Durch den Sieg gegen Werder Bremen hat sich Bayer Leverkusen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte zum Deutschen Meister gekrönt – und das bereits am 29. Spieltag. Die Ungeschlagen-Serie der Werkself hält weiter an. Wer für die Fabel-Saison ganz besonders verantwortlich ist.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der erste Schritt hin zum möglichen Triple ist gemacht: Durch den Sieg gegen Werder Bremen am Sonntagabend ist Bayer Leverkusen zum ersten Mal überhaupt Deutscher Meister.

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Hinter den ersten Wettbewerb kann die Werkself also bereits einen Haken machen, zwei weitere könnten folgen: Am 25. Mai geht es im Finale von Berlin um den DFB-Pokal, gegen Zweitligist Kaiserslautern ist Leverkusen haushoher Favorit.

Für Bayer Leverkusen ist noch das Triple möglich

Und dann spielt das Team von Trainer Xabi Alonso ja auch noch in der Europa League, wo es am vergangenen Donnerstag einen 2:0-Erfolg gegen West Ham United gab. Auch hier ist der Einzug ins Halbfinale also mehr als möglich. Der Traum vom Triple, er lebt in Leverkusen.

Die phänomenale Ungeschlagen-Serie von mittlerweile 43 Pflichtspielen in dieser Saison hält damit weiter an. Einige Spieler stechen aus dem insgesamt stark spielenden Kader nochmals heraus – das sind Leverkusens Meister-Macher:

Jonathan Tah

Jonathan Tah
Stammspieler sowohl bei Leverkusen als auch in der deutschen Nationalmannschaft: Jonathan Tah. © IMAGO/Revierfoto

Nach Ersatztorwart Niklas Lomb ist Tah der dienstälteste Spieler der Leverkusener, bereits seit neun Jahren spielt der Abwehrspieler bei Bayer. Der 28-Jährige ist unumstrittener Stammspieler in der hochkarätig besetzten Defensive, dazu spielt Tah auch fast jede Partie durch.

Tah ist auch massgeblich daran beteiligt, dass Bayer mit bislang lediglich 19 Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr der Liga stellt. Völlig zurecht wird der Nationalspieler auch bei der Heim-EM im Sommer zum Stammpersonal in der Innenverteidigung gehören, das machte Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits klar.

Während in der Bundesliga Kapitän Lukas Hradecky das Tor hütet, rotiert Alonso in Europa League und DFB-Pokal und lässt hier Ersatzmann Matej Kovar den Vorzug. In Abwesenheit von Hradecky führt Tah das Team als Kapitän aufs Feld. Ein klares Zeichen, welchen Stellenwert der Abwehr-Boss innerhalb der Mannschaft hat.

Tahs Vertrag in Leverkusen läuft noch bis Sommer 2025, Gerüchten zufolge soll unter anderem der FC Bayern Interesse an einer Verpflichtung haben.

Alejandro Grimaldo

Alejandro Grimaldo
Alejandro Grimaldo war für Leverkusen ein Mega-Schnäppchen. Der Bundesligist zahlte für den Schienenspieler keine Ablöse. © IMAGO/Moritz Müller

Neben Harry Kane beim FC Bayern ist Grimaldo DER Bundesliga-Königstransfer schlechthin in dieser Saison. Der Spanier wechselte ablösefrei von Benfica Lissabon nach Leverkusen. Angesichts seiner bislang gezeigten Leistungen stellt sich mittlerweile durchaus die Frage, warum kein anderes Team den offensiv eingestellten Linksverteidiger auf dem Zettel hatte.

Grimaldo ist aus der Startelf von Alonso nicht wegzudenken, bis auf wenige Ausnahmen, darunter dem entscheidenden Spiel gegen Bremen, spielte der 28-Jährige immer von Beginn an, die meisten Einsätze davon über die volle Spielzeit. Lediglich in einem Gruppenspiel der Europa League blieb der Spanier ohne Einsatz – ansonsten hiess es: Grimaldo spielt immer!

Statt verletzungs- oder krankheitsbedingten Ausfällen findet man bei Grimaldo Tore und Vorlagen en masse. Alleine in der Bundesliga traf er in den bisherigen 29 Spielen neun Mal selbst, dreizehn weitere Tore bereitete er vor. Damit gehört Grimaldo zu den Top-Scorern der Liga – und das als Abwehrspieler.

Seinen Marktwert konnte der Spanier innerhalb von neun Monaten um 20 Millionen Euro auf nun 45 Millionen Euro steigern. Sein Vertag in Leverkusen läuft bis 2027, seine Leistungen in dieser Saison dürften jedoch etliche Top-Interessenten auf den Plan rufen. Der Grimaldo-Transfer: Wortwörtlich ein Meister-Streich von Geschäftsführer Simon Rolfes.

