Im Internet fahren Panzer mit BVB-Logo vor: Borussia Dortmunds umstrittener Sponsoring-Deal treibt Blüten. Ähnliche Vorfälle gab es bereits in der Vergangenheit.

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Vor allem in sozialen Netzwerken bekommt Borussia Dortmund Häme für seinen Sponsoring-Deal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall.

Mit dem schwarz-gelben Vereinslogo des Bundesligisten verzierte Panzer sollen angeblich zeigen, was auf die Fans künftig zukommt. Der BVB ist nicht der erste Profiklub aus Deutschland, der sich für einen umstrittenen Werbevertrag rechtfertigen muss. Bekannte Beispiele aus der Vergangenheit:

Beim FC Bayern stellt sich die Frage der Menschenrechte

Für zwei aufeinanderfolgende Deals wird der FC Bayern hart angegangen: Nachdem im Sommer 2023 die umstrittene Partnerschaft mit Qatar Airways endet, geht der deutsche Rekordmeister Beziehungen mit dem ostafrikanischen Land Ruanda ein.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch übt scharfe Kritik an der auf fünf Jahre ausgelegten Partnerschaft mit der Tourismus-Kampagne "Visit Rwanda". "Das ist ein Staat, in dem Menschenrechte mit Füssen getreten werden", mahnt Deutschland-Direktor Wenzel Michalski. Denn die regierende Rwandan Patriotic Front (RPF) besitzt die Kontrolle über den politischen Raum in dem kleinen Land mit rund 14 Millionen Menschen.

Vor dem Ruanda-Deal war der seit 2018 laufende Vertrag mit der Fluggesellschaft Qatar Airways ausgelaufen. Auch Katar wird wegen der Menschenrechtslage und der Situation für ausländische Arbeiter scharf kritisiert.

Ukraine-Konflikt sorgt für Gazprom-Aus bei Schalke 04

Als der FC Schalke 04 zur Bundesligasaison 2007/2008 den russischen Energiekonzern Gazprom als Trikotsponsor präsentiert, ist Kritik programmiert. Gazprom, ein staatlich kontrolliertes Unternehmen mit Monopolstellung auf dem russischen Gasmarkt, steht unter dem Verdacht, politische Instrumentalisierung zu betreiben.

Der Verein verteidigt die Partnerschaft mit wirtschaftlichen Argumenten und verweist auf die finanziellen Vorteile, die der Sponsorenvertrag mit sich bringt. Für den finanziell angeschlagenen Traditionsklub ist es damals von grosser Bedeutung.

Trotz Kritik bleibt das Gazprom-Logo über viele Jahre auf den Trikots der "Knappen". Erst mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wird die Zusammenarbeit mit Gazprom beendet und im März 2022 durch das Wohnungsunternehmen Vivawest ersetzt.

VfB Stuttgart: Trikotsponsor aus der Glücksspielbranche ist kein Novum

Kritik hagelt es auch beim Bundesligisten VfB Stuttgart im vergangenen Sommer. Seit Beginn der Saison 2023/2024 ziert der Pariser Onlinewettanbieter Winamax das Trikot des aktuellen Vizemeisters. Der Deal soll dem Verein bis 2026 rund 6,5 Millionen Euro pro Saison bescheren.

Partnerschaften mit Online-Sportwetten-Anbietern sind in Deutschland keine Neuheit: Die Bayern kooperieren mit Tipico, Champions League-Finalist Borussia Dortmund mit Bwin oder auch Hauptstadt-Klub Hertha BSC mit Crazybuzzer.

Unheilvolle Liaison mit Wiesenhof: Werder verliert Mitglieder

Für einen regelrechten Aufschrei sorgt 2012 die Partnerschaft des SV Werder Bremen mit dem Geflügelkonzern Wiesenhof.

Zu Beginn der Kooperation protestieren Werder-Fans und Tierschützer vehement gegen den Trikotsponsor und werfen dem Unternehmen Tierquälerei vor. Das umstrittene Sponsoring mit dem Geflügelfabrikanten führt kurz nach der Bekanntgabe auch zu Vereinsaustritten: Rund 340 Fans kehren dem Klub aus Protest den Rücken zu. Das sind etwa ein Prozent der Mitglieder.

Ganze zehn Jahre ziert die Firma aus dem niedersächsischen Visbek das Trikot der Bremer und bleibt auch bis Februar 2023 Hauptsponsor des Fussballvereins. Kurz nach der Trennung gibt Werder Bremen das Bauunternehmen Matthäi als neuen Hauptgeldgeber bekannt.

Wo Red Bull drin ist, aber nicht draufstehen darf

Sportlich gesehen ist der Bundesligist RB Leipzig eine Erfolgsgeschichte. Nur sieben Jahre nach der Gründung 2009 steigen sie in die oberste Spielklasse auf, zuletzt gewinnen die Sachsen 2022 und 2023 den DFB-Pokal. Auf der anderen Seite stehen Vorwürfe: RB Leipzig sei ein künstlicher Verein, der sich Erfolge mit Geld vom Mutterkonzern erkauft.

Viele Fans werfen dem Leipziger Verein vor, die 50+1-Regelung ausgehebelt zu haben, wonach ein externer Geldgeber nie die Stimmenmehrheit besitzen darf. Red Bull musste sich nicht bei einem anderen Verein einkaufen, sondern gründete selbst einen. Zur Saison 2009/2010 übernahm RB das Startrecht des SSV Markranstädt in der Oberliga Nordost. Seitdem lautet ein Vorwurf: RB Leipzig sei nur da, um eine Dose zu bewerben.

Dass der Unternehmensname bei RB Leipzig nicht im Vereinsnamen steht, ist den Statuten des Deutschen Fussball-Bundes geschuldet. Werbung im Klubnamen ist demnach verboten. Also musste ein Kunstgriff her, um das maximal Mögliche bei der PR zu erreichen: RasenBallsport, abgekürzt RB, wie Red Bull. (dpa/ms)

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