Die Schiedsrichter bringen die Spiele des Osterwochenendes gut über die Bühne, obwohl mehrere Partien voller Brisanz stecken. In der Begegnung zwischen Leipzig und Bayern zeigt der Referee viel Spielverständnis, im Berliner Stadtduell lässt er sich nicht von der Unruhe anstecken.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Tabellenzweiter gegen Spitzenreiter, ein Spiel um den vierten Champions-League-Platz, ein Kellerduell und zum Abschluss noch der Lokalkampf der beiden Hauptstadtklubs – am Osterwochenende gab es gleich mehrere Partien, die brisant zu werden versprachen.

Auch für die Schiedsrichter sind solche Spiele besondere Herausforderungen. Deshalb ist es logisch, dass die sportliche Leitung der Unparteiischen um Lutz Michael Fröhlich einige ihrer besten Kräfte zu diesen Brennpunkten schickte.

Und man kann festhalten: Die Referees haben ihren Job geräuschlos und gut erledigt, sie sind nirgendwo in den Mittelpunkt der Diskussion geraten.

Im Topspiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München (0:1) etwa überzeugte Schiedsrichter Daniel Siebert mit einer angenehm langen Leine, was die beiden spielerisch starken Teams auch gerne annahmen. Dass der Spielleiter auch robusten Körpereinsatz zuliess, kam dem Spielfluss entgegen.

Wenn aber die Grenzen überschritten wurden, griff der Unparteiische aus Berlin ein. So zum Beispiel bei der recht rabiaten Grätsche von Nordi Mukiele gegen den Münchner Lucas Hernández nach 26 Minuten, die zu Recht mit einer Gelben Karte bestraft wurde.

Warum Mukiele und Upamecano zu Recht nur Gelb sahen

So mancher fragte sich sogar, ob die Karte nicht eine andere, rote Farbe hätte haben sollen. Doch das Foul war nur rücksichtslos und nicht brutal – das ist die regeltechnische Unterscheidung zwischen einer Verwarnung und einem Feldverweis.

Zwar kam Mukieles Tackling von hinten, doch er traf Hernández ohne besondere Intensität, nicht mit der offenen Sohle, sondern nur mit seinen Schienbeinen – und auch nicht an besonders verletzungsanfälligen Körperpartien.

Richtig war es auch, Dayot Upamecano nach 61 Minuten ebenfalls nur zu verwarnen. Zwar hatte der Leipziger bei einem Angriff des Rekordmeisters kurz nacheinander erst Leroy Sané taktisch gefoult und dann Kingsley Coman rustikal abgeräumt. Dass es dennoch nicht in der Summe zu Gelb-Rot kam, lag daran, dass bei rein taktischen Vergehen die Verwarnung entfällt, wenn der Unparteiische die Vorteilsbestimmung anwendet. So war es in diesem Fall, weil die Münchner im Angriff blieben.

Anders hätte es ausgesehen, wenn auch das Foul an Sané rücksichtslos gewesen wäre: Dann wäre Upamecano in einem Zug erst mit der Gelben Karte und dann mit Gelb-Rot bedacht worden.

Gräfe grosszügig wie gewohnt

Auch Sieberts Kollege Manuel Gräfe amtierte im Aufeinandertreffen von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt (1:2) – und damit im Spiel zweier Anwärter auf einen Platz in der Champions League – grosszügig, wie man es von ihm kennt.

Dabei kam es im Strafraum des BVB zweimal zu kniffligen Situationen: zunächst in der 40. Minute, als Thomas Delaney den Ball mit der Hand spielte. Besser gesagt: als dem Dortmunder der Ball an die Hand sprang.

Gräfe liess weiterspielen, schaute sich die Szene auf Empfehlung des VAR allerdings noch einmal in der Review Area an – und blieb danach bei seiner ursprünglichen Entscheidung.

Das war zumindest nachvollziehbar. Denn der unmittelbar vor Delaney postierte Frankfurter Luka Jović fälschte den Ball im letzten Moment entscheidend ab, wodurch die Kugel eine für Delaney unerwartete Richtungsänderung nahm, auf die er nicht mehr reagieren konnte.

Erst dadurch kam es zum Handspiel. Arm und Hand waren bis zum Abfälschen nicht unbedingt in einer Position, die man als unnatürlich bewerten müsste. Der Referee hatte zumindest einen Ermessensspielraum, den er auch nutzte.

