Die Bundesliga startet erneut nach der Winterpause – und zwar noch nicht in die Rückrunde, sondern erstmal in den 16. Spieltag. Weil aber seit dem 15. Spieltag sogar die Jahreszahl gewechselt hat, kommt hier der aktuelle Stand der Bundesliga anhand der fünf wichtigsten Fragen.
1. Wie steht's eigentlich im Meisterschaftskampf bzw. gibt es überhaupt einen?
Die Bundesligatabelle sieht im neuen Jahr so aus, wie sie auszusehen hat, wenn man es mit den Bayern hält: Der deutsche Rekordmeister grüsst von ganz oben, das Fuss(ball)volk reiht sich brav dahinter ein. Aktuell haben die Bayern 36 Punkte, Meister Bayer Leverkusen 32 Punkte und – man muss es fast schon abgeschlagen nennen – auf Platz drei liegt Eintracht Frankfurt mit 27 Punkten.
Eine eindeutige Angelegenheit also, warum sollte man sich das Elend bis zur Verleihung der Meisterschale nach München also überhaupt noch antun? Nun erstens, weil der Weihnachtsmann kein Osterhase ist, wie Fussballphilosoph
Und plötzlich ist ein Abstand von vier Punkten gar nicht mal so viel. Spannend wird natürlich, ob Leverkusen sein Momentum mit ins neue Jahr gebracht hat. Der Härtetest am Freitagabend (20:30 Uhr, live bei uns im Ticker) in Dortmund wird Aufschluss geben.
2. Wer darf sich international Hoffnungen machen?
Neben den üblichen Verdächtigen steht aktuell ein Überraschungsteam auf den internationalen Plätzen: Der 1. FSV Mainz 05 ist nach 15 Spieltagen Fünfter – und in der Tabelle damit unter anderem vor Borussia Dortmund und Vizemeister VfB Stuttgart.
Der Mainzer Erfolg in der ersten Hälfte der Saison lässt sich vor allem an drei Faktoren festmachen: Stürmer
Neben den wenig überraschenden Platzierungen 1 und 2 – Bayern und Leverkusen – ist die Eintracht aus Frankfurt aktuell Dritter, vor allem dank des treffsicheren Sturm-Duos Omar Marmoush und Hugo Ekitiké. Ob es so erfolgreich weitergehen wird, ist aktuell fraglich – Manchester City will Marmoush noch im Winter verpflichten (siehe Punkt 5). Fehlen seine Tore in den restlichen 19 Spielen, könnte es auch mit den Champions-League-Plätzen am Ende der Saison ganz schnell ganz eng werden.
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Leipzig steht momentan auf Tabellenplatz vier, die Sachsen peilen sicher die erneute Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison an.
Hinter Überraschungsmannschaft Mainz ist der BVB aktuell nur Sechster. Ein enttäuschendes Ergebnis für die Schwarz-Gelben, die in dieser Saison abermals grosse Schwierigkeiten bei gleichzeitig wenig Konstanz haben. Aktuell wäre nur die Teilnahme an der Conference League drin – zu wenig für die hohen Ansprüche der Dortmunder.
Dicht hinter Mainz und Dortmund, und zwar punktgleich, liegt der SV Werder Bremen, der sich bislang auch durchaus berechtigte Hoffnungen aufs internationale Geschäft machen kann. Ein Tipp, den viele vor dem Saisonstart so wohl auch nicht auf dem Zettel gehabt haben dürften.
Und wo ist eigentlich der VfB Stuttgart, der in der vergangenen Saison sensationell Vizemeister wurde? Der steht momentan nur auf Platz zehn, quasi im Niemandsland der Bundesliga. Doch ganz so dramatisch ist es nicht, der Rückstand auf Mainz beträgt lediglich zwei Punkte. Es wird deutlich: Vor dem Restart der Bundesliga an diesem Freitag geht es in der oberen Tabellenhälfte im Kampf um die internationalen Plätze mehr als spannend zu.
3. Wie sieht es am Ende der Tabelle aus?
Der Abstiegskampf schien in der laufenden Saison zeitweise eine fade Angelegenheit. Der VfL Bochum und Aufsteiger Holstein Kiel taten ihr Bestmögliches, um frühzeitig in die Planung für die nächste Zweitligasaison einsteigen zu können. Doch pünktlich zum Ende des Jahres 2024 übten sich beide Teams in etwas, was der Sportjournalismus gerne "Befreiungsschlag" nennt. Kiel gewann mit 5:1 über einen desaströsen FC Augsburg und ging damit mit acht Punkten ins neue Jahr.
Und auch beim VfL Bochum zeigt die Formkurve leicht nach oben. Mit 2:0 gewann das Team von Dieter Hecking gegen Heidenheim. Macht – zusammen mit den am grünen Tisch gewonnenen drei Punkte gegen Union Berlin (Stichwort: Feuerzeugwurf) – sechs Punkte.
