Heidenheim/Dortmund - Der Grossteil der BVB-Fans dürfte noch im Bett gelegen haben, als Niko Kovac am Sonntagmorgen schon um kurz vor 8 Uhr am Trainingsgelände vorfuhr und seine Arbeit aufnahm. Der Frühstart passt ins Bild des Malochers, der den Profis von Borussia Dortmund mit harter Arbeit endlich dauerhaft ihre Leistungsschwankungen austreiben soll. Kovac soll den Club in dieser bisher verkorksten Saison noch in die Champions-League-Ränge führen.
Auch fussballerisch wieder besser werden
Kovac werde "nicht hexen können", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 2:1 beim 1. FC Heidenheim - dem erlösenden ersten Liga-Sieg des BVB in diesem Jahr. Und doch sind die Erwartungen an den neuen Cheftrainer gross.
Der impulsive Mike Tullberg hat den schwer angeschlagenen achtmaligen deutschen Fussball-Meister als Übergangs-Nachfolger von Ex-Coach
Tullbergs bemerkenswerter Jubel
So gross die Erleichterung bei allen Dortmundern auch war, hat der Sieg bei den abstiegsgefährdeten Heidenheimern dennoch gezeigt: Tullberg hat der Mannschaft vor allem den Glauben, aber noch keinen berauschenden Power-Fussball zurückgebracht. Vieles ist weiter Stückwerk. Offensiv ist der BVB sehr von Serhou Guirassy abhängig, defensiv selten über 90 Minuten sattelfest.
Ausgelassen, ja geradezu ekstatisch hatte Tullberg die drei Punkte auf der Ostalb bejubelt. Wie entfesselt war er vor den Block mit den Dortmunder Fans gerannt. Etwas übertrieben, sagen die einen. Nachvollziehbar, meinen die anderen. Für den BVB ist derzeit eben nichts selbstverständlich - auch ein Sieg in Heidenheim nicht. Um ein Haar hätten die Borussen wie schon eine Woche zuvor gegen Werder Bremen (2:2) am Ende noch eine 2:0-Führung verspielt.
Can: "Mannschaft war ein bisschen tot"
So aber reicht Tullberg, der nun als Trainer zur Dortmunder U19 zurückkehrt, den Staffelstab mit einer fast makellosen Bilanz an Kovac weiter. Der Däne blieb in seinen drei Partien mit den BVB-Profis ungeschlagen, holte zwei Siege und ein Unentschieden. Mit seinen mitunter markigen Worten scheint der 39-Jährige bei den Spielern den richtigen Nerv getroffen zu haben.
"Ich habe den klaren Auftrag vom Verein bekommen, Energie reinzubekommen, den Turnaround zu schaffen. Das haben wir geschafft", analysierte Tullberg. "Als er kam, waren wir eine Mannschaft, die ein bisschen tot war", räumte Kapitän
Wie gut sind die Dortmunder wirklich?
Nun geht also Kovac voran. Nach einer Vorstellung im Kreise der Mannschaft und einer ersten Einheit am Sonntag soll der frühere Trainer von Eintracht Frankfurt, des FC Bayern München und des VfL Wolfsburg in den kommenden Tagen auch öffentlich offiziell präsentiert werden.
Seine Pflichtspielpremiere als BVB-Coach feiert Kovac am Samstag gegen den VfB Stuttgart - ein direkter Konkurrent im Kampf um die Champions-League-Plätze, von denen die Dortmunder aktuell vier Punkte entfernt sind. Nur vier, ist man nach dem phasenweise so desaströsen Saisonverlauf geneigt zu sagen.
Wie gut ist dieser BVB wirklich? Waren die so tragisch verpasste Meisterschaft 2023 und der Einzug ins Finale der Königsklasse 2024 Abbilder wahrer Stärke oder Ausschläge nach oben? Fragen, die die Dortmunder schon lange und intensiv beschäftigen. Die womöglich auch in der Führung unterschiedlich bewertet werden. Und auf die künftig auch Kovac Antworten finden muss. © Deutsche Presse-Agentur
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