Die ereignisreichen Spiele an der Tabellenspitze und im Tabellenkeller haben die Referees insgesamt gut im Griff. In den entscheidenden Situationen liegen sie richtig, gegen unsportliches Verhalten gehen sie entschlossen vor. Auch die Video-Assistenten sind kein Thema.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Alex Feuerherdt sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der 27. Spieltag hatte mit Blick auf die Kämpfe um die Spitzenplätze und gegen den Abstieg viel zu bieten: Die ersten vier Teams in der Tabelle duellierten sich untereinander, und auch unter den letztplatzierten fünf Klubs gab es zwei direkte Aufeinandertreffen. Solche Spiele haben gerade am Ende der Saison eine besondere Brisanz, auch für die Schiedsrichter.

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Nach diesem Wochenende lässt sich festhalten: Die Unparteiischen standen in allen diesen Partien nur selten im Mittelpunkt und lösten ihre schwierigen Aufgaben ruhig und gut. Die Kritik an ihnen hielt sich in Grenzen.

In der Begegnung zwischen dem Tabellenvierten SC Freiburg und dem Spitzenreiter FC Bayern München (0:1) hätten die Gäste nach 53 Minuten gerne einen Strafstoss zugesprochen bekommen, als Lucas Höler den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand spielte.
Schiedsrichter Daniel Siebert liess jedoch weiterspielen, nach Rücksprache mit Video-Assistent Bastian Dankert kam es allerdings zu einem On-Field-Review. Der Unparteiische blieb danach jedoch bei seiner Entscheidung, das Handspiel nicht als strafbar zu bewerten.

Höler hatte den Ball im eigenen Strafraum zunächst durch ein Tackling mit dem Fuss regulär erobert, danach unternahm er eine Drehbewegung mit dem Oberkörper, um aufzustehen und den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen. Bei dieser Drehung führte er die rechte Hand nach vorne und traf damit den Ball.

Eine knifflige Situation, denn die Bewertung dieses Handspiels ist eine Frage der Interpretation. Handelte Höler regeltechnisch betrachtet absichtlich? Dafür spricht, dass er die Hand nun mal zum Ball führte, den er auch im Blick hatte.

Kein Handelfmeter für Bayern – eine vertretbare Entscheidung

Dagegen lässt sich jedoch ins Feld führen, dass Höler seinen Arm so bewegt hat, wie es normal ist, wenn man sich am Boden abstützen will, um anschliessend aufzustehen. In der Sendung "Doppelpass" argumentierte Daniel Siebert dann auch ganz in diesem Sinne: "Für mich war es kein strafbares Handspiel, weil der Gesamtablauf und die Handbewegung gepasst haben", sagte er. "Ich unterstelle dem Spieler nicht, dass er am Boden bewusst den Ball mit der Hand spielen wollte." Höler habe den Ball "sauber abgegrätscht" und danach aufstehen wollen – "unglücklicherweise liegt dann der Ball genau da an der Stelle".

Wie so häufig bei Handspielen war es auch hier eine Frage des Ermessens, ob man regeltechnisch ein strafbares Handeln als gegeben ansieht oder nicht. Die Begründung des Referees für seine Sichtweise ist jedenfalls nachvollziehbar und im Sinne der Regelauslegung auch tragfähig.

Denn wenn man in Hölers Bewegung das Vorhaben erkennt, sich am Boden abzustützen und aufzustehen – was die Fernsehbilder jedenfalls hergeben –, und nicht die Intention, den Ball zur Not mit der Hand zu spielen, dann ist das Handspiel in der Tat unglücklich und unabsichtlich geschehen.

In Dortmund greift der Schiri bei Unsportlichkeiten durch

Auch Sieberts Kollege Daniel Schlager hatte das enge Verfolgerduell zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Union Berlin (2:1) gut im Griff und vor allem bei den persönlichen Strafen ein gutes Gespür. Die angemessene Gelbe Karte für Niklas Süle nach gerade mal 45 Sekunden – der Dortmunder hatte nach einem Ballverlust in der eigenen Hälfte einen aussichtsreichen Angriff der Gäste durch ein Foul an Sheraldo Becker unterbunden – setzte ein frühes Zeichen.

Den durchschaubaren Versuch von Süles Mitspieler Karim Adeyemi in der 16. Minute, einen Elfmeter zu schinden, ahndete Schlager zu Recht ebenfalls mit einer Verwarnung.

