Es ist die Cinderella-Story der laufenden Bundesliga-Saison: der märchenhafte Aufstieg des SV Werder Bremen. Vom Tabellenletzten unter Viktor Skripnik zum ernstzunehmenden Kandidaten auf die Europa-League-Plätze unter Alexander Nouri. Aber was sind die Gründe für Werders Aufschwung?
Als Alexander Nouri nach drei Bundesligaspieltagen den SV Werder Bremen übernahm, hätten die Bedingungen kaum schlechter sein können. Tabellenletzter. Ein Torverhältnis von 2:12. Und der - wer hätte es zum damaligen Zeitpunkt gedacht - grösste Ausfall:
Langzeitprojekt Nouri
Drei Spiele unter Nouri als Interimstrainer, vier Punkte. Offenbar genug für Sportchef Frank Baumann, der Nouri zum Cheftrainer beförderte. Das Ergebnis? Zunächst ernüchternd. Nach 16. Spieltagen überwinterte Bremen als Tabellen-15. - in unmittelbarer Abstiegsgefahr.
Aber Baumann vertraute auf Nouri, gab ihm und der Mannschaft Zeit. Auch nach vier Pleiten zum Rückrundenstart geriet niemand in Bremen in Panik. Alexander Nouri ist der Trainer der Zukunft. Er bekam die Unterstützung des Vereins, der Fans, bekam die Zeit die er brauchte - es sollte sich auszahlen.
Kompakte Defensive
Am 21. Spieltag stellte Nouri erstmals das System um. Mit bis dato 42 Gegentoren war Bremen die Schiessbude der Liga. Aus der Dreierkette um Veljkovic, Sané und Moisander formierte er eine kompaktstehende Viererkette.
Der Systemwechsel zündete. Das 2:0 gegen den 1. FSV Mainz 05 leitete die unglaubliche Rückrunden-Aufholjagd der Grün-Weissen ein.
Aus einer stabilisierten Defensive heraus schaffte es Bremen bis heute elf Spiele in Folge ohne Niederlage zu agieren - und nur neun Gegentreffer zuzulassen. Das zentrale Mittelfeld um Junuzovic, Eggestein und
Neuzugänge zünden
Vor allem Winterneuzugang Thomas Delaney schlug sofort ein und war bis zu seiner Verletzung am 27. Spieltag gegen den FC Schalke 04 kaum aus der Startaufstellung wegzudenken. Mit Moisander und Florian Kainz zeigen sich mittlerweile auch die beiden Sommerneuzugänge als wichtige Stützen im Team - Sportchef Frank Baumann scheint alles richtig gemacht zu haben.
Das einzige Sorgenkind momentan: Serge Gnabry. Der Sommer-Toptransfer war einer der wenigen Lichtblicke der Hinrunde. Eine Muskelverletzung warf den 21-Jährigen zurück. Die Mannschaft funktioniert unter Nouri mittlerweile aber auch ohne ihn - auch dank seines kongenialen Sturmpartners.
X-Faktor: Max Kruse
Max Kruse, der einen Grossteil der Hinrunde mit Aussenbandproblemen pausieren musste, ist so stark wie nie zuvor. Bereits 19 Torbeteiligungen hat der ehemalige Gladbacher in dieser Saison - alleine 13 in den vergangenen sechs Spielen.
Am Freitagabend wartet der 1. FC Köln. FC-Coach Peter Stöger ist beim Gedanken an eine weitere Kruse-Show ganz bange. "Es ist erfreulich, dass er die Schlagzeilen wieder auf seiner Seite hat. Weniger positiv ist, dass er Freitag gegen uns spielt", sagte er dem "Express".
Mit der andauernden Unterstützung der Fans hat Werder Bremen unter Nouri den Abstiegskampf angenommen und ist nun auf dem besten Weg in die Europa League.
Ein Ziel, das der Coach mittlerweile nicht mehr ausschliesst. "Ich habe gegen das Wort Europa nichts. Ich bin ja nicht die AfD", scherzte Nouri auf der PK vor dem Köln-Spiel.
Gegen den direkten Kontrahenten aus der Domstadt könnte den Bremern am Freitag ein Big Point gelingen. Das Europa-Märchen scheint in die spannende Phase zu gehen.
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