- DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler ist im Alter von 85 Jahren gestorben.
- Die HSV-Legende war ein Vorbild über Generationen hinweg.
- Für "seinen" HSV schoss er mehr als 500 Pflichtspieltore.
Der deutsche Fussball trauert um eines seiner grössten Idole. Uwe Seeler, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und Stürmerlegende des Hamburger SV, starb am Donnerstag im Alter von 85 Jahren im Kreis seiner Familie. "Mit Uwe Seeler verlieren wir eine Legende des deutschen Fussballs und eine einzigartige Persönlichkeit ohne grosse Allüren, zugleich der ehrliche Arbeiter auf dem Spielfeld wie der geniale Torschütze", schrieb Bundespräsident
"Deutschland trauert um "Uns Uwe", schrieb Bundeskanzler
Schon kurz nach dem Bekanntwerden von Seelers Tod legten Fans am Hamburger Volksparkstadion Blumen auf die bekannte Bronzestatue, die einen Fuss des ehemaligen HSV-Spielers (1953 bis 1972), -Torjägers (507 Treffer in 587 Pflichtspielen) und -Präsidenten (1995 bis 1998) darstellt. Auch vor dem Wohnhaus der Familie in Norderstedt versammelten sich einige Anhänger. "Der HSV verliert mit Uwe Seeler den grössten Sportler seiner Vereinsgeschichte", heisst es in einer Mitteilung des Vereins. Seeler ist Ehrenbürger der Stadt Hamburg und bekam schon 1970 als erster Sportler das Grosse Bundesverdienstkreuz verliehen.
Trotz vier Teilnahmen am Wettbewerb: Seeler wurde nie Weltmeister
Anders als andere DFB-Ehrenspielführer wie Fritz Walter, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Philipp Lahm wurde das HSV-Idol trotz seiner vier WM-Teilnahmen von 1958 bis 1970 nie Weltmeister - 1966 verlor das deutsche Team mit ihm als Kapitän das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion gegen England. Seeler gewann mit seinen Hamburgern auch nur eine deutsche Meisterschaft (1960), einen DFB-Pokal (1963) und nie einen europäischen Wettbewerb.
Was Seeler neben seinen spektakulären Toren und seiner 16-jährigen Nationalmannschafts-Karriere (1954 bis 1970) so populär machte, waren seine Eigenschaften: seine Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Vereinstreue. "Uwe Seeler steht für alles, was einen guten Menschen auszeichnet: Bodenständigkeit, Loyalität, Lebensfreude, zudem war er stets nahbar" sagte der HSV-Sportvorstand Jonas Boldt.
Als Inter Mailand ihn 1961 mit einem Millionen-Angebot nach Italien lockte, blieb der Angreifer trotzdem in Hamburg. Seeler zog Heimat und Familie vor. Ein Traum blieb trotz aller sportlichen Erfolge unerfüllt. "Wenn ich schon bei vier Weltmeisterschaften dabei war, hätte ich auch gern einmal den Titel geholt. Aber ich hatte nicht das Glück. Trotzdem war alles wunderschön. Ich vermisse nichts", sagte Seeler.
Um Uwe Seeler trauert der deutsche Sport deshalb über alle Vereins- und Verbandsgrenzen hinweg. "Uwe war ein wunderbarer Mensch, eines der grössten deutschen Sportidole ist von uns gegangen", schrieb der Weltmeister von 1990 und langjährige Sportchef von Bayer Leverkusen, Rudi Völler. DFB-Präsident Bernd Neuendorf nannte den 72-maligen Nationalspieler "ein Idol für Generationen, ein echtes Vorbild. In Uwe Seeler verlieren wir einen der besten Fussballer, den Deutschland je hatte."
Seeler war für IOC-Präsident Bach ein Vorbild
IOC-Präsident Thomas Bach beschrieb Seeler "mit seiner fussballerischen Leistung, seiner Bodenständigkeit und seiner Vereinstreue für mich in meiner Kindheit und Jugend ein grosses Vorbild". Und auch der Lokalrivale FC St. Pauli würdigte die grosse HSV-Legende: "Uwe war auch am Millerntor immer ein sehr gern gesehener Gast. Wir bedanken uns für alles, was er für den Fussball geleistet hat!", schrieb der Vereinspräsident Oke Göttlich.
Deutschlands erster Fussballer des Jahres hatte zuletzt immer häufiger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Seit einem Autounfall 2010 war Seeler auf dem rechten Ohr taub und beklagte Gleichgewichtsprobleme. Zudem bekam er einen Herzschrittmacher und musste sich einen Tumor in der Schulter entfernen lassen. Mehrmals war er zuletzt in seinem Haus in Norderstedt gestürzt. Einmal hatte er sich dabei die rechte Hüfte und drei Rippen gebrochen. Seeler war daraufhin ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt worden. Danach musste er einen Gehstock nutzen.
Mit seiner Ehefrau Ilka war Seeler mehr als 63 Jahre verheiratet. Sie haben drei Töchter, ihr Enkel Levin Öztunali spielt in der Fussball-Bundesliga für den 1. FC Union Berlin. Über sich selbst sagte das Fussball-Idol im November 2021 kurz vor seinem 85. Geburtstag: "Das Schönste auf der Welt ist doch, normal zu sein. Ich bin stinknormal, und das gefällt mir." Und genauso wird er Millionen Fussball-Fans auch in Erinnerung bleiben. (dpa/fra)
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