Überhaupt war der Fifa-Schiedsrichter konsequent bei unsportlichem Verhalten: Auch Becker sah nach 56 Minuten für sein Ballwegschlagen den gelben Karton. Vorausgegangen war ein verbotener Armeinsatz des Berliners im Zweikampf mit Adeyemi, der fahrlässig, aber nicht rücksichtslos war, sodass Becker zu Recht nicht auch für dieses Vergehen verwarnt wurde, was andernfalls Gelb-Rot bedeutet hätte.

In der fünfminütigen Nachspielzeit verwarnte Schlager richtigerweise die Dortmunder Marco Reus, Emre Can und Jamie Bynoe-Gittens, die eine schnelle Spielfortsetzung durch Wegspitzeln des Balles verhindert oder allzu emotional auf Gegenspieler und den Referee reagiert hatten.

Auch das Abstiegsduell in Bochum hat einen guten Spielleiter

Frank Willenborg brachte derweil das phasenweise emotionale Aufeinandertreffen des VfL Bochum und des VfB Stuttgart (2:3) im Tabellenkeller mit viel Ruhe und Umsicht über die Bühne. Der Strafstoss für die Hausherren in der 57. Minute nach einem offensichtlichen Halten von Enzo Millot gegen Philipp Förster im Stuttgarter Strafraum ging vollauf in Ordnung, ebenso die etwas kuriose Gelbe Karte für Serhou Guirassy zwanzig Minuten zuvor.

Der Stuttgarter hatte den Bochumer Torhüter Manuel Riemann regelwidrig beim Abschlag gestört und so verhindert, dass der Keeper den Ball schnell weit nach vorne schlagen konnte. Regeltechnisch war das die Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs, wofür eine Verwarnung vorgesehen ist.

Auch Willenborg griff in der Nachspielzeit bei Unsportlichkeiten rigoros mit Gelben Karten durch, etwa gegen den Stuttgarter Konstantinos Mavropanos und den ausgewechselten, auf der Bank sitzenden Bochumer Kapitän Anthony Losilla nach einer Rudelbildung.

Darüber hinaus wurde der Torhüter der Gäste, Fabian Bredlow, verwarnt, weil er beim Abstoss den Ball vom einen Torraumeck zum anderen brachte, um Zeit zu gewinnen. Sein Bochumer Gegenüber Manuel Riemann sah nach dem Schlusspfiff zu Recht ebenfalls Gelb, weil er sich lautstark bei den Unparteiischen beschwert hatte.

Korrekte Entscheidungen auch in Sinsheim und Berlin

Matthias Jöllenbeck hatte schliesslich die Aufgabe, das letzte Bundesligaspiel an diesem Osterwochenende zu beaufsichtigen, in dem die TSG 1899 Hoffenheim in Sinsheim den FC Schalke 04 mit 2:0 bezwang. Für ein Abstiegsduell ging es in dieser Partie relativ gesittet zu, was auch am Unparteiischen lag, der die Begegnung mit Augenmass, Kommunikation und Konsequenz leitete.

Der Strafstoss für die Gastgeber nach einem Beinstellen des Schalker Kapitäns Maya Yoshida gegen Christoph Baumgartner war unstrittig. Dass VAR Felix Zwayer eingriff, nachdem Schalkes Torwart Ralf Fährmann den anschliessenden Elfmeter von Ihlas Bebou abgewehrt hatte, war ebenfalls korrekt, denn Fährmann war im Moment der Ausführung mit beiden Füssen vor der Torlinie.

Und mag sich auch der Trainer von Hertha BSC, Sandro Schwarz, in und nach der Partie seiner Mannschaft gegen RB Leipzig (0:1) über den Unparteiischen Deniz Aytekin aufgeregt haben: Dessen Entscheidung, das Tor des Tages anzuerkennen, war richtig. Denn Mohamed Simakan war bei seinem Kopfball den Berliner Schlussmann Oliver Christensen nicht regelwidrig angegangen, wie der Keeper im Interview des Senders Sky nach dem Schlusspfiff auch selbst konzedierte.

So dürfen die Unparteiischen zufrieden auf einen Spieltag zurückblicken, der auch für sie einige Herausforderungen bereithielt. Sie haben sie gut gemeistert.

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