- In der Bundesliga gibt es Debatten über Strafstösse.
- In Leverkusen wären beide Elfmeter besser nicht gegeben worden, in Mainz beschweren sich die Kölner über eine vermeintlich irreguläre Ausführung.
- In Freiburg zeigt der Schiedsrichter derweil dem falschen Bremer die Gelbe Karte.
Bayer 04 Leverkusen und die Elfmeter – das ist ein Thema, über das man bei der Werkself derzeit nicht besonders gerne spricht. Vor dem Spiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg (2:2) hatte der Klub die letzten drei Strafstösse, die er zugesprochen bekam, allesamt verschossen.
Zugleich musste er in den letzten beiden Pflichtspielen gegen den FC Porto und Eintracht Frankfurt insgesamt vier Elfmeter hinnehmen. Beide Serien setzten sich jetzt fort, die erste schon nach elf Minuten, als Moussa Diaby den Ball bei einem Handelfmeter für Bayer neben das Tor setzte.
Zu diesem Strafstoss war es gekommen, nachdem Diaby den Ball nach einem Sprint im Strafraum der Niedersachsen von der rechten Seite vor das Tor spielen wollte. Der Wolfsburger Micky van de Ven grätschte und streckte sein linkes Bein aus, offenbar in der Erwartung, dass der Ball parallel zur Torlinie vor seinem Körper ins Zentrum gespielt werden würde.
Diaby legte den Ball aber nach hinten, wo er die rechte Hand von van de Ven traf. Schiedsrichter Felix Brych entschied sofort auf Elfmeter, wurde dann aber vom Video-Assistenten Tobias Stieler zum Monitor am Spielfeldrand geschickt.
Nach dem On-Field-Review bestand der Unparteiische jedoch auf seiner Entscheidung und deutete gestisch an, dass van de Ven durch das Ausfahren der Arme seine Körperfläche vergrössert habe.
Allerdings stimmte das nur für den linken Arm, der den Ball nicht berührte. Der rechte Arm dagegen war nicht weit vom Oberkörper entfernt und auch nicht in einer unnatürlichen Position, denn der Wolfsburger bewegte ihn zum Boden, um sich abzustützen, als es zum Ballkontakt kam.
Es sprach deshalb einiges dafür, das Handspiel nicht als ahndungswürdig zu bewerten und die Strafstossentscheidung zurückzunehmen, zumal van de Ven auch keine Absicht zu unterstellen war.
Beide Elfmeter in Leverkusen sind zweifelhaft
Die zweite Leverkusener Serie fand in der 53. Minute ihre Fortsetzung: Nach einem Zweikampf zwischen dem Leverkusener Edmond Tapsoba und Felix Nmecha im Strafraum der Hausherren erkannte Felix Brych auf Strafstoss für den VfL.
In der Realgeschwindigkeit wirkte es auch tatsächlich so, als hätte Tapsoba seinen Gegenspieler am Fuss getroffen oder als wäre Nmecha über das ausgestreckte Bein von Tapsoba gefallen.
Die Wiederholungen zeigten aber, dass es eher der Wolfsburger war, von dem der Kontakt ausging: Er traf mit dem Fuss seines ebenfalls ausgestreckten Beins den Fuss des Leverkuseners.
Ein Vergehen von Tapsoba war in den Fernsehbildern jedenfalls nicht auszumachen. Zwar hatte der Verteidiger den Ball verfehlt, der seinem Kontrahenten zuvor ein Stück versprungen war, doch auch Nmecha hatte beim Versuch, ihn mit dem "langen Bein" erneut zu spielen, keinen Erfolg.
Die beste Entscheidung wäre es letztlich gewesen, weiterspielen zu lassen; für einen Elfmeter gab es kein wirklich gutes Argument. Aber zu einem weiteren On-Field-Review kam es nicht, auch nach der Überprüfung in Köln blieb die Entscheidung bestehen. Maximilian Arnold verwandelte den Strafstoss zum 1:2.
Den falschen Bremer verwarnt
In der Partie zwischen dem SC Freiburg und Werder Bremen (2:0) lag Schiedsrichter Bastian Dankert derweil richtig, als er Marco Friedl bereits nach 14 Minuten mit der Roten Karte vom Platz stellte.
Der Bremer Kapitän hatte sich ein Laufduell mit Michael Gregoritsch geliefert, in dem zunächst beide Spieler ihren Gegner hielten, der Freiburger aber bald losliess, während Friedl weiter versuchte, Gregoritsch mit dem Arm aufzuhalten.
Als dieser schliesslich etwa 25 Meter vor dem Tor der Gäste zu Boden ging, bewertete Dankert Friedls Einsatz als Foul und als Verhinderung einer offensichtlichen Torchance.
Und das zu Recht, denn Gregoritsch hätte ohne das Vergehen in den Strafraum ziehen und aus günstiger Position auf das Tor schiessen können. Der Bremer Amos Pieper hätte wohl nicht mehr entscheidend eingreifen können, dafür war er zu weit entfernt.
