Beim FC Bayern gibt es für Hasan Salihamidzic jede Menge zu tun, nur kann der Sportdirektor wegen der speziellen Lage weder Erfolge verkünden noch den Konflikt mit seinem wichtigsten Angestellten beenden.

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In dieser Woche hätte Hasan Salihamidzic die erste Runde seines Wirkens beim FC Bayern abschliessen können. Der Sportdirektor, der in diesem Sommer in den Sportvorstand aufrücken soll, wollte mit Trainer Hans-Dieter Flick dessen Vertrag über den 30. Juni hinaus verlängern.

Nachdem die aktuelle Mannschaft eine von Salihamidzic gebaute Mannschaft ist, nachdem Brazzo im letzten Herbst mit Niko Kovac seinen ersten Trainer entlassen und in Flick eine Interimslösung finden musste, wäre dessen Vertragsverlängerung so etwas wie der Abschluss einer grossen Schleife.

Davor, so handhabten es die Bayern in den letzten Jahren, hätte Salihamidzic auch die Vertragsgespräche mit den wichtigen Spielern Manuel Neuer, Thomas Müller und David Alaba vorangetrieben und das eine oder andere wohl schon zum Abschluss gebracht. Nun ist das Feld aber noch lange nicht bestellt, wofür der 43-Jährige nichts kann.

Das Coronavirus und dessen Auswirkungen auf den Fussballbetrieb haben auch beim Rekordmeister so einiges durcheinander gewirbelt. Nun stehen die Bayern weder sicher im Viertelfinale der Champions League, noch können sie ins DFB-Pokalfinale einziehen - beide Wettbewerbe sind wie auch die Spiele in der Bundesliga auf unbestimmte Zeit vertagt.

Rummenigge: "Thema Neuzugänge auf 'Hold'"

Das mag die Planungen der Münchener für die kommende Saison zwar nur marginal betreffen, von den Erlösen und Erfolgen in beiden Wettbewerben dürfte die Organisation des Personals weniger abhängig sein als beim ganzen Rest der Bundesliga. Der durch Corona verschobene Terminkalender mit allen Folgeschäden ist da schon eher das Problem.

"Keiner weiss heute genau, wie sich die Coronakrise in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter auf den Fussball auswirken wird. Daher haben wir das Thema Neuzugänge erst einmal auf 'Hold' gestellt", sagte Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview mit der "tz" in dem ihm eigenen Business-Sprech.

Allerdings geht nicht nur bei möglichen Zukäufen derzeit wenig, immerhin steht ja nicht einmal fest, ob die übliche Frist des 30. Juni eingehalten werden kann, was im Fall der Fälle mit dann auslaufenden Verträgen passieren soll, ob es überhaupt einen wie bisher gekannten Transfermarkt geben wird und so weiter. Auch bei den Spielern, die die Bayern längst im Haus haben, geht im Moment kaum etwas voran.

In den Gesprächen mit Thomas Müller soll es nach Informationen des "Kicker" zumindest schon in die richtige Richtung gehen. Bei Manuel Neuer hake es "massiv", wie zu lesen war, im Fall von David Alaba soll es reges Interesse der spanischen Granden Real und Barca geben und von Thiago, der bisher eine überragende Saison bei den Bayern spielt, hört und liest man derzeit gar nichts. Der Vertrag des Spaniers läuft wie der des Trios im Sommer 2021 aus.

In eine gute Position bringen

Salihamidzic ist in der Verantwortung, für diese wichtigen Spieler neue Arbeitspapiere nicht nur auszuhandeln, sondern auch die notwendigen Abschlüsse zu tätigen. Was die Lage etwas brisant macht, steht der Bosnier doch seit Wochen selbst latent im Fokus einiger Diskussionen.

Dass Salihamidzic aneckt und nicht von jedem Beobachter oder Fan in dieser wichtigen Position goutiert wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Bosse Rummenigge und Uli Hoeness stärkten "ihrer" Wahl deshalb oft genug den Rücken. Nun haben sich in den letzten Wochen und Monaten aber auch einige Differenzen mit Trainer Flick offenbart.