Hummels gegen Durm: Ein Elfmeter wäre zu hart gewesen

Gegen einen Strafstosspfiff entschied er sich auch kurz nach der Pause, als der Frankfurter Erik Durm nach einem Fusskontakt durch Mats Hummels im Dortmunder Sechzehnmeterraum zu Boden ging.

Gräfe war günstig positioniert und bewertete den Vorgang als nicht ahndungswürdig, worin man ihm folgen konnte: Der Kontakt war nicht sehr intensiv und auch nicht zweifelsfrei ausschlaggebend dafür, dass Durm fiel.

Eine Elfmeterentscheidung wäre zwar nicht abwegig gewesen, aber doch so hart, dass sie nicht recht zu Gräfes Linie bei der Zweikampfbeurteilung gepasst hätte. Am Ende dürfte es der Eintracht gleichgültig gewesen sein: Sie gewann diese wichtige Partie.

Gleich drei Trainer im Kellerduell verwarnt

Im Kellerduell zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und Arminia Bielefeld (1:1) kam es derweil zu einem Novum in der Geschichte der Bundesliga: Erstmals bekamen gleich drei Teamoffizielle die Gelbe Karte.

Zunächst verwarnte Schiedsrichter Deniz Aytekin nach 55 Minuten den Bielefelder Trainer Frank Kramer, als dieser sich nach dem Elfmeterpfiff gegen seine Mannschaft allzu sehr aufgeregt hatte. Dabei war die Entscheidung korrekt, denn Mike van der Hoorn hatte den Mainzer Jonathan Burkardt am Bein getroffen, als dieser zum Torschuss ausgeholt hatte.

In der Nachspielzeit sahen dann auch der Mainzer Torwarttrainer Stephan Kuhnert und der Chefcoach der Hausherren, Bo Svensson, den gelben Karton. Ein Thema war der souveräne Fifa-Referee nach dem Schlusspfiff dennoch nicht.

Guendouzis Armeinsatz war keine Tätlichkeit

Sascha Stegemann kam unterdessen die Aufgabe zu, mit dem Berliner Lokalkampf zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC (1:1) die letzte Partie des Spieltags zu leiten. Tatsächlich war es vor allem Kampf, was beide Teams boten.

Es gab viele Nickligkeiten in den Zweikämpfen, viel Lamento und Geschrei. Das Klima auf dem Feld und den Bänken war recht angespannt. Doch Stegemann liess sich nicht von der Hektik anstecken und bemühte sich immer wieder, die erregten Gemüter zu beruhigen.

Dass er nach einer knappen halben Stunde den Armeinsatz des Herthaners Matteo Guendouzi gegen Grischa Prömel nicht als Tätlichkeit bewertete, sondern nur als Rücksichtslosigkeit, war angemessen. Denn gewaltsam oder gar brutal war Guendouzis Handeln nicht, eine Schlagbewegung liess sich auch nicht ausmachen. Ausserdem überzeichnete Prömel, der Guendouzi vorher seinerseits mit den Armen bearbeitet hatte, die Folgen des Treffers unnötig.

Sascha Stegemann hat die Wogen gut geglättet

Weil er sich anschliessend mit mehreren Gegenspielern verbal anlegte, sah er genauso die Gelbe Karte wie sein Kontrahent. Auch wenn Union sich über die Verwarnung beschwerte: Damit war ein Stopp-Zeichen gesetzt.

Auch dass Guendouzi wenige Minuten später einen Strafstoss erhielt, als er nach einem ungeschickten Tritt von Marvin Friedrich gegen seinen Fuss im Strafraum der Hausherren stürzte, geht vollauf in Ordnung.

Gleiches gilt für die weiteren Gelben Karten, die es jeweils für rustikale Foulspiele gab. Wenn sich zwei Mannschaften eher beharken, als das spielerische Element zu pflegen, und ausserdem ständig schlecht gelaunt auf Entscheidungen reagieren, kann ein Schiedsrichter nicht glänzen.

Aber er kann berechenbar und besonnen bleiben, auch unpopuläre Massnahmen durchziehen und versuchen, die Wogen zu glätten. Sascha Stegemann hat genau das getan. Dafür gebührt ihm Respekt.

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