In der Partie zwischen Hoffenheim und Schalke gab es hüben wie drüben einen fragwürdigen Handelfmeter. Aber nur der für die Gäste wurde nach einem Eingriff des Video-Assistenten zurückgenommen. Formal mochte das zwar richtig sein - doch verständlich und vermittelbar war es trotzdem nicht.

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In der Bundesliga sorgen vor allem zwei Themen immer wieder für besonders hitzige Debatten: die Auslegung der Handspielregel durch die Schiedsrichter und die Eingriffe der Video-Assistenten. Kommt beides zusammen, dann wird die Diskussion sogar noch heftiger.

So wie am Samstag beim Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FC Schalke 04 (1:1). Da hatten Schiedsrichter Robert Kampka und Video-Assistent Tobias Stieler gleich zwei knifflige Handspiele im Strafraum zu beurteilen. Um ihre Aufgabe waren sie wahrlich nicht zu beneiden.

Da war zunächst die 42. Minute: Der Hoffenheimer Steven Zuber rutschte im eigenen Strafraum in eine Hereingabe von Daniel Calgiuri. Der Ball ging gegen seinen Oberschenkel, sprang von dort an den erhobenen rechten Arm und schliesslich ins Toraus.

Referee Kampka signalisierte zunächst: Eckstoss. Sekunden später überlegte er es sich jedoch anders und sprach Schalke einen Strafstoss zu. Daraufhin kam es zu einem kurzen Gespräch mit Video-Assistent Stieler in Köln.

Anschliessend lief Kampka zum Monitor am Spielfeldrand, um sich selbst noch einmal die Bilder anzusehen. Danach nahm er den Elfmeter zurück und liess das Spiel mit einem Eckstoss für die Gäste fortsetzen.

Warum der Video-Assistent bei Zubers Handspiel eingriff

Aber war der Strafstosspfiff tatsächlich so klar falsch, dass der Video-Assistent unbedingt eingreifen musste? Das kann man verneinen, schliesslich gab es in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen schon Elfmeter. Der Grund für das On-Field-Review durch den Schiedsrichter war hier ein anderer.

Grundsätzlich gilt: Die Unparteiischen sollen den Video-Assistenten ihre Wahrnehmung schildern, die Video-Assistenten gleichen diese dann mit den Bildern ab. Wenn sie dabei erhebliche Unterschiede feststellen oder der Referee etwas übersehen hat, empfehlen sie ein Review.

Es ist deshalb anzunehmen, dass Robert Kampka gar nicht gesehen hat, dass Zuber den Ball nicht direkt mit dem Arm gespielt hatte, sondern ihm die Kugel von einem anderen Körperteil unkontrolliert dorthin gesprungen war. Und dass Tobias Stieler seinen Kollegen genau darauf aufmerksam gemacht hat.

Denn wenn der Ball auf diese Weise mit der Hand oder dem Arm getroffen wird, spricht das meist gegen ein strafbares Handspiel, weil der betreffende Spieler so gut wie keine Zeit hatte zu reagieren.

Mit anderen Worten: Der Video-Assistent ist davon ausgegangen, dass der Schiedsrichter keinen Strafstoss gegeben hätte, wenn er auf dem Feld wahrgenommen hätte, wie das Handspiel zustande gekommen war.

Damit lag er richtig, denn tatsächlich änderte Robert Kampka seine Entscheidung nach dem Betrachten der Bilder. Eine nachvollziehbare Korrektur, die auf einen nachvollziehbaren Eingriff folgte.

Gegen den Hoffenheimer Elfmeter sprach mehr als für ihn

Die Begegnung hatte aber noch ein weiteres schwer zu bewertendes Handspiel im Strafraum zu bieten. 57 Minuten waren gespielt, als der Hoffenheimer Ishak Belfodil an der Schalker Strafraumgrenze zum Torschuss ansetzte.

Haji Wright versuchte, den Ball wegzuspitzeln, was ihm jedoch nicht gelang. Dabei irritierte er Belfodil so sehr, dass diesem der Schuss missriet und er seinen eigenen Unterarm traf. Diesen hielt er allerdings so, wie es bei einer Schussbewegung normal ist. Schiedsrichter Kampka musste daher nicht einschreiten.

Belfodil verlor das Gleichgewicht, konnte den Ball aber im Sitzen noch mit dem Fuss in den Schalker Strafraum befördern. Die Kugel prallte dort gegen den rechten Arm von Bastian Oczipka.

Wieder entschied der Unparteiische auf Elfmeter, in diesem Fall für die Gastgeber. Doch diesmal gab es kein Review am Spielfeldrand, auch wenn nahezu alle Schalker vehement beim Referee protestierten.

Für sich genommen mochte auch diese Entscheidung irgendwo vertretbar sein. Zwar sprach mehr gegen einen Strafstoss als dafür, schon weil Oczipkas Arm nach hinten schwang, als es zum Kontakt mit dem Ball kam.

Das war ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Schalker den Ball nicht mit der Hand stoppen wollte, denn sonst hätte er seinen Arm angespannt.

Formal korrekt, dennoch nicht vermittelbar

Da sich Kampka und Stieler – anders als beim ersten Elfmeter – jedoch über den Ablauf der Szene einig waren und der Unparteiische das Handspiel als strafbar bewertete, weil er eine "Vergrösserung der Körperfläche" erkannt haben wollte, war das zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler.

Sondern vielmehr eine Entscheidung, die in den Ermessensspielraum des Schiedsrichters fiel. Deshalb war sie kein Fall für einen Eingriff des Video-Assistenten.

Wenn man sie allerdings in den Kontext der ersten, zurückgenommenen Strafstossentscheidung für Schalke stellt, ist es kaum zu vermitteln, warum der Elfmeter für TSG 1899 Hoffenheim nicht zumindest noch einmal vom Unparteiischen persönlich überprüft wurde.

Natürlich: Die Fälle waren unterschiedlich gelagert, auch in Bezug auf die theoretischen Eingriffsmöglichkeit des Video-Assistenten. Formal mag also alles regulär abgelaufen sein.

Doch unter dem Strich steht, dass der Schiedsrichter auf der einen Seite einen zweifelhaften Strafstoss zurücknahm, während er auf der anderen Seite einen nicht weniger fragwürdigen Elfmeter nicht einmal begutachtete. Selbst die Trainer waren sich darin einig, dass es auch den Strafstoss für die TSG 1899 Hoffenheim nicht hätte geben dürfen.

Reformvorschlag des Ifab beim Handspiel

Das verweist auf zwei Probleme: Zum einen darauf, dass sich der Video-Assistent genau an die Regularien halten und sein Vorgehen trotzdem für verständliche Kritik sorgen kann. Zum anderen darauf, dass die Auslegung der Handspielregel kompliziert und uneinheitlich bleibt.

Die Regelhüter des International Football Association Board (Ifab) denken derzeit darüber nach, künftig die Natürlichkeit einer Hand- und Armhaltung zum Massstab zu machen.

Demnach soll jede Berührung des Balles mit der Hand als Handspiel gelten, wenn der Arm über Schulterhöhe gehalten wird. Ist der Arm unterhalb der Schulterhöhe, wird bei einem Handspiel dann abgepfiffen, wenn der Arm in einem unnatürlichen Winkel gehalten wird.

Doch auch eine solche Änderung, über die im März 2019 entschieden werden wird, böte immer noch reichlich Interpretationsspielraum. Hitzige Diskussionen über das Thema Handspiel dürfte es also auch weiterhin geben.


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