Jeremie Frimpong

Jeremie Frimpong von Bayer Leverkusen
Jeremie Frimpong gehört bei Bayer Leverkusen zu den Top-Scorern in dieser Saison. © IMAGO/nordphoto GmbH/Meuter

2021 liess sich Leverkusen die Dienste des Schienenspielers elf Millionen Euro kosten, der Niederländer kam damals von Celtic Glasgow. Schon in der vergangenen Spielzeit sorgte Frimpong häufig für Furore, seine Leistung konnte er in dieser Saison aber nochmals steigern, schon jetzt hat er mehr Tore und Vorlagen auf dem Konto als in der Saison 2022/23.

Frimpong ist quasi das Gegenstück zu Grimaldo auf der rechten Seite, gemeinsam bilden sie wohl das derzeit gefährlichste und beste Abwehr-Duo der Welt. Seinen Marktwert konnte der 23-Jährige in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen kontinuierlich steigern, aktuell liegt er bei 50 Millionen Euro – damit gehört er zu den wertvollsten Abwehr- bzw. Schienenspielern auf der rechten Seite überhaupt.

Wie so viele seiner Leverkusener Leistungsträger-Kollegen blieb auch Frimpong in dieser Spielzeit bislang von Verletzungen verschont. Nur in der Europa League und der Bundesliga blieb er jeweils einmal ohne Einsatz, hinzu kommt ein verpasstes Liga-Spiel aufgrund einer Gelbsperre. Auch Frimpong spielt also so gut wie immer.

Erst im vergangenen Oktober verlängerte der 23-Jährige seinen Vertrag beim Werksklub vorzeitig und langfristig bis 2028. Dennoch soll es einige Interessenten geben, unter ihnen abermals der FC Bayern.

Granit Xhaka

Granit Xhaka von Bayer Leverkusen
Zurück in der Bundesliga – und beliebt beim Leverkusener Anhang: Mittelfeldspieler Granit Xhaka. © IMAGO/Jan Huebner/Michael Taeger

Xhaka kennt die Bundesliga bereits, von 2012 bis 2016 spielte er für Borussia Mönchengladbach, danach verschlug es ihn zum FC Arsenal. Was man festhalten kann: Die Rückkehr ins deutsche Fussball-Oberhaus ist für den Schweizer mehr als geglückt.

15 Millionen Euro Ablöse zahlte Leverkusen im vergangenen Sommer für Xhaka, der direkt integriert war und keinerlei Anpassungsschwierigkeiten zeigte. Im Gegenteil: Xhaka übernahm direkt Verantwortung und war schnell der Anführer im Bayer-Mittelfeld.

Auch er hatte bislang nicht mit Verletzungen zu kämpfen, in der Europa League blieb er lediglich zwei Mal ohne Einsatz, ansonsten baut Trainer Alonso voll und ganz auf seinen verlängerten Arm auf dem Platz. Xhaka besticht durch Zweikampfstärke sowie eine gute Übersicht im Aufbauspiel. Ein Transfer-Coup von Rolfes, Xhaka und der etwas offensivere Exequiel Palacios ergänzen sich perfekt in Bayers Mittelfeld-Zentrale.

Mit seinen konstant guten Leistungen entwickelte sich Xhaka schnell zu einem der Fan-Lieblinge in Leverkusen, beim eigenen Anhang ist er besonders beliebt. Was die Fans ebenfalls freuen dürfte: Der Vertrag des 31-Jährigen läuft langfristig bis 2028.

Florian Wirtz

Florian Wirtz von Bayer Leverkusen
Wie lange wird Florian Wirtz noch in Leverkusen bleiben? Etliche Top-Klubs wollen den offensiven Mittelfeldspieler. © IMAGO/Jan Huebner/IMAGO/Jerry Andre

Neben Jamal Musiala vom FC Bayern ist Wirtz die grösste Zukunftshoffnung im deutschen Fussball. Nach seinem 2022 erlittenen Kreuzbandriss ist der erst 20-Jährige wieder voll da – und wohl besser denn je.

Auch Wirtz gehört natürlich zum Stammpersonal von Alonso, im offensiven Mittelfeld besticht er neben Kreativität und Spielübersicht auch durch eigene Abschlüsse und Torerfolge. Nur zwei Spiele verpasste Wirtz in der Europa League, einmal aufgrund von muskulären Problemen. In der Bundesliga hingegen spielte der 20-Jährige bislang immer – seine Bilanz in der Liga: Elf Tore und zehn Vorlagen nach 29 Spielen.

Nicht nur in Leverkusen ist der Offensivspieler unverzichtbar, auch in der Nationalmannschaft ist er schon jetzt einer der grossen Leistungsträger. Bei der Heim-EM wird er mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls in der Startelf stehen.

