Die Saisonbilanz des FC Bayern lautet: Meisterinnen, zwei Siege gegen den VfL Wolfsburg – und die Niederlage im DFB-Pokalfinale. Was ist vom Duell der zwei Topclubs nächste Saison zu erwarten? Und wer spielt noch oben mit?

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Kräftemessen mit neuen Vorzeichen?

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Als mit Blick auf die Tabelle in der 1. Bundesliga der Frauen kurz vor Ende der Saison öfter das Wort "Wachablösung" fiel, waren die Protagonisten und Protagonistinnen beim VfL Wolfsburg wenig amüsiert. Denn gemeint war eine mögliche Wachablösung des Serienmeisters durch die Frauen des FC Bayern München, die sich in dieser Saisonphase anschickten, zum zweiten Mal nacheinander den Titel in der Liga zu holen. Zudem standen sie im DFB-Pokalfinale – gegen den VfL.

Am Ende konnte sich Bayern nach einer in der Liga ungeschlagenen Saison erneut als Meisterin krönen. Seit Wolfsburg in der Saison 2012/13 erstmals die Schale geholt hatte, war ein Titel samt der Verteidigung in der Folgesaison nur einmal einem anderen Team als dem VfL selbst gelungen: Das waren in den Saisons 2014/15 und 2015/16 ebenfalls die Münchnerinnen. Insgesamt siebenmal ging die Schale seit 2012/13 an den VfL Wolfsburg, zwischen 2017 und 2020 gleich viermal nacheinander.

Wachablösung in 45 Minuten

Den DFB-Pokal aber holten sich zum zehnten Mal in Folge die Wölfinnen, die Bayern München im Finale in Köln mit 2:0 besiegten. Während des Spiels war der Wille der Wolfsburgerinnen so spürbar wie nach Abpfiff die Erleichterung. Kapitänin Alexandra Popp hatte im Vorfeld der Partie gesagt, eine Wachablösung bedeute für sie, konstant Titel zu holen – und das müssten andere Clubs dem VfL erstmal nachmachen. Für Popp war es gar der 13. DFB-Pokaltitel.

Es ist ein für die Diskussion amüsanter Fakt, dass die berühmte Wachablösung am Buckingham Palace etwa 45 Minuten dauert, und damit so viel wie die Halbzeit eines Bundesligaspiels. In der Liga hat der FC Bayern nicht nur das Heimspiel gegen Wolfsburg gewonnen, sondern auch erstmals seit 2008 in Wolfsburg. Das 4:0 im März, mit dem der Abstand zum VfL auf sieben Punkte anwuchs, war ein wichtiger Baustein für die letztendliche Meisterinnenschaft.

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Bewegung bis in die Spitze der Liga

Ein spielerischer Faktor in der neuen Saison wird zweifellos die Bayern-Verpflichtung von Lena Oberdorf. Zudem konnten die Münchnerinnen mit ihrem Cheftrainer Alexander Straus bis 2026 verlängern. VfL-Trainer Tommy Stroot wird den Verein nach der kommenden Saison aus familiären Gründen verlassen. Dann enden auch die Verträge mit vielen Leistungsträgerinnen. Sportdirektor Ralf Kellermann und Kapitänin Popp haben zuletzt offensiv eine Verbesserung der Bedingungen für das Frauenteam gefordert.

Für den VfL kann die neue Saison zu einer wegweisenden werden. Als Early Adopter ist der Verein in den vergangenen gut zehn Jahren in die Lücke gestossen, die sich im Fussball der Frauen auch durch Schwächen bei den traditionellen "Frauenvereinen" aufgetan hat. Aber nicht nur der FC Bayern hat zuletzt national aufgeholt, auch die Eintracht aus Frankfurt mit der Übernahme des 1. FFC und der schnellen Anbindung der Frauen an den Gesamtverein.

Gute Bedingungen finden Spielerinnen zudem bei der TSG Hoffenheim. Essen als in der nun abgelaufenen Saison einziger traditioneller Frauenfussball-Verein fördert intensiv den eigenen Nachwuchs und ist immer für eine Überraschung gut. Es ist nicht das erste Mal, dass im Fussball der Frauen hierzulande Kräfteverhältnisse in Bewegung kommen. So hoch oben an der Spitze war es lange nicht mehr so spannend. Für den Sport insgesamt ist das aber ein Gewinn.

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