Borussia Mönchengladbach kassiert in letzter Minute bei RB Leipzig den entscheidenden Gegentreffer und ist deshalb sauer auf den Unparteiischen – allerdings nur vorübergehend. Schliesslich zeigt sich rasch, dass dem Siegtor der Leipziger kein Vergehen vorausgegangen ist. Das sieht auch der Gladbacher Trainer so.
Nachdem Alexander Sörloth in der Nachspielzeit zum 3:2 für RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach getroffen hatte, waren beiden Seiten kaum mehr zu bremsen.
Die Hausherren konnten ihr Glück, die Partie nach einem 0:2-Rückstand noch zu ihren Gunsten gedreht zu haben, kaum glauben. Auf Seiten der Gäste dagegen gingen mehrere Akteure vor Zorn bebend auf Schiedsrichter
Sie wollten ein Foulspiel des Torschützen an Valentino Lazaro direkt vor der Torerzielung erkannt haben.
Der Referee teilte die Einwände der Gladbacher so wenig wie Video-Assistent Günter Perl, der aus Köln an Gräfe meldete: Alles okay. Und das zu Recht, denn Sörloths Körpereinsatz gegen Lazaro als Foul zu werten, wäre viel zu streng gewesen.
Rose: "Das Tor kann man ganz klar so geben"
Der Leipziger hatte zwar in Erwartung des Balles kurz die Hände auf den Rücken des Mönchengladbachers gelegt. Eine regelwidrige Beeinträchtigung, etwa ein deutliches Stossen oder Halten, war aber nicht zu erkennen.
Lazaro war bei der Flanke von Christopher Nkunku, die Sörloth schliesslich verwertete, einfach ungünstig positioniert und kam nur aus diesem Grund nicht zum Kopfball. Dass ihn der Torschütze entscheidend unfair eingeschränkt hätte, lässt sich nicht behaupten.
Am Ende sahen das selbst die Mönchengladbacher so, nachdem sie ihre erste Enttäuschung über die Niederlage verwunden hatten. Trainer
Er habe Manuel Gräfe gefragt, warum er sich die Szene nicht noch einmal selbst am Monitor angesehen habe, so Rose, und müsse jetzt sagen, "dass die Entscheidungsfindung absolut nachvollziehbar ist".
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Gräfe gewohnt grosszügig
Denn der Unparteiische hatte den gesamten Vorgang wahrgenommen und den Kontakt im Zweikampf nicht als ahndungswürdig bewertet, wie die sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter am Sonntag auf der Website des DFB bekannt gab.
Die Videobilder hätten keine anderen Aspekte geliefert, deshalb bleibe "die Bewertung im Ermessen des Schiedsrichters, die nicht klar und offensichtlich falsch ist und auch der Linie des Schiedsrichters bei der Zweikampfbewertung im gesamten Spiel entsprach". Damit sei die Entscheidung vertretbar, und der VAR habe nicht eingreifen müssen.
Die erwähnte Linie war eine grosszügige, das ist bei Manuel Gräfe meistens so. Kein Bundesliga-Referee verhängt weniger Freistösse als er. Auch wegen dieser langen Leine, die er mit einer kommunikativen Art verbindet, wird der 47-jährige Berliner von Spielern, Trainern und Fans geachtet.
Bei kleineren Kontakten greift er nur selten zur Pfeife, wenn ein Ermessensspielraum besteht. Deshalb liess er auch jeweils weiterspielen, als sich Nico Elvedi zweimal im Gladbacher Strafraum grenzwertig gegen Justin Kluivert einsetzte. Diese Kontakte als nicht strafbar zu bewerten, war nachvollziehbar.
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Bei Upamecanos Check hatte der Referee keine Wahl
Beim ungestümen Einsatz von
Das bestätigte auch die sportliche Leitung der Unparteiischen: Upamecano habe den Gegner, "ohne den Ball zu spielen, regelwidrig durch einen Check im Oberkörperbereich zu Fall" gebracht.
Gräfe habe "eine klare Wahrnehmung auf diesen Vorgang" gehabt und deshalb "korrekterweise einen Strafstoss" für die Borussia gegeben, wie ihm Video-Assistent Perl auch sofort bestätigt habe.
In einem aufregenden Spiel lag der souveräne und stets unaufgeregte Referee also nicht nur mit seiner generellen Spielführung, sondern auch in den bedeutenden Einzelsituationen richtig.
Was sonst noch wichtig war:
- Gräfes Kollege Guido Winkmann dagegen hätte in der Begegnung zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04 (5:1) den Schwaben einen Strafstoss zusprechen müssen, als Malick Thiaw nach 18 Minuten Silas Wamangituka im Strafraum zu Fall brachte. Doch wie die Leitung der Unparteiischen erklärte, genügte dem Referee der wahrgenommene Kontakt nicht für einen Pfiff. Da die Bilder allerdings "ein eindeutiges und belegbares, strafstosswürdiges Beinstellen des Schalker Verteidigers" zeigten, "das eine absolute Evidenz für ein klares und offensichtliches Foulspiel hat", hätte der VAR zu einem Review raten und die Entscheidung des Schiedsrichters geändert werden müssen. Der Elfmeterpfiff für die Gäste in der 71. Minute hingegen habe zu Recht keinen Eingriff des VAR nach sich gezogen. Denn den "kurzen Tritt" von Marc-Oliver Kempf gegen den Schalker Amine Harit als strafstosswürdig bewertet zu haben, sei im Rahmen des Ermessens zumindest nicht eindeutig falsch gewesen.
- Anders verhielt es sich, als Schiedsrichter Bastian Dankert im Spiel VfL Wolfsburg – Hertha BSC (2:0) nach 79 Minuten auf Strafstoss für die Berliner erkannte. Da nämlich intervenierte Video-Assistentin Bibiana Steinhaus, denn die Fernsehbilder wichen entscheidend von der Wahrnehmung des Referees ab: Während Dankert "ein Beinstellen von Wolfsburgs Baku gegen den Herthaner Cordoba" erkannt haben wollte, wie es in der Erklärung der Schiedsrichter-Chefs heisst, zeige das Bildmaterial, "dass der Berliner Stürmer zunächst in den Rasen und anschliessend sich selbst an den linken Fuss tritt". Ein Foulspiel von Baku habe deshalb nicht vorgelegen. Eine Einschätzung, der man zustimmen muss. Es mag sich für den Referee auf dem Feld anders dargestellt haben, doch es gab keinen gegnerischen Kontakt, der regelwidrig war.
- Deutscher Fussball-Bund: "Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter ordnet Szenen ein"
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