zum HSV-Präsidenten auf die Bitte eines Mitglieds, sein Ehrenwort zu geben, nie den Vorstandsvorsitz übernehmen zu wollen, dass er diesen Posten nicht anstrebe. Hoffmann ist seit drei Wochen nicht mehr Präsident des e.V. und Vorstandsvorsitzender der AG.

Was Reschke von all den anderen allerdings unterscheidet: Er gibt, ohne das Wort Lüge zu benutzen, sein Verhalten offen zu. Und kündigt an, dass unter Umständen weitere Lügen folgen.

Denn eine Aussage von ihm aus dem Winter, ausgesprochen nach dem zuvor ausgeschlossenen Wechsel von Stürmer Simon Terodde von Stuttgart nach Köln, geht so: "Wenn es sein muss und im Sinne des VfB Stuttgart ist und im Sinne von Spielern ist, dann werde ich von diesem Recht die Wahrheit zu beugen auch weiter Gebrauch machen. Auch wenn es für den einen oder anderen danach schwerer zu verarbeiten ist."

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