Zwei Spieltage vor dem Bundesliga-Finale fehlen Schlusslicht Hertha BSC sechs Punkte zur Rettung und deren fünf zum Relegationsplatz. Den belegte der Klub auch im Vorjahr, als der Klassenerhalt gegen den HSV gelang. Diesmal aber sind die Aussichten noch viel schlechter. Das gilt für das Personal und die Finanzen.
Quo vadis, Hertha BSC? Eine Frage, die sich die meisten Berliner Fans stellen. Am 33. Spieltag könnte der sechste Abstieg des zweimaligen Deutschen Meisters aus der Bundesliga bittere Gewissheit sein. Und dann? Mit dem Gang in die 2. Bundesliga begänne für die krisengeplagte Hertha eine beschwerliche Reise. Probleme wie die gefährdete Lizenz, die dringend nötige Sanierung und der sportliche Umbruch sind nur einige Baustellen.
"Jetzt haben wir erst einmal noch zwei Spiele. Die wollen wir erfolgreich bestreiten und schauen, was am Ende rauskommt", sagte Sportdirektor Benjamin Weber nach der Mitgliederversammlung am 14. Mai: "Aufgeben werden wir nicht. Aber natürlich werden wir uns mit dem Erst- oder Zweitligaszenario auseinandersetzen."
Der Abstieg droht: Pal Dardai will nicht "labern"
Da das Tabellenschlusslicht zwei Spieltage vor Saisonende fünf Punkte Rückstand auf Schalke 04 auf Relegationsrang 16 hat, dürfte es mit dem Wunder von Berlin schwer werden. Am 20. Mai (15:30 Uhr/Sky) gegen Keller-Rivale VfL Bochum und im Saisonfinale beim VfL Wolfsburg am 27. Mai braucht es Siege. "Wir haben noch eine kleine Hoffnung", sagte Trainer Pal Dardai: "Aber ich will nicht labern. Es ist nicht mehr in unserer Hand."
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Doch selbst wenn der Klassenerhalt gelingt, ist aktuell nicht gesichert, dass der Hauptstadtklub in der Bundesliga spielen darf. Auch die Mitglieder fragten: Wie real ist die Gefahr, wegen der wirtschaftlichen Schieflage keine Lizenz zu erhalten? "Sie ist da, wenn wir die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit nicht nachweisen", sagte Geschäftsführer Thomas Herrich: "Wir sind mit Hochdruck dran und zuversichtlich, dass wir die Lizenz erhalten werden." Bis zum 7. Juni läuft die Frist der Deutschen Fussball Liga.
Bei Hertha BSC seien "250 Millionen Euro verbrannt" worden
Bestandteil dieses Nachweises ist die Zusicherung des neuen Investors 777 Partners, 100 Millionen Euro für die Sanierung bereitzustellen. "777 ist ein Teil davon, aber es bedarf noch weiteres", so Herrich. Denn die finanziellen Probleme sind riesig. "In den letzten Jahren ist so viel passiert, dass wir sagen können: Da wurden 250 Millionen Euro verbrannt", betonte Hertha-Präsident Kay Bernstein: "Das ist ein Irrsinn, der nie wieder passieren darf."
Gemeint ist damit das Investment des mittlerweile abgelösten Geldgebers Lars Windhorst, das insgesamt 374 Millionen Euro betragen hatte. Zudem muss im Herbst eine 40-Millionen-Euro-Anleihe bedient werden, während Hertha unter den hohen Personalkosten ächzt, die in den vergangenen Jahren über 90 Millionen Euro betrugen.
"Zecke" Neuendorf: "Keiner hat den Nachweis erbracht, erstligatauglich zu sein"
Da will Herrich ansetzen, um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts in der Saison 2025/26 zu schaffen. 30 Prozent der Kaderkosten wolle er reduzieren, bei einem Abstieg wären es gar 50 Prozent. Das bedeutet zwangsläufig grosse Umwälzungen in der Mannschaft. Laut Lizenzspielerchef Andreas "Zecke" Neuendorf sei "jeder verkäuflich, weil keiner von denen den Nachweis erbracht hat, dass sie erstligatauglich sind."
Qualitätsspieler wie Dodi Lukebakio (elf Saisontore) oder Lucas Tousart dürften für einen Zweitligisten in Herthas Lage zu teuer sein und würden etwas Geld in die leere Kasse spülen. Da davon aber nur wenig in die Mannschaft reinvestiert werden dürfte, wäre auch in Liga zwei der "Berliner Weg" mit eigenen Talenten wie Sturm-Tank Jessic Ngankam das Mittel der Wahl.
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Und an der Seitenlinie? Viele Fans wünschen sich Dardai, eigentlich nur nach dem Rauswurf von Sandro Schwarz eingesprungen, als Architekten des Neuanfangs. Aber erst nach Saisonende will sich die Hertha mit dem Ungarn "ergebnisoffen zusammensetzen." (sid/hau)
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