Wo Wirtz eines Tages landen wird, ist aktuell noch nicht abzusehen – alle grossen Vereine haben ihn auf dem Zettel, allen voran natürlich der FC Bayern. Doch einem möglichen Wechsel in diesem Sommer erteilte Berater und Vater Hans-Joachim Wirtz erst kürzlich eine Absage: "Florian hat Vertrag bis 2027 in Leverkusen. Das wird auch grob die Zeitspanne sein, die er noch in Leverkusen verbringen wird", sagte er Ende Februar dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Interessenten müssen sich also weiterhin gedulden.

Victor Boniface und Patrik Schick

Victor Boniface von Bayer Leverkusen
Victor Boniface hatte keinerlei Anlaufschwierigkeiten in Leverkusen, erst eine Adduktorenverletzung bremste ihn aus. © IMAGO/Malte Ossowski/Sven Simon

Boniface kam im Sommer für eine Ablöse von 20,5 Millionen Euro vom belgischen Klub Union Saint-Gilloise. Fussballfans in Deutschland dürfte er zunächst weitgehend unbekannt gewesen sein.

Dies änderte sich jedoch schnell, denn wie Xhaka oder Grimaldo benötigte auch Boniface keinerlei Eingewöhnungszeit – der Angreifer schlug sofort ein. In seinen ersten 23 Pflichtspielen für Leverkusen netzte der 23-Jährige 16 Mal ein.

Mitte Januar bremste den Angreifer dann eine Adduktorenverletzung jäh aus. Boniface fehlte Leverkusen monatelang, zudem verpasste der Nationalspieler Nigerias den Afrika-Cup im Januar und Februar. Im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Düsseldorf (4:0) feierte Boniface dann das von Team und Fans langersehnte Comeback.

Während sich der eine Stürmer verletzte, konnte der andere seine lange Leidenszeit beenden. Denn auch Patrik Schick hatte mit hartnäckigen Adduktorenbeschwerden zu kämpfen, den Leverkusenern fehlte er insgesamt sogar rund ein Jahr. Nach seinem Comeback und einer kleineren Wadenverletzung griff der Tscheche dann ab Anfang Dezember wieder regelmässig ins Bayer-Spiel ein.

Patrik Schick von Bayer Leverkusen
Patrik Schick fiel über weite Phasen der Hinrunde verletzt aus, mitterweile ist er aber wieder fit – und schoss bereits das ein oder andere wichtige Tor für die Werkself. © IMAGO/Anke Waelischmiller/Sven Simon

Schick ist in dieser Saison der Mann für die wichtigen Tore und hauptverantwortlich dafür, dass die Ungeschlagen-Serie des frischgebackenen Meisters weiterhin besteht. Beim 2:1-Sieg gegen Hoffenheim am 27. Spieltag sorgte er in der 91. Minute für den entscheidenden Treffer.

Noch spektakulärer ging es in der Europa League zu: Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Qarabag Agdam sorgte er mit seinen Toren in der 93. und 97. Minute für den Endstand von 3:2 – gleichbedeutend mit dem Einzug in die nächste Runde. Vor allem in der Europa League zeigte sich Schick bislang besonders treffsicher: Fünf Tore aus sechs Spielen sprechen für sich.

Beide Stürmer sind noch langfristig an Bayer gebunden – Schick bis 2027, Boniface noch ein Jahr länger. Für die Zukunft im Leverkusen-Sturm ist also vorgesorgt.

Xabi Alonso

Leverkusen-Trainer Xabi Alonso
Xabi Alonso führte Leverkusen in seiner zweiten Saison als Bayer-Trainer zum Meistertitel. Auch zumindest in der kommenden Spielzeit wird er noch beim Bundesligisten bleiben. © IMAGO/Jan Huebner/Michael Taeger

Der Macher und das Mastermind hinter dem Meister-Erfolg von Leverkusen. Durch seine Leistungen entwickelte sich der ehemalige Mittelfeldspieler zum derzeit wohl gefragtesten Trainer in ganz Europa.

Etliche Klubs waren hinter dem Spanier her und wollten ihn im Sommer verpflichten, allen voran der FC Liverpool und der FC Bayern, für die er in seiner aktiven Laufbahn jeweils spielte.

Doch erst kürzlich sorgte Alonso für einen echten Paukenschlag, als er ein Treuebekenntnis für Bayer abgab und klarstellte, Leverkusen auch in der kommenden Saison zu trainieren. Die grossen Klubs, sie schauen vorerst in die Röhre.

Alonso verkörpert den Gentleman-Typ an der Seitenlinie, besticht durch Understatement, ruhige Sachlichkeit und taktische Finesse. Alonso, der im Oktober 2022 zu Bayer kam, ist ein Gewinn für die Bundesliga – bleibt abzuwarten, wo es ihn in Zukunft hinziehen wird.

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