Auch der wartet noch auf Vollzug, muss aus bekannten Gründen aber ebenso noch warten wie vielleicht der eine oder andere Spieler. Nur gibt es zwischen Sportdirektor und Coach immer wieder kleinere und grössere Reibereien. In einem zuverlässig streitsüchtigen Klub wie dem FC Bayern sollte das keine grosse Nachricht sein, für Salihamidzic hängt im Binnenverhältnis zu seinem wichtigsten Angestellten aber jede Menge dran.

Salihamidzic‘ Beförderung ist zwar beschlossene Sache, mit dem vollzogenen Rückzug von Hoeness und dem baldigen von Rummenigge aus wichtigen Ämtern, sowie dem Arbeitsbeginn von Oliver Kahn als Vorstand wurden und werden die Karten auf der Führungsebene der Bayern aber neu gemischt. Da ist es durchaus von Vorteil, aus einer starken Position heraus seine Pfründe zu sichern.

Salihamidzic hat sich im letzten Jahr mit den durchaus schweren Rekordtransfers von Lucas Hernandez (für 80 Millionen Euro geholt) und Philippe Coutinho (mit Kaufoption über 120 Millionen Euro) profiliert und die von Hoeness angekündigte Transferoffensive teilweise spektakulär umgesetzt.

Reibereien mit Trainer Flick

Diese Spieler sind Salihamidzic-Spieler, genauso wie das jetzt (auch) eine Salihamdzic-Mannschaft ist. Flick hatte auch angesichts der dünnen Personaldecke und einiger prominenter Ausfälle immer wieder auf den Zukauf weiterer Spieler gepocht, was Salihamidzic‘ Verdienste automatisch hätte verwässern können: Mit den von Flick gewünschten Spielern wären Hernandez, der bisher kaum gespielt hat und Coutinho, der bisher nur phasenweise überzeugen konnte, unter Umständen schnell in den Hintergrund gerückt - sofern die Neuen auf Anhieb funktioniert hätten. Dass es erst gar nicht so weit kam, beziehungsweise mit der Leihe von Alvaro Odriozola von Real Madrid nur eine Light-Version realisiert wurde, lag in erster Linie an Salihamidzic.

Auf die durchaus vehemente und vor allen Dingen öffentlich formulierte Forderung Flicks nach Winter-Zugängen reagierte Salihamidzic zu Jahresbeginn sichtlich verstimmt. "Ich war überrascht über diese mediale Kaderplanung, die der Hansi betrieben hat", sagte er. "Ich bin einfach kein Freund von medialer Kaderplanung."

Inhaltlich könne er die Forderung seines Trainers zwar verstehen, "das muss man verstehen. Das tue ich auch. Der Hansi spürt jetzt als Cheftrainer den Erwartungsdruck", so Salihamidzic. Die Art und Weise passte dem Sportdirektor aber gar nicht.

Immerhin bedeuten Veränderungen im Kader selbst bei einem Klub wie den Bayern auch: Es hat vorher nicht alles gepasst. Und für das Vorher war Salihamidzic - zusammen mit Ex-Coach Niko Kovac - zuständig. Und nicht Flick.

So ist nun alles immer noch ziemlich offen bei den Bayern und beim Sportdirektor laufen sämtliche Fäden zusammen. Salihamidzic kann für die Aussetzung der Saison nichts, vermutlich wäre die eine oder andere Personalie - siehe Flick, der in der aktuell andauernden Länderspielpause eigentlich hätte unterschreiben sollen - schon längst vom Tisch.

Der Reformstau bei den Bayern macht die Arbeit für Salihamidzic aber wie übrigens auch für dessen Sportdirektoren-Kollegen überaus schwierig. Das Terrain ist unsicher wie noch nie, das momentane Fahren auf Sicht für die Kaderplaner dieser Welt ein echter Graus.

Salihamidzic wird im Hintergrund alles abarbeiten müssen, ohne dafür nach jeder einzelnen Verlängerung die Lorbeeren einzufahren. Im besten Fall geht es nach dem Shutdown und wenn es irgendwann einmal einigermassen "normal" weitergeht, dann Schlag auf Schlag bei den Bayern.

So lange geistern Gerüchte und wilde Spekulationen wie zuletzt bei Neuer und Alaba durch die Gegend, es wird unruhig bleiben. Und die Bayern und ihr Sportdirektor müssen das alles aussitzen.

Verwendete Quellen:

  • tz: Bayern-Boss Rummenigge spricht Klartext zu Alabas Zukunft
  • Kicker: Annäherung zwischen Bayern und Müller
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