Tom Starke hatte seine Karriere eigentlich schon beendet. Nun steht er wieder im Tor des FC Bayern - und erlebt seinen x-ten Frühling.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
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"Er ist ein unheimlich positiver, junger Mann." Jung ist sicher nicht der erste Begriff, der einem in den Sinn kommt, wenn es um Tom Starke geht. Der 36-Jährige wirkt eher wie der Typ alter Haudegen. Doch wenn der 72-Jährige Jupp Heynckes über seinen gerade einmal halb so alten Aushilfskeeper spricht, dann ist der Begriff jung dann doch wieder irgendwie passend.

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Eigentlich hatte Starke seine Karriere bereits beendet. Am letzten Bundesliga-Spieltag der Vorsaison gab es Blumen und Präsente. Nicht jeder wird den grossgewachsene Mann mit schüttem Haar, der dort neben den Fussball-Giganten Philipp Lahm und Xabi Alonso zum Abschied in Richtung Tribüne winkte in 30 oder 40 Jahren noch auf den Bildern erkennen. Starke, der als bescheiden, bodenständig und ungemein mannschaftsdienlich gilt, wird das realistisch einordnen können.

Starkes Karriere nahm erst spät Fahrt auf

Starke kam in einem kritischen Moment nach München. Die Bayern hatten gerade ihr Trauma mit dem Finale dahoam hinter sich. Für Starke war der Gang nach München der letzte Karriereschritt in einer Laufbahn, die erst spät richtig Fahrt aufnahm. Starke galt als Talent, als er 1999 als A-Jugendlicher aus Dresden nach Leverkusen wechselte. Sein erstes Bundesliga-Spiel von Anfang an bestritt er Jahre später für den HSV bei Werder Bremen. Es wurde ein 0:6. Ein Spiel, das das öffentliche Bild von Starke lange prägte.

Erst in Hoffenheim 2010 konnte er das öffentliche Bild korrigieren und sich mit unspektakulären aber tadellosen Leistungen Respekt verschaffen. Als der FC Bayern nach dem Karriereende von Jörg Butt Ersatz suchte und Hoffenheim mit Tim Wiese eine neue Ära einleiten wollte, fand das ungleiche Paar dann 2012 zusammen.

Mit Butt hatten die Bayern zuvor gute Erfahrungen gemacht. Im Prinzip gibt es beim FC Bayern zwei Möglichkeiten für die Backup-Lösung hinter einer starken Nummer 1. Ein ganz junger Wilder oder ein erfahrener, solider Mann, der sich mit einer solchen Bank-Rolle anfreunden kann. Butt und Starke waren die zweite Variante.

So überraschte es nicht, dass die Verantwortlichen den Sachsen nach der schweren Verletzung von Manuel Neuer in der laufenden Saison reaktivierten und ihm als Nummer zwei hinter Sven Ulreich das Vertrauen schenkten.

Starke spürt keine Nervosität

In den vergangenen Tagen zahlte er dieses Vertrauen mit guten Partien gegen Frankfurt und Köln zurück. Starke war zwei Mal einer der besten Münchner auf dem Feld, parierte mit seiner grossen Reichweite mehrfach auf der Linie und rettete gegen Köln mit eine Parade gegen Lukas Klünter kurz vor Schluss sogar den Sieg. Starke geniesst seine letzte Runde sichtlich. Druck oder Nervosität - so sagt er es selbst - spürt er nicht mehr.

Starke ist ein Torwart der alten Schule mit etwas unorthodoxer Technik. Gute Reflexe, vorbildliche Fausttechnik, immer bemüht den Ball um den Pfosten ins Aus zu lenken, statt ins Spielfeld zurück. Sein Spiel mit dem Ball hat sich vor allem unter Guardiola deutlich verbessert, genügt den Ansprüchen eines modernen Torwarts aber nicht mehr komplett. Für die Rolle, die er im Moment ausfüllt, ist das jedoch nachrangig.

Bald ist wohl endgültig Schluss

Neun Pflichtspiele hat er in seinen 7 Jahren in München nun absolviert. Dabei hat er 13 Titel gewonnen. Es mag sein, dass nach der zu erwartenden Rückkehr von Sven Ulreich am Wochenende gegen Stuttgart keine weiteren Pflichtspiele hinzukommen. Dafür könnte Starke seine unglaubliche Titelausbeute nach der Saison noch einmal nach oben schrauben.

Dann soll wohl endgültig Schluss sein. Starkes Zukunft liegt weiterhin in der Nachwuchsabteilung der Bayern. Dort trainiert er die Torhüter von morgen mit dem Ziel, dass irgendwann ein echter "junger Mann" in seine Fussstapfen tritt.

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