Die Fans von Eintracht Frankfurt sind bekannt für ihre farbenfrohen Choreografien und ihre Unterstützung für die Mannschaft auch bei weit entfernten Auswärtsspielen. Beim Derby vor der Haustür in Mainz aber schlägt die Stimmung um. Ein Spieler wird sogar vom eigenen Anhang beleidigt.

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Seit Frühjahr 2016 ging es für die Frankfurter Eintracht stets bergauf: Niko Kovac rettete die Hessen in der Relegation vor dem Abstieg aus der Bundesliga. In der Saison darauf gelang der Sprung auf Rang elf, 2018 ging es rauf auf Platz acht. Die Saison wurde gekrönt durch den Pokalsieg gegen den FC Bayern.

Im vergangenen Jahr berauschten die Frankfurter ihre Fans unter dem neuen Trainer Adi Hütter mit dem Einzug ins Halbfinale der Europa League.

Jene Festtage mit Partien gegen Inter Mailand, Benfica Lissabon und den FC Chelsea waren stets begleitet von einer unbeschreiblichen Atmosphäre auf den Rängen. Frankfurts Fans sind bekannt für ihre beeindruckenden Choreografien - und gefürchtet für ihren ausgiebigen Einsatz von Feuerwerkskörpern.

Frankfurt-Ultras brennen Pyros ab

Beim Derby in Mainz schossen die Ultras der Eintracht mit ihrem Einsatz von Pyrotechnik im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinaus.

Die 1:2-Niederlage schmerzte sportlich. Der Auftritt des Anhangs, der zuletzt zum Europa-League-Spiel beim FC Arsenal (2:1) verbandsseitig gesperrt worden war, schmerzte aber noch viel mehr.

Die erzieherische Massnahme der UEFA scheint ihre beabsichtigte Wirkung allerdings verfehlt zu haben. Die Begegnung in Mainz konnte erst mit zehnminütiger Verzögerung angepfiffen werden, weil aus dem Frankfurter Block Feuerwerkskörper Richtung Rasen zischten, als dort bereits alles für den Anpfiff gerichtet war. Schiedsrichter Manuel Gräfe bat die Spieler zu deren eigener Sicherheit zurück in den Kabinengang.

Als sich der Nebel einigermassen verzogen hatte, marschierten die Frankfurter Spieler Sebastian Rode und Filip Kostic auf ihre Fans zu. Dabei kam es zum zweiten Eklat des Abends.

Rode und Kostic - beide eigentlich Helden der Fankurve - wurden bei ihrem Versuch, den Anhang zur Vernunft zu bringen, unwirsch verscheucht. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung sollen die Fans Rode mit den Worten "Verpiss Dich!" weggeschickt haben. Das sei über die am Spielfeldrand platzierten Fernsehmikrofone zu hören gewesen, als Rode aus der Kurve zurückkam und Gräfes Assistenten Guido Kleve die Beleidigung mitteilte.

Sebastian Rode will die Wogen glätten

Tags darauf hat sich Rode in einem Tweet geäussert und sich um Deeskalation bemüht. Er heisse Pyrotechnik nicht gut, aber: "Ein 'verpiss dich' von ein oder zwei Leuten auf einem Fussballplatz nehme ich nicht als Beleidigung einer ganzen Fangruppe wahr", empfahl Rode "allen, hier mal den Ball flach zu halten".

Ihn störte vor allem, dass die "Pressevertreter aus einer Mücke einen Elefanten" gemacht hätten.

"Was wir vor dem Anpfiff gesehen haben, war einfach nur destruktiv. Der Sinn dieser Aktion erschliesst sich mir nicht", beklagte derweil Vorstandsmitglied Axel Hellmann: "Ich habe das Gefühl, dass im Moment einige Gruppen gezielt etwas mehr provozieren wollen."

Seien frühere Protestaktionen gegen die Ansetzung von Montagsspielen noch "mit einem Augenzwinkern" versehen gewesen, sei mit dem Zünden der Feuerwerkskörper eine Grenze überschritten worden. "Hier gibt es keine Botschaft", so Hellmann.

"So kann es nicht weitergehen", bilanzierte er. Er wollte damit aber weniger den Trainer aufgrund der schwachen Bundesligabilanz anzählen, als vielmehr eine klare Botschaft an die Fans senden, die in der Vorsaison mit insgesamt 367.000 Euro (Europa League und Bundesliga) die Tabelle der Strafzahlungen an UEFA und DFB anführten: "Auf dem Weg können wir nicht weitermachen. Das schadet Eintracht Frankfurt sehr."

Mit Material der AFP und der dpa
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