Auf den 1. FC Heidenheim, der mit zehn Punkten auf dem Relegationsplatz steht, ist der Abstand damit gehörig geschrumpft. Auf dem rettenden 15. Platz steht aktuell die TSG 1899 Hoffenheim mit 14 Punkten und damit punktgleich mit Aufsteiger St. Pauli auf Platz 14.
Das Potenzial für einen spannenden Abstiegskampf gibt es also allemal.
4. Welcher Trainer wackelt am meisten?
Drei Trainerwechsel gab es bis zum Restart der Bundesliga – Bochum, Hoffenheim und zuletzt Union Berlin setzten im Laufe der Saison auf einen neuen Coach.
Wen es als Nächsten treffen wird, ist schwer zu sagen. Für die Teams in der oberen Tabellenhälfte gibt es verständlicherweise keinen Grund, etwas in Sachen Trainer zu ändern. Auch Stuttgart (Platz zehn) und Wolfsburg (Platz elf) spielen teils ansehnlichen und guten Fussball, können diesen in dieser Saison bisher aber häufig nicht in Ergebnisse ummünzen.
Marcel Rapp steht bei Kiel seit 2021 an der Seitenlinie, mit den Norddeutschen feierte er vergangene Saison den langersehnten Aufstieg in die Bundesliga. Es ist davon auszugehen, dass Kiel auch im Falle eines Abstiegs an Rapp festhalten wird. Eine Trennung während der Saison erscheint trotz Tabellenplatz 17 derzeit unwahrscheinlich.
Gleiches gilt für Heidenheim, die derzeit auf Relegationsrang 16 stehen. Hier ist mit
Bleiben von den Klubs, die ihren Trainer bislang nicht gewechselt haben, nur noch Augsburg und St. Pauli. Der Aufsteiger aus Hamburg musste im Sommer den Abgang von Erfolgstrainer Fabian Hürzeler verkraften, den es in die Premier League zu Brighton zog. Für ihn übernahm Alexander Blessin. Der Klassenerhalt dürfte das Ziel der Kiez-Kicker sein, diesen hätten sie mit Tabellenplatz 14 aktuell sicher. Grossen Grund für eine Trennung gibt es also eigentlich nicht.
Einen Platz darüber steht der FC Augsburg mit Coach Jess Thorup, der seit Oktober 2023 beim FCA an der Seitenlinie steht. Seine erste Saison in Augsburg schloss Thorup auf einem soliden elften Platz ab, in ähnlichen Gefilden bewegt sich der Klub auch aktuell. Sollte der Start in die zweite Saisonhälfte aber misslingen und der Relegationsplatz näherkommen, wäre Thorup möglicherweise der nächste Bundesliga-Trainer, der seine Koffer packen muss.
5. Was passiert noch auf dem Transfermarkt?
Im Winter-Transferfenster, das erfahrungsgemäss deutlich weniger spektakulär als das im Sommer ist, ist diesmal einiges an Musik drin. Grund dafür sind vor allem die Verfolger von Spitzenreiter FC Bayern. Denn während es die Münchner eher gemütlich angehen lassen, überschlagen sich die Gerüchte vor allem in Dortmund und Frankfurt.
Prominenteste Personalie, wie oben beschrieben: Omar Marmoush. Der Frankfurt-Stürmer und Manchester City sollen sich sogar schon über einen Wechsel einig sein, laut Sky soll bald ein offizielles Angebot folgen. Die Eintracht möchte ihren Angreifer nicht für weniger als 80 Millionen Euro ziehen lassen, heisst es. ManCity möchte aber nicht mehr als 60 Millionen Euro an Ablöse zahlen. Ob man sich einigen kann? Abwarten.
Sollte es tatsächlich zu einem Marmoush-Abgang kommen, könnte es zu einem Bundesliga-Comeback von DFB-Stürmer Niclas Füllkrug kommen. Der Angreifer steht seit dieser Saison bei West Ham unter Vertrag, seine Zeit auf der Insel verlief bislang aber weniger glücklich – auch aufgrund einer Achillessehenverletzung. Laut Sky soll Füllkrug einer von insgesamt vier möglichen Nachfolgekandidaten für Marmoush sein.
Auch beim BVB ist einiges los in Sachen Transfers: Offensiv-Spieler Donyell Malen soll kurz vor einem Wechsel in die Premier League zu Aston Villa stehen – einzig über die Ablösesumme wird angeblich noch verhandelt. Vieles deutet aber auf einen Abschied im Winter hin.
Dafür haben die Schwarz-Gelben offenbar einen äusserst prominenten Nachfolger im Blick: Wie "The Athletic" zuletzt berichtete, soll der BVB an einer Winter-Leihe von Manchester-United-Star Marcus Rashford interessiert sein. Es wäre ein Transfer mit Schlagkraft, der der Bundesliga zusätzlichen Glanz verleihen würde – und ein grosses Ausrufezeichen an die Konkurrenz wäre.
Die Klubs und Spieler haben trotz des Bundesliga-Restarts noch etwas Zeit, um über mögliche Wechsel und Deals zu verhandeln. Das Transferfenster in Deutschland hat noch bis 3. Februar geöffnet.
Verwendete Quellen
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