Ebenso korrekt war die Entscheidung des Schiedsrichters, den Breisgauern nach 79 Minuten einen Strafstoss zuzusprechen, nachdem Felix Agu seinen Gegenspieler Vincenzo Grifo durch eine Mischung aus Halten, Treten und Beinstellen zu Fall gebracht hatte.
Dass es eine Gelbe Karte gab, war ebenfalls angemessen – der Unparteiische zeigte sie jedoch irrtümlich dem falschen Spieler, nämlich nicht Agu, sondern Lee Buchanan. Ein Fauxpas, der sich hätte berichtigen lassen, wenn der VAR interveniert hätte.
Dazu wäre er berechtigt und verpflichtet gewesen, denn die Spielerverwechslung bei einer persönlichen Strafe gehört zu den Eingriffsgründen. Doch von Florian Badstübner gab es keinen Hinweis, anscheinend hatte auch er den Fehler nicht wahrgenommen.
Dem "Kicker" zufolge vermerkte Dankert den Lapsus später im Spielbericht, was zur Folge haben dürfte, dass die Verwarnung für Buchanan nachträglich annulliert wird.
Kilian mit Glück und Pech
Im Spiel des 1. FSV Mainz 05 gegen den 1. FC Köln (5:0) verhängte der Unparteiische Matthias Jöllenbeck ebenfalls einen Strafstoss, und das bereits nach zehn Minuten im Anschluss an einen Zweikampf im Strafraum der Rheinländer zwischen dem Kölner Luca Kilian und Karim Onisiwo.
Der Mainzer stürzte, nachdem ihn sein Gegenspieler im Laufduell mit dem linken Bein an der hinteren Seite des rechten Oberschenkels getroffen hatte. Zweifellos ein ungeschickter Einsatz von Kilian, der den Elfmeterpfiff vertretbar machte. Und das, obwohl Onisiwo den Anschein erweckte, diesen Impuls durchaus bereitwillig angenommen zu haben.
Die Gelbe Karte wiederum, die der Kölner Verteidiger gezeigt bekam, war für ihn regeltechnisch betrachtet eine zu milde Sanktion, wenn man von einem Foulspiel ausgeht.
Denn zum Kontakt, den der Schiedsrichter als regelwidrig bewertete, kam es eigentlich nicht im Kampf um den Ball, wie es etwa der Fall ist, wenn ein Abwehrspieler beim Tackling knapp die Kugel verfehlt und stattdessen den Gegner trifft.
Einen Versuch, den Ball zu erreichen, hatte Kilian in dieser Situation faktisch nicht unternommen, und weil diese Ballorientierung fehlte, wäre eine Rote Karte angemessen gewesen. Das mag man als zu hart empfinden, wenn schon die Strafstossentscheidung grenzwertig ist, aber es hätte dem Regelwerk besser entsprochen.
Nur 18 Minuten später musste Kilian allerdings ohnehin seinen Arbeitstag vorzeitig beenden: Nach einem weiteren Foul gegen Onisiwo sah er berechtigterweise Gelb-Rot.
Ingvartsens Elfmeter: Regelkonform oder irregulär?
Irritationen gab es schliesslich über die Ausführung des Elfmeters. Denn wenn nicht alles täuscht, berührte der Schütze Marcus Ingvartsen den Ball erst minimal mit dem rechten Fuss, als er ihn abstellte, um die Kugel anschliessend mit links ins Gehäuse der Kölner zu schiessen.
Eine Kameraeinstellung zeigte jedenfalls, dass der Ball beim Abstellen des Fusses für einen Sekundenbruchteil leicht ins Wackeln geriet. Lag also ein Vergehen vor wie im DFB-Pokal-Achtelfinalspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV in der vergangenen Saison, als sich der Kölner Florian Kainz im Elfmeterschiessen selbst anschoss und so den entscheidenden Elfmeter vergab?
Jochen Drees, der Projektleiter für die Video-Assistenten, verwies darauf, dass es keinen zweifelsfreien Beleg für einen vergleichbaren Verstoss gebe, weil die Kamerabilder unklar seien und keinen eindeutigen Fehler nachwiesen.
Doch selbst wenn man das anders sieht, stellt sich die Frage, ob die Ausführung tatsächlich regelwidrig war. Denn laut dem Regelwerk ist der Ball erst dann im Spiel, "wenn er mit dem Fuss gespielt wurde und sich eindeutig bewegt" hat.
Das minimale Wackeln, durch das der Ball sich nicht vom Fleck bewegte, erfüllt dieses Kriterium nicht. Damit lag auch kein irreguläres zweimaliges Spielen des Balles durch Ingvartsen vor. Es sei denn, die Regelhüter wollten den Sinn und Geist dieser Regel an diesem konkreten Fall anders bewertet haben.
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