Wird Thomas Tuchel doch noch Trainer des FC Bayern? Er ist der aussichtsreichste Kandidat auf die Nachfolge von Jupp Heynckes. Das berichtet zumindest die "Sport Bild". Wir machen den Check: Wie wahrscheinlich ist ein Bayern-Trainer Tuchel? Und wie gut würde er zum Rekordmeister passen?
Jupp,
Gleichzeitig wissen
Bis dahin haben Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness Zeit, sich auf einen neuen Cheftrainer zu einigen:
Bereits vor der Rückkehr von Jupp Heynckes wurde über eine Anstellung des 44-Jährigen spekuliert. Wobei man den Eindruck hatte, dass Tuchel entweder sofort in München übernehmen würde - oder gar nicht. Nach der Heynckes-Verpflichtung schien sein Name kurzzeitig vom Tisch zu sein. Doch die Situation hat sich verändert.
Wie wahrscheinlich ist nun ein Tuchel-Engagement beim FC Bayern? Was spricht dafür? Und was dagegen?
Jupp Heynckes schwärmt von Thomas Tuchel
Bereits bei seiner Antrittsrede Anfang Oktober schwärmte der zurückgekehrte Bayern-Trainer Jupp Heynckes von Tuchel. "Wenn ich daran denke, dass Dortmund Pokalsieger geworden ist, das Jahr zuvor Vizemeister wurde und überragenden Fussball spielt ...", schwärmte der 72-Jährige.
Tuchel hat nicht nur in Heynckes einen Befürworter: Unmittelbar nach der Vorstellung des Trainer-Rückkehrers machte Karl-Heinz Rummenigge deutlich: "Wir haben uns nicht gegen Tuchel entschieden."
Auch Ex-Bayern-Trainer
Thomas Tuchel: Der Taktik-Tüftler und Talente-Entwickler
Wie Pep Guardiola ist Tuchel ein akribischer Tüftler. Beide Fussballlehrer sind Verehrer des schnellen Ballbesitzfussballs und Umschaltspiels. Unter Guardiola spielte der FC Bayern schönsten Fussball - weshalb sollte dies nicht unter Tuchel wieder gelingen?
Klar ist, dass die Mannschaft des FC Bayern im Umbruch steckt: Arjen Robben und Franck Ribéry sind in der Schlussphase ihrer Karriere in München; junge Talente wie Joshua Kimmich, Niklas Süle und Kingsley Coman stehen vor dem nächsten Karriereschritt.
Dass Thomas Tuchel Talente fördern und sie gezielt weiterbilden kann, bewies er in Mainz und in Dortmund. Beispiele sind US-Star Christian Pulisic und der deutsche Nationalspieler Julian Weigl. Beide schafften unter Tuchel den Durchbruch beim BVB. Auch Uli Hoeness‘ Ziel ist es, wieder mehr eigene Talente in die Profimannschaft zu führen.
Das Tuchel-Problem: Charakterlich ein schwieriger Typ
Bei allen Stärken, die Tuchel mitbringen würde, darf der FC Bayern nicht vergessen: Der 44-Jährige verliess Dortmund im Streit. Vor allem menschlich habe die Zusammenarbeit nicht gepasst. So soll Thomas Tuchel beispielweise ein Grund dafür gewesen sein, dass Mats Hummels die Schwarz-Gelben im Sommer 2016 verliess, nachdem Tuchel ihn öffentlich kritisierte.
Im Frühjahr stichelten mehrere BVB-Spieler gegen den Trainer: "Wenn du besonders gelobt wirst vom Trainer, richtest du dich am besten darauf ein, dass du demnächst nicht mal im Kader bist", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" etwa einen Dortmunder Profi, ohne seinen Namen zu nennen.
Das System steht bei Tuchel im Vordergrund, nicht die Herzlichkeit zu den Spielern. Während Pep Guardiola beides unter einen Hut brachte, könnte die schwierige Persönlichkeit Tuchels bei den Bayern-Bossen auf Widerwillen stossen. Zumal Hoeness und Rummenigge bekannt dafür sind, in Spiel- und Spielerfragen mitzureden. Konfliktpotenzial ist zumindest vorhanden.
Tuchel oder Nagelsmann: Zwei Entscheidungen mit Risiko
Bei seiner Vorstellung betonte Jupp Heynckes, dass er sich für Bayern einen "jungen, deutschen Trainer" wünsche. Neben Thomas Tuchel käme auch Julian Nagelsmann in Frage, der mit seinen 30 Jahren einen Höhenflug in Hoffenheim erlebt.
Im Gegensatz zu Nagelsmann hat Tuchel bereits einige Erfolge vorzuweisen. Mit dem BVB wurde er Pokalsieger, Vizemeister und stand ein weiteres Mal im Pokalfinale. Nagelsmann muss sich erst beweisen. Nach einer überragenden Bundesliga-Saison 2016/17 tun sich die Kraichgauer in der Europa League aktuell schwer.
Wozu Nagelsmann im Stande ist und ob er auch bei anderen Vereinen Erfolge feiern würde, ist unklar. Zudem ist Thomas Tuchel derzeit ohne Beschäftigung, ablösefrei zu haben und könnte sich früher auf die Mannschaft einlassen.
Zweifelsohne ist Thomas Tuchel eine wahrscheinliche Option für den FC Bayern. Die Verantwortlichen an der Säbener Strasse müssen sich jedoch auch über Risiken im Klaren sein - und diese im besten Fall frühzeitig aus dem Weg räumen.
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