Bayern München geht mit einem Personalproblem in die neue Saison: Der Rekordmeister hat derzeit noch ein massives Überangebot an zentralen Mittelfeldspielern. Sportchef Hasan Salihamidzic kündigt Verkäufe an, um den inneren Frieden seines Kaders zu bewahren. Welche Spieler müssen zittern?

Eine Analyse

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Hasan Salihamidzic hat im ersten Jahr seines Schaffens als Sportdirektor des FC Bayern München einiges einstecken müssen. Kritisiert wurde er unter anderem immer dann, wenn er wieder einmal viel geredet, aber wenig gesagt hatte.

Neulich hat sich "Brazzo" aber erstaunlich offen und unmissverständlich über die Zusammensetzung des Bayern-Kaders geäussert.

"Es ist die Pflicht des Vereins, dem Trainer einen Kader zur Verfügung zu stellen, in dem keine Unzufriedenheiten vorprogrammiert sind", sagte Salihamidzic. "Und wir haben - Stand jetzt - neun mehr oder weniger zentrale Mittelfeldspieler für wahrscheinlich nur drei Positionen."

Salihamidzic spricht dabei offensichtlich von Arturo Vidal, Sebastian Rudy, Javi Martínez, Corentin Tolisso, James Rodríguez, Thiago, Thomas Müller sowie dem Neuzugang Leon Goretzka von Schalke 04 und Rückkehrer Renato Sanches. Auf wen könnte der neue Trainer Niko Kovac setzen?

Der Franzose Tolisso kehrt als Weltmeister aus Russland zurück und dürfte daher erst mal gute Karten haben.

Auch James hatte bei der WM starke Momente, bevor er verletzt bei der Achtelfinalniederlage gegen England nur zuschauen konnte; um dem Kolumbianer ranken sich aber Gerüchte um eine Rückkehr zu Real Madrid.

Bei Eintracht Frankfurt bevorzugte Kovac sehr robuste Mittelfeldspieler in der Zentrale - als Rückschluss auf seine Entscheidungen hinsichtlich seines neuen Kaders muss das aber nicht gelten. Dafür unterscheidet sich der Bayern-Fussball vom Eintracht-Fussball auf zu vielen Ebenen.

Der grundsätzliche Gedanke eines Auf- und Abräumers im Mittelfeld dürfte Kovac aber auch als Bayern-Trainer gefallen.

Was wird aus Arturo Vidal?

Martínez, Vidal, Goretzka und sogar Sanches gehören in diese Kategorie. Martínez ist zwar immer mal wieder verletzt und hat auch schon bessere Spielzeiten hingelegt als die letzte, wird in München aber unumstritten bleiben. Zumal er auch in der Innenverteidigung einsetzbar ist.

Bei Vidal sieht das schon anders aus. Der Chilene hat nur noch einen Vertrag bis zum Sommer 2019 und ist mittlerweile auch schon 31 Jahre alt. Die Voraussetzungen auf noch eine Saison im roten Trikot sind nicht besonders gut. Diesen Sommer bekommen die Bayern bei einem Verkauf wenigstens noch ein paar Euro.

Mit Goretzka kommt zudem ein starker Spieler zwischen beiden Strafräumen, wie es auch Vidal ist - nur ist Goretzka eben acht Jahre jünger.

Der Ex-Schalker schleppt mit der missratenen WM zwar die erste grosse sportliche Enttäuschung seiner noch jungen Karriere mit nach München. Aber er wurde ja auch als Versprechen für die Zukunft geholt.

Renato Sanches hatte in München nach einer weiteren verlorenen Saison als Leihspieler in Swansea eigentlich keine Perspektive mehr; mit Kovac als neuem Trainer hat der 20-Jährige aber offenbar eine neue Chance. So erzählt es jedenfalls Salihamidzic.

Thomas Müller hat seinen Nimbus als unantastbare Offensivkraft zwar ein bisschen eingebüsst, das mit Abstand schlechteste seiner fünf grossen Turniere mit der Nationalmannschaft hat ein paar Dellen hinterlassen.

Müllers Status als Allzweckwaffe bei den Bayern, auch als Identifikationsfigur, dürfte aber auch diese WM nichts anhaben.

Der unterschätzte Rudy

Bleiben noch Sebastian Rudy und Thiago. Der Spanier mit den Zauberfüssen kann an einem guten Tag gegnerische Linien mit seinen Pässen zerschneiden, an einem weniger guten verliert sich Thiago aber in Schnörkelei.

Eigentlich müsste ein Spieler dieser Kategorie selbst in einer Mannschaft wie der der Bayern längst eine tragende Rolle übernommen haben. Aber Thiago ist in dieser Beziehung bisher immer ein Teilzeitarbeiter geblieben.

Die Gerüchte um eine Rückkehr nach Barcelona halten sich ähnlich hartnäckig wie bei James und Real, die spanische "As" schreibt sogar schon davon, dass die Bayern dem Spieler die Freigabe für einen Wechsel erteilt hätten.

Rudy ist auf den ersten Blick der kleinste Name auf der Liste. Aber der Nationalspieler, der bei seinem ersten Einsatz gegen Schweden überzeugte und nur von einem Nasenbeinbruch gestoppt werden konnte, ist ein unterschätzter Taktgeber. Er ist ein Spieler, der eine Partie beruhigen, aber auch aus dem Nichts schnell machen kann.

Solange sich der neue Trainer Niko Kovac aber nicht detailliert zu seinen Vorstellungen äussert und solange nicht alle Spieler wieder im Trainingsbetrieb sind, wird fleissig spekuliert werden. Sicher ist wohl nur, dass die Bayern nicht mit allen genannten Spielern in die neue Saison gehen werden.

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