Der FC Schalke versteht sich und die Welt nicht mehr. Manager Christian Heidel ruft nach fünf Niederlagen in Serie den Abstiegskampf aus. Was die Gründe für den Absturz sind und wie es anderen Teams erging, die so schlecht in die Bundesliga starteten.

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Es sollte Kontinuität her auf Schalke. Endlich. Keine personellen Querelen mehr. Ruhig und besonnen arbeiten können. Dafür haben sie in Gelsenkirchen Manager Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl geholt. Doch nach fünf Spieltagen ist die Aufbruchstimmung dahin. Der FC Schalke steckt tief in der Krise.

Die für viele Millionen Euro neu zusammengestellte Mannschaft liefert nicht, Königsblau ist mit null Punkten und 2:10-Toren Tabellenletzter der Bundesliga. Manager Heidel rief nach dem jüngsten 1:2 bei 1899 Hoffenheim erbost den Abstiegskampf auf.

Das Szenario trifft den Club unerwartet, mit einem derartigen Absturz hatte niemand gerechnet. Dabei gibt es plausible Gründe.

1. Schalke liess sich bei Transfers zu viel Zeit
Spieler, die entscheidende Rollen im taktischen System von Weinzierl einnehmen sollen, kamen viel zu spät zum Team. Diesen Nachteil seiner Transfers muss sich Heidel vorwerfen lassen.

Abdul Rahman Baba (Anfang August/FC Chelsea), Nabil Bentaleb (Ende August/Tottenham Hotspur) und Jewhen Konopljanka (Ende August/FC Sevilla) wurden ebenso spät ausgeliehen, wie Benjamin Stambouli (Ende August/Paris Saint-Germain) spät verpflichtet wurde. Dass sie kollektiv nicht sofort zünden würden, mussten Trainer und Manager absehen.

2. Schalke hat eine Sturmmisere
Königsblau hat mit Klaas-Jan Huntelaar, Eric Maxim Choupo-Moting und Franco Di Santo drei Stürmer in der Schaffenskrise. Di Santo kam seit seinem Transfer im Sommer 2015 nach Gelsenkirchen bei Schalke nie zurecht, bisher traf in dieser Spielzeit nur Huntelaar einmal.

Supertalent Breel Embolo (19 Jahre), den Heidel für kolportiert 22,5 Millionen Euro vom FC Basel holte, hat sich in der Bundesliga noch nicht akklimatisiert. Das Resultat ist ein Sturm, dem die nötige Durchschlagskraft fehlt.

3. Schalke leistet sich krasse individuelle Fehler
Bezeichnend war, wie sich die gesamte Abwehr beim dritten Gegentreffer gegen Köln peinlichst vom 18-jährigen Salih Özcan vorführen liess. Vor allem Naldo, eigentlich als neuer Abwehrchef verpflichtet, leistet sich immer wieder Schnitzer. Das 1:2 bei 1899 Hoffenheim leitete Bentaleb durch einen gravierenden Fehlpass ein.

4. Einige Schalker haben den Ernst der Lage nicht kapiert
"Nach fünf Spielen ohne Punkt sind wir im Abstiegskampf. Das ist noch nicht bei allen angekommen", sagte Heidel im Gespräch mit Sky. "Dem ein oder anderen ist offenbar noch nicht bewusst, wo wir zurecht stehen. Man kann nicht sagen, man ist ein Malocherklub und vergisst das Malochen."

Der Manager monierte mangelnden Einsatz und verwies darauf, dass seine Mannschaft in Sinsheim nach der Führung nur 53 Kilometer gelaufen sei. "Das ist einfach zu wenig." Es herrsche eine Lethargie, die er nicht länger zulassen werde, meinte er. "Das müssen wir abstellen. Dann spielen andere. Die, die dieses Phlegma haben, spielen dann nicht mehr. Dann kommen Leute rein, die malochen."

Wem erging es wie Schalke?

Die Liste derer, die nach fünf Spieltagen noch keine Punkte hatten, ist lang und namhaft. Bemerkenswert: Der Karlsruher SC (1963/64; 13.), Fortuna Düsseldorf (1976/77; 12.), der 1. FC Nürnberg (1981/82; 13.), der 1. FSV Mainz 05 (Saison 2005/06; 11.) und Borussia Mönchengladbach (2015/16; 4.) konnten einst allesamt die Bundesliga halten.

Nur Rot-Weiss Oberhausen (1972/73; 18.), Fortuna Düsseldorf (1991/92; 20.), Hansa Rostock (2007/08; 17.) und zuletzt der VfB Stuttgart (2015/16; 17.) stiegen nach einem ebenso schlechten Start ab.

Was Heidel von solchen Vergleichen hält? "Wenn ich höre, dass Gladbach nach fünf Niederlagen zum Saisonstart noch in die Champions League gekommen ist", sagte der 53-Jährige, "dann ist das fernab jeder Realität."

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