Es wird ernst im Milliardenpoker. Die Deutsche Fussball Liga (DFL) vergibt die deutschsprachigen Medienrechte an der Bundesliga und der 2. Liga. Die Auktion beginnt am Montag. Die ganze Branche blickt gespannt auf das Ergebnis.
Was steht an?
Die Deutsche Fussball Liga (DFL) wird bei einer Auktion, die turnusmässig alle vier Jahre auf dem Programm steht, die deutschsprachigen Medienrechte des Profifussballs (Bundesliga plus 2. Liga) für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 verkaufen.
Dabei geht es um Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg sowie die deutschsprachigen Gebiete in Ostbelgien und Südtirol. Ende Februar hatte das Bundeskartellamt das Auktions-Modell der DFL abgesegnet.
Worum geht es?
Wie immer bei der Rechtevergabe um die mittelfristige Zukunft, schliesslich stellen die Erlöse die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Klubs dar. Diesmal bangen die Klubchefs aber noch mehr als sonst, denn der unruhige Markt bereitet Sorgen.
Derzeit erhalten die 36 Profivereine rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison – was bereits einem jährlichen Minus von 100 Millionen im Vergleich zum vorhergehenden Zyklus entspricht. Aufgrund der kolportierten wirtschaftlichen Probleme der möglichen Interessenten wird über einen weiteren Rückgang der Einnahmen unter die Milliardengrenze spekuliert.
Wie sollen Verluste verhindert werden?
Um das versprochene "innovative Topmedienprodukt auf Weltniveau" zu liefern und teuer zu verkaufen, soll es künftig Kurz-Interviews nach der Busankunft oder Zugänge zur Kabine geben. Die Vereine sollen "mehr Nähe zulassen".
Pay-TV-Anbieter sollen schon während der Spiele Highlight-Clips für die eigenen Social-Media-Kanäle aufbereiten dürfen. "Die DFL geht selbstbewusst in die Ausschreibung", heisst es vom Ligaverband.
Was ist neu bei der Ausschreibung?
Die wichtigste Änderung ist der Wegfall der sogenannten "No-Single-Buyer-Rule". Der Verkauf der Rechte an Live-Spielen ist künftig wieder an nur einen Anbieter möglich – also könnte ein Abo für die Fans ausreichen. Möglich ist aber auch der umgekehrte Fall. Da es vier verschiedene Pakete für das Pay-TV zu ersteigern gibt, könnten am Ende auch vier Abos nötig sein.
Bis zum Ende der laufenden Periode teilen sich der Bezahlsender Sky und die Streamingplattform DAZN die Rechte an den Live-Partien – bis auf wenige Begegnungen, die im Free-TV bei Sat.1 laufen.
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Wer sind die Interessenten?
Die üblichen Verdächtigen Sky und DAZN werden als erste Anwärter gehandelt. Wie immer hofft die DFL aber auf Konkurrenz, um den Erlös zu steigern. Dabei wird unter anderem RTL mit seinem Pay-TV-Kanal RTL+ genannt. Auch Amazon, die Telekom, Apple und Disney werden wieder einmal ins Spiel gebracht.
Wie sieht es für die "Sportschau" aus?
Die Zukunft der Zusammenfassungen am Samstagabend in der ARD bleibt offen. Die DFL schreibt zwei Rechtepakete für die Free-TV-Erstverwertung aus: von 18 bis 20:15 oder von 19:15 bis 20:15 Uhr. Alle Free-TV-Sender können dafür Angebote abgeben.
Mindestens neun Spiele werden live im Free-TV übertragen. Zudem kann es vermehrt zu Kooperationen zwischen Pay- und Free-TV kommen. Zuletzt waren Sky und RTL eine Partnerschaft für zwei Jahre eingegangen.
Was ist mit dem Spielplan?
Fans und Klubs müssen sich nicht an neue Anstosszeiten gewöhnen. Lediglich werden pro Saison 15 statt bisher zehn Spiele sonntags um 19:30 Uhr für Teilnehmer am Europapokal ausgetragen. Damit reagiert die DFL auf den neuen Modus der europäischen Wettbewerbe wie Champions League oder Europa League.
Wie sieht der Ablauf der Auktion aus?
Ab Montag wird sich ein Teil der DFL-Führungsriege wie aus der Vergangenheit gewohnt an einen geheimen Ort zurückziehen – der unter Ex-Boss Christian Seifert gerne als "War Room" bezeichnet wurde. Knapp zwei Wochen soll die Auktion laufen, bei der die Interessenten ihre Angebot abgeben.
Was passiert danach?
Traditionell wird sich nach dem Verkauf darum gestritten, wer wie viel Geld bekommt – und darum, wie endlich mehr durch die Auslandsvermarktung (derzeit rund 200 Millionen) erzielt werden kann. Doch diesmal könnten die Stücke vom Kuchen für alle Klubs kleiner ausfallen. Grund ist der geplatzte Einstieg eines Investors.
Wie sehen die Auswirkungen aus?
Um die auf 600 bis 700 Millionen Euro taxierten Kosten für Investitionen in den nächsten fünf bis sechs Jahren zu stemmen, wird die "Binnenfinanzierung" favorisiert. Im Klartext würde das bedeuten, dass die DFL die nötigen Summen einbehält und nicht an die Klubs ausschüttet. Zwangsläufig würden die Gehälter der Profis, Berater und Manager sinken.
Gibt es bereits Entwicklungen?
Zuletzt hat die DFL Regionalkonferenzen mit Gesprächen über die Zukunft abgehalten. Die Pläne für eine eigene Streamingplattform wurden offenbar verschoben, weil das Geld dafür fehlt. Zudem soll sich das Präsidium nach der Rechtevergabe um die grundsätzliche Ausrichtung des deutschen Profifussballs Gedanken machen. (SID/ms)
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