Im Topspiel bei den Bayern fühlt sich Borussia Dortmund vom Schiedsrichter benachteiligt, doch dafür gibt es keinen richtigen Grund. Auch die Bremer und Augsburger kritisieren die Referees trotz zumindest vertretbarer Entscheidungen in spielrelevanten Situationen.
Beim BVB waren sie nach dem Spiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund (4:2) nicht zufrieden mit dem Unparteiischen Marco Fritz. "Zu viel auf Zuruf gepfiffen" habe dieser in der zweiten Halbzeit zugunsten des Rekordmeisters, rügte etwa
Sein Mitspieler Marco Reus unterstellte dem Referee sogar, zweierlei Mass angelegt zu haben: "Vor dem 3:2 war es ein klares Foulspiel. Wenn das bei Bayern gewesen wäre, hätte der Schiedsrichter gepfiffen", sagte der Dortmunder Kapitän im Interview des Senders Sky.
Sein Trainer Edin Terzić stimmte dem ersten Teil dieser Aussage zu: "Für mich ist es auch ein klares Foul."
In der betreffenden Situation war der Münchner
Emre Can: "Kann er pfeifen, muss er nicht"
Der Dortmunder fiel jedenfalls hin, Marco Fritz liess trotzdem weiterspielen, die Bayern eroberten den Ball. Eine halbe Minute später traf
Der aber sah auch einen Tag später keinen Grund, an seiner Einschätzung etwas zu ändern. "Ich habe mir die Szene noch mal angeschaut und bleibe dabei: Das war für mich kein Foulspiel", sagte er der "Bild am Sonntag".
Can selbst konnte das, anders als
Die Linie des Unparteiischen bei der Zweikampfbeurteilung ist auch in diesem Fall von Bedeutung: Ob man den Körpereinsatz von Sané als Foulspiel bewertet oder nicht, ist eine Ermessenssache. Dabei hilft der Blick darauf, wie der Referee ansonsten in Grenzfällen entschieden hat.
Angemessen grosszügige Linie bei den Zweikämpfen
Marco Fritz führte die Partie insgesamt an der langen Leine, liess also eine körperbetone Spielweise zu und zerpfiff den Spielfluss nicht unnötig, was den beiden technisch und spielerisch starken Teams entgegenkam und von ihnen auch angenommen wurde.
Dem FC Bayern sprach er elf Freistösse zu, Borussia Dortmund neun. Das liegt zum einen deutlich unter dem Durchschnittswert in dieser Saison von 25,3 Freistössen pro Spiel.
Zum anderen spiegelt diese Zahl das vom BVB beklagte Ungleichgewicht bei der Ahndung von Vergehen nicht wider. Beim Duell von Sané und Can weiterspielen zu lassen, passte zu Fritz‘ Linie.
Diese Entscheidung war jedenfalls nicht klar und nicht offensichtlich falsch. Aber auch aus einem anderen Grund hätte der Video-Assistent hier nicht intervenieren dürfen, selbst wenn es sich um ein klares Foul gehandelt hätte.
Marco Reus im Mittelpunkt bei der Schiri-Schelte
Denn in den handgestoppten 32 Sekunden, die zwischen dem Zweikampf und der Torerzielung lagen, wechselte einmal der Ballbesitz: Mats Hummels schlug die Kugel aus dem Strafraum, Nico Schulz nahm sie unbedrängt an. Dann jedoch fabrizierte er einen Fehlpass.
Erst in diesem Moment begann regeltechnisch die Angriffsphase, die mit dem Treffer der Münchner endete. Und nur diese wird vom VAR überprüft.
Auch beim Zweikampf zwischen Joshua Kimmich und Marco Reus im Münchner Strafraum kurz nach der Pause liess Marco Fritz weiterspielen, was ebenfalls vertretbar war, weil ein eindeutiges Foul nicht zu erkennen war. Das bestätigte auch Reus selbst, als er nach dem Schlusspfiff die Bilder sah.
Umgekehrt stand er nach 30 Minuten im Verdacht, den Ball im eigenen Sechzehnmeterraum strafwürdig mit dem Arm gespielt zu haben. Doch der Unparteiische zeigte sogleich an, einen Kontakt mit der Schulter gesehen zu haben.
Das widerlegten die Bilder zumindest nicht eindeutig, weshalb aus der Kölner Videozentrale auch kein Widerspruch kam.
Nur einmal benötigte der Referee die Hilfe des VAR
Nur in einer wichtigen Szene lag Fritz zunächst falsch: Als der Dortmunder Mahmoud Dahoud kurz vor der Pause im Strafraum den davoneilenden Kingsley Coman am Fuss traf und ihn so zu Fall brachte, liess der Referee weiterspielen.
Doch das war selbst bei einer grosszügigen Zweikampfbewertung nicht mehr zu legitimieren. Deshalb griff der VAR ein und empfahl ein Review. Fritz schaute nur kurz auf den Monitor an der Seitenlinie, dann korrigierte er sich und erkannte auf Strafstoss.
Ansonsten hatte er die Begegnung jederzeit fest im Griff – und seine Herangehensweise, auch im Verhältnis zu den Spielern, passte sehr gut zu dieser intensiven Partie.
Was sonst noch wichtig war
War der Ausgleichstreffer für den 1. FC Köln gegen Werder Bremen (1:1) durch Jonas Hector irregulär, weil Emmanuel Dennis zuvor den Bremer Torwart Jiri Pavlenka unfair angegangen war? So sah es jedenfalls Florian Kohfeldt, der Coach der Gäste. "Dennis drückt den Arm von Pavlenka weg - und ein Torwart braucht beide Arme, um einen Ball zu fangen. Deshalb ist es ein klares Foul", fand er.
Doch so eindeutig war die Angelegenheit nicht. Der Kölner ging aus einer günstigeren Position zum Kopfball und setzte seine Arme dazu ein, wie es für eine Sprungbewegung im Fussball normal ist. Pavlenka entschied sich gegen die sicherere Faustabwehr und wirkte dabei etwas unentschlossen. Es kam zu einem Kontakt zwischen den rechten Armen der beiden Spieler; ein Stossen oder Schlagen durch Dennis war dabei nicht zu beobachten, sondern allenfalls ein leichter Druck.
Besondere Rechte im Zweikampf geniessen die Torhüter im Strafraum schon länger nicht mehr, daher war es akzeptabel, dass Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck den anschliessenden Treffer gab und auch der VAR nicht einschritt. Pavlenka war aus dem Zweikampf schlicht als Verlierer hervorgegangen.
Auch um den Strafstoss für Hertha BSC im Spiel gegen den FC Augsburg, der kurz vor Schluss den Siegtreffer zum 2:1 für die Gastgeber brachte, gab es Streit. Der Augsburger Mads Pedersen hatte gegen Lucas Tousart nicht den Ball gespielt, sondern nur mit den Stollen den Fuss des Berliners getroffen. Dieser geriet daraufhin aus der Balance, fiel aber erst nach einem Zwischenschritt, weshalb sich manche fragten, ob der Kontakt ausschlaggebend für den Sturz war.
Schiedsrichter Florian Badstübner bejahte das und gab deshalb einen Elfmeter, der VAR verzichtete auf einen Eingriff. Das war richtig, denn die Strafstoss-Entscheidung war zumindest nicht eindeutig falsch und lässt sich mit der Floskel "hart, aber vertretbar" bewerten.
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